Música Mallorca geht in die zwölfte Saison

Toyo Tanaka: Ja, eine Kommission von Politikern und Kulturschaffenden aus Berlin und Brandenburg hat mich zum künstlerischen Direktor des Festival Musica Allegro ernannt. Das Festival wird das erste Mal im April 2015 auf dem historischen Landgut A. Borsig in Nauen stattfinden.

MM: Ist das ein langsamer Abschied von Mallorca?

Tanaka: Nein, ganz im Gegenteil. Die Kommission hat mich unter anderem auch ausgewählt, um einen kulturellen Austausch beider Festivals aufzubauen und zu verbinden. Wir arbeiten also weiter sehr eng mit mallorquinischen Künstlern zusammen. Außerdem können wir für beide Festivals Künstler verpflichten, wenn es das Programm erlaubt.

MM: Was meinen Sie damit?

Tanaka: Es ist für Künstler immer interessant, mehrere Konzerte zu singen. Allerdings käme eine Zarzuela zwar für Mallorca in Frage, aber sicher weniger in Deutschland. Doch wir planen zum Beispiel den Chopin-Abend, der dieses Jahr in der Kartause von Valldemossa stattfindet, auch nach Deutschland zu transportieren. Zudem werden wir im April wieder in der Berliner Philharmonie sein, mit den Berliner Symphonikern und 120 Chormitgliedern des Teatre Principal de Palma.

MM: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Musikern der Insel?

Tanaka: Anfangs war eine intensive Kooperation nicht leicht. Mittlerweile arbeiten wir sehr eng mit vielen mallorquinischen Sängern und Musikern zusammen, mit der Capella Mallorquina und dem Chor des Teatre Principal unter ihrem Direktor José María Moreno und auch mit Marcelino Minaya, dem Geschäftsführer des Sinfonieorchesters der Balearen (OSIB). 2015 haben wir wieder ein großes Konzert mit dem OSIB unter der Leitung von Luis Remartínez im Programm. Das freut uns sehr.

MM: Über welchen Etat verfügt das Festival Música Mallorca?

Wolf Bruemmel: Das zu beantworten ist schwierig. Wir müssen immer wieder hart kämpfen, um neue Sponsoren zu gewinnen. In diesem Jahr ist leider einer unserer großen deutschen Sponsoren verstorben, der von Anfang an dabei war. Das ist bitter, denn dadurch ist ein finanzielles Loch entstanden, das wir persönlich ausgleichen müssen. Denn wir wollen die von unserem Publikum erwartete hohe künstlerische Qualität erfüllen und alle sechs geplanten Konzerte durchführen. Glücklicherweise ist ab diesem Jahr Prof. Dr. Utz Claassen unser Präsident und wird das Festival tatkräftig begleiten.

MM: Erhalten Sie denn keine Subventionen?

Tanaka: Zurzeit nicht. Mit der Krise im Jahr 2008 wurden alle Subventionen gestrichen, auch für andere Festivals. Wir haben trotzdem weitergemacht, denn Música Mallorca ist unsere Leidenschaft und Vision. Und wenn wir in Deutschland zur Leitung des Festival Musica Allegro berufen wurden, dann auch deshalb, weil wir Música Mallorca weit über Spaniens Grenzen hinaus bekannt gemacht haben. Deshalb sind wir nicht amüsiert, wenn die Regierung uns bestätigt, wie wichtig wir für die Balearen sind, wir aber trotzdem keinen Cent erhalten.

MM: Wie setzt sich das Publikum des Festivals zusammen?

Bruemmel: Durch den Kartenverkauf wissen wir, dass 38 Prozent des Publikums Mallorquiner sind. Hinzu kommen Gruppen aus dem Ausland wie die Freunde der Wiener Staatsoper oder Hörer verschiedener deutscher Rundfunkanstalten, auch über Reiseveranstalter wie DER, primarena kulttours, TUI und Airtours. Ebenso besuchen Residenten aus Deutschland, Österreich, England das Festival, und neuerdings aus Russland. Wir tun also viel für den Kulturtourismus und zur Verlängerung der Saison.

MM: Nicht zum ersten Mal eröffnet Música Mallorca mit der Cavalleria Rusticana …

Tanaka: Das war der Wunsch des Publikums, der uns gegenüber immer wieder geäußert wurde und den wir sehr gerne erfüllen. Natürlich sind die Sänger, das Orchester und der Dirigent komplett neu.

