Kirsten und Wolfgang sind ein Dreamteam: Sowohl auf der Arbeit, als auch privat mit ihren beiden Söhnen.

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Rhythmische Trommelklänge, Kunsthandwerk und die einfache Lebensweise. Das sind drei Dinge der afrikanischen Kultur, die Wolfgang Nowoczyn faszinieren. Der 62-jährige Deutsche stammt zwar gebürtig aus Bremerhaven, doch in seinem Herzen fühlt er sich an zwei anderen Orten zu Hause: und zwar in Westafrika und auf Mallorca.

Vor rund 15 Jahren entdeckte Wolfgang Nowoczyn zum ersten Mal das Tramuntana-Gebirge samt Sóller und war sofort verzaubert. „Ich habe mich auf der Insel direkt heimisch gefühlt. Dieses Gefühl hatte ich vorher nur in Mali.“

Bereits vor 20 Jahren machte Nowoczyn im Nordosten der Insel Urlaub. „Besonders gerne unterwegs war ich in Capdepera und Cala Rajada”, erzählt der Norddeutsche. Doch genauso begeistert war er auch von Afrika. „Bei meiner ersten Ankunft am Flughafen war ich sofort von Land und Leuten fasziniert. Diese Farben, Gerüche, Geräusche: Unvergesslich.” Bevor Wolfgang Nowoczyn nach Mallorca zog, verbrachte er immer wieder Zeit in Afrika und widmete sich dort einem sozialen Schulprojekt.

Seine Leidenschaft zum Trommeln hat der 62-Jährige allerdings auf der Nachbarinsel Ibiza entdeckt. „Ich stand auf dem Hippie-Markt in Es Canar und habe den Trommlern vor Ort wie gebannt zugeschaut und dachte, das muss ich auch lernen.”

Zunächst fing Nowoczyn in Deutschland mit dem Trommeln an. Nach und nach wurde dieses Interesse zur Leidenschaft und Berufung. So machte Wolfgang Nowoczyn nach 13 Jahren im Berufsalltag Nägel mit Köpfen und kündigte seinen Job als Systemmanager, um sich beruflich umzuorientieren. „Alle hielten mich auf der Arbeit für verrückt. Aber ich wollte vor allem eines – leben. Wolfgang Nowoczyn fing daraufhin eine Ausbildung zum Physiotherapeuten mit Schwerpunkt als Heilpraktiker an. Nebenbei nahm er weiterhin Trommelunterricht. „Einmal die Woche bin ich dann ins 60 Kilometer entfernte Bremen gefahren.” Auf einem Afrika-Festival in Würzburg lernte er dann seinen Kumpel Robert kennen. Mit ihm flog Wolfgang schließlich zum ersten Mal nach Afrika. Dabei knüpfte er mit Einheimischen Kontakte, die bis heute bestehen.

Zurück in Deutschland gründete er seine eigene Trommelschule „African-Drum-School” und unterrichtete auch an einer Schule mit Inklusion. Er bot Kurse für Menschen mit Behinderung an. „Das Trommeln hat eine heilende Wirkung”, meint Nowoczyn. Unter anderem gab er für Bewohner der Lebenshilfe Musikunterricht.

So lernte er schließlich auch seine Frau Kirsten kennen. Diese absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe und fuhr die Schüler zum Unterricht. „Kirsten entdeckte schließlich auch ihre Liebe zum Trommeln und zu mir”, lacht Wolfgang Nowoczyn.

Kirsten ließ sich nicht nur von der Musik, sondern auch von der Leidenschaft zu Afrika anstecken. Daraufhin reisten beide jährlich zusammen nach Mali und Guinea. Nach und nach verfestigte sich die Idee, mit afrikanischer Kunstware auf Mallorca Geld zu verdienen und ein Business aufzubauen.

Im Januar 2014 zogen die beiden nach der Geburt ihres ersten Sohnes nach Sóller. Wolfgang gab Trommelkurse auf der Insel und Kirsten verkaufte handgefertigte Kunstware auf den Wochenmärkten: Silberschmuck, handgenähte Taschen, Kleidung aus Baumwolle, medizinische Pflanzen, sowie geschnitzte Skulpturen aus Ebenholz.

Hauptsächlich ist Kirsten Nowoczyn in Santanyí, Peguera, Sóller und Port de Sóller unterwegs. Dabei kooperieren die Nowoczyns stets mit Familien aus Afrika und einer mallorquinischen Näherin, um die Produkte herzustellen.

Einmal im Jahr fliegt Wolfgang Nowoczyn nach Afrika, um die Ware einzukaufen. „Wir hatten tatsächlich auch mal überlegt nach Mali oder Guinea zu ziehen. Den Gedanken haben wir aber verworfen”, erklärt Nowoczyn. „Spanien ist das perfekte Mittelmaß zwischen Deutschland und Afrika”, erklärt er. „Und Mallorca. Mallorca ist etwas ganz Besonderes.”