In der Kunstnacht ist das Casal Solleric am Paseo del Borne ein beliebter Treffpunkt.

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Zahlen sagen nicht alles. Aber das ein oder andere schon. Zum Beispiel, dass Palma de Mallorca die spanische Stadt mit den meisten Galerien pro Einwohner ist. Wenn sie am dritten Donnerstag im September zur Nit de l'Art von 19 Uhr bis Mitternacht ihre Türen öffnen, dann ist dies mehr als nur ein Weckruf, der die Sommerpause der Kunstbetriebe beendet.

Veranstaltet wird die Kunstnacht in Palma von den Galerieverbänden Art Palma Contemporani und AIGAB. 19 private Kunstbetriebe sind in ihnen vertreten, darunter zwölf aus Palma und sieben aus anderen Insel-Gemeinden.

Die erste Nit de l'Art fand vor 18 Jahren statt. Damals war sie als eine Art Schaufenster der Galerien und für die zeitgenössische Kunst gedacht. Doch heute ist sie das, was man auf Neudeutsch einen Social Event nennt. Viele Menschen nehmen die Gelegenheit wahr, sich mit zeitgenössischer Kunst etwas vertrauter zu machen. Und mit jeder dieser Veranstaltungen nimmt die Zahl der Besucher zu, zwischen 10.000 und 12.000 Menschen waren es im vergangenen Jahr.

Auch das Angebot wird immer größer. So lassen neben den Galerien nicht nur rund ein Dutzend öffentlicher Institutionen wie das Museum Es Baluard, das Casal Solleric und La Llotja sowie Kulturzentren privater oder halbprivater Stiftungen wie das CaixaForum die Kunst hochleben. Inzwischen haben sich auch nicht organisierte Galerien eingeklinkt, und Künstler öffnen ihre Ateliers in der Altstadt oder stellen einfach auf der Straße aus. Auch das Hotel Palau Sa Font im Carrer Apuntadors, dessen Markenzeichen von Künstlern individuell gestaltete Zimmertüren sind, nutzt die Nit de l'Art für eine Vernissage. Nicht zu vergessen all die Geschäfte und Bars, die auf den Zug aufgesprungen sind, um zu dem nächtlichen Volksfest im Zeichen der zeitgenössischen Kunst beizutragen.

"Die Nit de l'Art ist wie ein Fluss, der alles mit sich reißt, was in seinem Weg ist." So hat es der stellvertretende Vorsitzende von Art Palma Contemporani, Pep Pinya, in einem Interview gesagt, das in der vergangenen Ausgabe des Mallorca Magazins erschienen ist.

Tatsächlich erinnern die Straßen der Altstadt an ein Flussbett, durch das die Menschen strömen. Zuflüsse sind das Bonnaire-Viertel mit der Galerie von Joan Oliver, das Pelaires-Viertel mit der gleichnamigen Galerie und dem Centre Cultural Contemporani sowie "La Caja Blanca" oder La Misericòrdia, wo der Inselrat von Mallorca und die Galerien aus dem Umland ausstellen. Von dort aus geht es weiter durch den Carrer de Sant Jaume, vorbei an der Galería Xavier Fiol.

Alle Zuflüsse führen zum Paseo del Borne mit dem Casal Solleric. Von dort aus führt der Weg entweder in die alte Seehandelsbörse La Llotja und zur Galería Horrach Moyá an der Plaça Drassanes oder in einen weiteren Hauptarm, den Carrer Sant Feliu, wo die Galerie Kewenig und die Gerhardt Braun Gallery liegen. Die Straße führt vorbei an mehreren Kunstbetrieben, aber auch an Dekorationsgeschäften und Bars bis zum Museum Es Baluard.

In diesem Jahr bietet die Kunstnacht zudem Anlass, die Cava-Korken knallen zu lassen. Gleich drei Galerien begehen in diesem Jahr ein Jubiläum. So feiert die Galería Xavier Fiol ihr 25-jähriges Bestehen, und bei ABA Art an der Plaça Porta de Santa Catalina blicken die Direktorinnen Alejandra und Maribel Bordoy auf zehn Jahre eigenen Kunstbetrieb zurück. Ebenfalls zehn Jahre ist es her, dass die Galería Maior den Sprung von Pollença nach Palma wagte, und dort einen zweiten Ausstellungsraum im Carrer Can Sales eröffnete.

