Im Trubel der Großstadt: Dieses Kloster ist eine Insel der Ruhe

MM war bei der einzigen deutschsprachigen Führung durch das Kapuzinerinnenkloster von Palma de Mallorca dabei. Das offiziell anerkannte Kulturgut von besonderem Interesse ist ein lebendes Museum

Der Klosterhof des Kapuzinerinnenklostesr von Palma de Mallorca ist durch einen viereckigen Grundriss und vier Galerien mit Korbbögen auf achteckigen Säulen definiert. | Jaume Llabrés

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Maria Sureda, offizielle Fremdenführerin auf Mallorca, sagt während ihrer Führung durch das Kapuzinerinnenkloster von Palma de Mallorca einen schönen Satz: „Das Kloster ist wie eine Insel in Palmas Altstadt.” Herzlich willkommen an einem Ort, der nicht nur flächenmäßig, sondern auch zeitlich vom Druck der Balearen-Metropole entkoppelt ist.

Am zurückliegenden Freitag kamen rund 20 deutschsprachige Teilnehmer mit Kulturinteresse bei einem Termin der Kultur-Managerin Ingrid Flohr in den Genuss des 4000 Quadratmeter großen Areals. Die Mallorquinerin Maria Sureda führte dabei in einmal mehr bemerkenswert gutem Deutsch durch die Räumlichkeiten und deren Historie.

„Das Kloster wurde 1662 von Teresa María Gómez de Sanabria y Ponce de León gegründet”, erklärte Sureda. Ihr Ehemann wurde Jahre zuvor zum Vizekönig Mallorcas ernannt. Nach seinem Tod trat sie dem Kapuzinerinnenorden bei und erbaute den Konvent und die dazugehörige Kirche. Gemäß dem franziskanischen Geist der Armut und Demut war das Kloster der Unbefleckten Empfängnis der Kapuzinerinnen – so der offizielle Name – bei seiner Gründung das ärmste Palmas. Die Idee der Bescheidenheit und Genügsamkeit drückt sich heute noch in den Räumlichkeiten des Komplexes aus, die einen Eindruck vom Leben der Nonnen seit der Gründung des Klosters vermitteln sollen. Dieses ist weiterhin bewohnt, gleichzeitig dient es als lebendiges Museum.

Ein Rundgang beginnt in der Großen Sakristei, die zu einem Ausstellungsraum für Dekorationskunst umfunktioniert wurde. Hier werden die bedeutendsten Stücke aus dem Kunstschatz des Klosters bewahrt, wie zum Beispiel eine Silbermonstranz (ein kostbares, mit Gold und Edelsteinen gestaltetes Schaugerät für Gottesdienste, in dem eine Hostie gezeigt wird) oder eine Darstellung der Unbefleckten Empfängnis aus Elfenbein aus dem 17. Jahrhundert. Im nahegelegenen Speisesaal, der bis heute von den zwischen 20 und 30 Nonnen benutzt wird, sind das Mobiliar und das Dekor des 18. Jahrhunderts wie das Tuch des Heiligen Abendmahls erhalten geblieben. Das Steingewölbe gilt als Meisterwerk der mallorquinischen Steinmetzkunst.

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„Beim Eintritt in das Kapuzinerinnenkloster war keine Mitgift notwendig”, erzählte Fremdenführerin Maria Sureda. „Trotz ihrer Armut waren die Nonnen froh, hier leben zu können, weil sie in dem Kloster ihr eigenes Leben dirigieren konnten und in ihrer religiösen Hingabe frei waren.” Der idyllische Klosterhof mit seinem viereckigen Grundriss und vier Galerien mit Korbbögen auf achteckigen Säulen vermittelt die ganze Andächtigkeit der Nonnen. Im Kreuzgang huscht eine der Glaubensschwestern, die sich aktuell in dem Kloster dem Gebet und der Meditation widmen, an der Führungsgruppe vorbei. „Eine der vier Nonnen, die in den vergangenen Jahren starben und die dem Gründungsorden des Konvents zugehörig waren, lebte 86 Jahre hier”, so Maria Sureda.

Die Schwester bewohnte wie alle anderen bis in die 1970er Jahre Klosterzellen, die mit dem gleichen Mobiliar ausgestattet waren, wie es von den Gründerinnen im 17. Jahrhundert festgelegt wurde. Im Klosterarchiv befindet sich das eigenhändig von Gründerin María Ponce de León verfasste Dokument, in dem detailliert beschrieben wird, was jede einzelne Nonne für die Klosterzelle und die Kleidung beizutragen hatte. Der Schlafsaal des Klosters war ein großer rechteckiger Raum. Unter einer getäfelten Holzdecke reihten sich auf beiden Seiten die Zellen auf, die von dünnen Scheidemauern getrennt waren, die nicht bis zur Decke reichten. Die Zellentüren bestanden aus einem einfachen Vorhang aus Sackleinen, geschmückt mit einem befestigten Heiligenbild.

Ein Zimmer in dem Kloster wurde in der Aktualität zusammengestellt, um zeigen zu können, wie die Einrichtung der alten Konventszellen aussah. Nach mündlichen Überlieferungen der heutigen Gemeinschaft setzte sich eine traditionelle Zelle zusammen aus einer Bettstatt aus Brettern auf zwei Holzgestellen, einem Möbelstück für die Hauben und die Weißwäsche, einer Bücherkiste, einem Brett zur Verrichtung von Näharbeiten auf dem Schoß, einem Schreibbrett, diversen religiösen Objekten sowie einem Besen und einer Kehrschaufel. Die Ausstattung spiegelt den spartanischen Lebensstil der Ordensschwestern wider.

Extrem nüchtern präsentiert sich auch der Kapitelsaal des Klosters, der Versammlungen der Gemeinschaften diente und „in dem die wichtigsten Entscheidungen getroffen wurden”, wie Maria Sureda sagte. Der Saal ist geschmückt mit einer Auswahl der besten Gemälde des Konvents mit herausragenden Werken wie einer alten Kopie eines Rubens-Originals. Benachbart liegt die Kirche im Barockstil, die wenige Jahre nach der Gründung des Klosters errichtet wurde. Ihr Grundriss zeichnet das lateinische Kreuz nach, das von einem halben Tonnengewölbe bedeckt ist, mit einer Kuppel über dem Querschiff und zwei Seitenkapellen.

Die Führung endete mit einem Gang durch den Garten, wo sich die höchste Umfassungsmauer Mallorcas erhebt, die den Konvent auf einer Seite abschließt. Botanische Besonderheiten in diesem Bereich sind die so genannten „Myrte der Gründerinnen”, offiziell als einzigartiger Baum der Balearen deklariert, eine enorme hundertjährige Palme und eine schöne Linde. In einem zur Gemüsezucht benutzten Bereich sah die Besuchergruppe eine Nonne bei der Gartenarbeit. Respektvoll entfernten sich die Gäste und überließen den Ort seiner Stille.