MM: Zum ersten Mal wird Música Mallorca ein Konzert im Kartäuserkloster in Valldemossa veranstalten.

Tanaka: Die Eigentümer der „Celda de Frédéric Chopin y George Sand" haben uns dazu eingeladen. Der Konzertsaal ist klein, aber der historische Ort und die Atmosphäre haben mich sehr gereizt. Ich habe ein besonderes Programm mit Werken von Vincenco Bellini und Frédéric Chopin ausgesucht, da beide eine enge Freundschaft verband.

MM: Höhepunkte des Abschlusskonzertes sind die Chorfantasie und die 9. Sinfonie von Beethoven.

Bruemmel: Das Konzert wird zusammen mit dem deutschen Konsulat und dem Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland veranstaltet, zum Tag des Falles der Berliner Mauer, der sich zum 25. Mal jährt.

Tanaka: Beide Werke werden sehr selten zusammen aufgeführt, obgleich das Thema der Chorfantasie eine Art Vorläufer von dem berühmten Motiv zu Schillers Ode an die Freude in der 9. Sinfonie ist.

MM: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler aus?

Tanaka: Ich fahre gezielt zu interessanten Aufführungen von Opern und Konzerten in Europa. Außerdem zu bedeutenden Wettbewerben. Wir bekommen auch viele Sänger über Agenturen angeboten. Aber man muss die Sänger live erleben. Oder sie müssen bei mir vorsingen. Es gibt sehr gute Stimmen, allerdings kommt es auch sehr auf die Ausstrahlung und Bühnenpräsenz der Sänger an. Und auf Grund meiner langjährigen Erfahrung kenne ich fast alle bekannten Künstler, die gerne meiner Einladung zu einem Gastspiel nach Palma folgen.

(aus MM 39/2014)

PROGRAMM

Pasiones Mediterráneas: Édouard Lalo: Symphonie espagnole (Alican Süner, Violine); Pietro Mascagni: Cavalleria Rusticana (konzertant); Mª Luisa Corbacho (Mezzosopran), Joel Montero (Tenor), Andreas Jäpel (Bariton), Debra Stanley (Sopran), Eva Maria Santana (Mezzosopran); Capella Mallorquina, Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus
Wann: 11. Oktober, 19:00 Uhr
Wo: Teatre Principal, Palma
Eintritt: 10 bis 50 Euro

Magic Violin: Classic meets Pop: Werke von, Mozart bis Moroder; Barbara Helfgott & Rondo Vienna
Wann: 18. Oktober, 18.30 Uhr
Wo: Dorint Royal Golfresort & Spa, Pl. Otzup, Camp de Mar
Eintritt: 55 Euro

Kammerkonzert: Werke von Chopin und Bellini; Sophia Ackermans (Sopran) Emmanuel Bleuse (Violoncello), Anthony Adkins (Klavier)
Wann: 25. Oktober, 19 Uhr
Wo: Celda de Frédéric Chopin, Cartuja de Valldemossa
Eintritt: 25 Euro

Mozart! Mozart! Große Messe c-Moll u. a. Werke von Mozart; Antje Bitterlich (Sopran), Christine Graham (Sopran), Antonio Aragon (Tenor), Bartomeu Bibiloni (Bariton), Markus-Chor München, Orchestra Acadèmia 1830
Wann: 1. November, 19 Uhr
Wo: Teatre Principal, Palma
Eintritt: 10 bis 50 Euro

Musica Sacra Markus-Chor München, Capella Mallorquina, Michael Roth, Orgel
Wann: 2. November 19 Uhr
Wo: Esglesia Sant Nicolau, Palma
Eintritt: 5 Euro

Beethoven 2014 Fidelio-Ouvertüre, Chorfantasie, 9. Sinfonie; Cassandra Wyss (Klavier), Karen Frankenstein (Sopran), Kremena Dilcheva (Mezzosopran), Eric Fennell (Tenor), James Moellenhoff (Bass), Inma Hidalgo (Sopran), Roger Berenguer (Tenor), Chöre des Teatre Principal, Brandenburger Symphoniker
Wann: 8. November, 19 Uhr
Wo: Teatre Principal, Palma
Eintritt: 10 bis 50 Euro

Karten:
tickets@musicamallorca.com
Teatre Principal (D bis SA 11-14 und 17-21 Uhr)
Musicasa Es Fortí (Plaça Fortí 1, Palma)