Einen Abschied gibt es im Carrer Montcades: Zum letzten Mal wird dort Joan Oliver "Maneu" seine Gäste zu einer Nit de l'Art empfangen. Nach 31 Jahren geht der 79-jährige Galerist in den Ruhestand. Neben dem Alter habe ihn dazu auch die derzeitige wirtschaftliche Situation bewegt, erklärte Oliver gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

Seine Familie wird dem Kunstmarkt dennoch erhalten bleiben - in Person seiner Nichte Mercedes, die eine Galerie für kaufkräftige Kunstliebhaber eröffnen wird.

Das Ausstellungsprogramm der Galerien und Museen:

1. ABA Art Lab, Plaça Porta de Santa Catalina 21.
Fabian Schalekamp: „Simply Chaos"

2. Galería Horrach Moyà, Plaça Drassanes 15.
Jorge Mayet; Aníbal López

3. Galería Kewenig, Oratori de Sant Feliu, Carrer Sant Feliu.
Bernardí Roig: „Vox clamantis in deserto"

4. La Caja Blanca, Carrer Can Verí 9.
Noa Lidor: „Undo"

5. L21 Gallery, Carrer San Martí 1.
Nuria Fuster: „Vertebrador"

6. Galería Maior, Can Sales 10.
Gruppenausstellung

7. Centre Cultural Contemporani Pelaires, Carrer Can Verí 3.
Antoni Socías: „La importancia de los satélites"

8. Pelaires Projects, Carrer Pelaires 5.
Avelino Sala: „Amanecer Dorado"

9. Galería Xavier Fiol, Carrer Sant Jaume 23 A.
Gruppenausstellung, 25 Jahre

10. Galería Fran Reus, Carrer Concepció 6.
Julià Panadés: „Transcendence"

11. Joan Oliver „Maneu" Galería d‘Art, Carrer Montcades 2.
Mateu Bauzà: „Monócromo"

12. Gabriel Vanrell – Galería d‘Art, Carrer Tous i Maroto 1.
Joan Gardy Artigas

13. Museum Es Baluard, Plaça Porta Santa Catalina 10.
Marcelo Viquéz: „Riesgo necesario"; außerdem auch El Corte Inglés, Avda. Jaume III.

14. CaixaForum, Plaça de Weyler 3.
Sammlung Anglada-Camarasa
„Energia. Per un futur sostenible"

Konzert: Alfredo Ardanaz (Violine), Noemí Dalmau (Klavier), 20 Uhr, Eintritt frei

15. Ausstellungen der Galerien aus anderen Gemeinden in der Misericòrdia, Plaça Hospital.

Addaya Centre d‘Art Contemporani, Alaró.
Mariana Sarraute: „El adivino químico"

CCA Andratx.
Joan Saló: „Quidquid latine dictum est, altum videtur"

Galería Dionís Bennàssar, Pollença.
Georgina Gamundí: „Buit.2010"

Espai d‘Art B2, Sóller.
Marc Haselbach: „Wild Girls"

Galería Marimón, Can Picafort.
Herbert Hundrich: „News"

Galería Matisos, Colònia de Sant Jordi.
Alice Morse: „Código Morse"

SACMA, Manacor.
Savino; María Huerga

16. Architektenkammer, Paseo Borne/Carrer Sant Feliu.
Maria Gonzàles Cabanellas: „Cub de Condensació"

17. Casal Solleric, Paso del Borne 27.
Pep Girbent: „L‘Espai/Temps + Cinematografia"
Simon Zabell: „Vermeer‘s Bookshelf"
Dean Sameshima: „Cruise or be cruised S/F 2014"
Knut Eckstein: „Energy Plan Lights – Monsterdrink"

18. Ses Voltes, Passeig d‘alt Murada.
Video, Performance, Musik

19. La Llotja, Plaça de la Llotja 5.
Jan Fabre: „Zeno Brains And Oracle Stones"