Weihnachtsbaum, Adventskalender, Adventskranz: Die Festdekoration der Familie Salom Schröder ist deutsch geprägt. In einer rein mallorquinischen Familie würde die Krippe im Mittelpunkt stehen.

TW
0

Was Weihnachten und den Heiligen Abend in der Familie Salom Schröder betrifft, da hat Ehefrau Nina das Sagen. Der Adventskalender, Tannenbaum, Adventskranz, auch die Weihnachtslieder, die in der Familie gesunden werden, haben ihren Ursprung in Alemania. Ehemann Pere, waschechter Mallorquiner, steuert Orangen und Turrón zum Fest bei, die spanische Nougatspezialität. "Typisches Essen gibt es bei uns nicht", sagt er.

Seine eigene Kindheitserinnerung an Weihnachten ist vor allem durch mallorquinische Traditionen geprägt. "Bis ich 20 Jahre alt war, bin ich in die Misa del Gallo gegangen", sagt er - meistens in die Porciúncula-Kirche an der Playa de Palma. Die Mitternachtsmesse an Heiligabend ist einer der Klassiker der spanischen Weihnacht. Danach gab es auch bei Peres Familie immer heiße Schokolade und Ensaimada.

"Weggehen nach dem Weihnachtsfest, in die Discos und Pubs am Paseo Marítimo, wie es heute viele machen, das gab es bei uns nicht", sagt der 38-Jährige. Wenn er an Weihnachten denkt, fallen Pere die Leche de Almendra seiner Mutter, die selbst gemachte Mandelmilch, und die große Krippe - das Belén - im Wohnzimmer ein.

Solche Bräuche haben sich mit seiner eigenen Familie nun verflüchtigt, denn in den vergangenen Jahren ging es zum Fest in der Regel nach Deutschland, zu Ninas Eltern. "Dort machen wir meistens Fondue, das liebe ich", sagt Nina Schröder. Den Kochlöffel schwingt dann ihr Vater. Die Bingenerin fügt lachend hinzu: "Wir sind keine Würstchen-und-Kartoffelsalat-Familie."

Ähnliche Nachrichten

Ihr Mann Pere hat sich nach eigenem Bekunden an die deutschen Essgewohnheiten angepasst, mittlerweile schmeckt es auch ihm. In seiner mallorquinischen Familie gab es immer nur ein Gericht zum Heiligen Abend: "Sopa de Galets", schneckenförmige Nudeln in einer Rinderkraftbrühe. "Was anderes kam bei uns nicht auf den Tisch", sagt Pere. Das Heilig-abend-Menü seiner Familie gibt es heute meistens am Zweiten Weihnachtsfeiertag. "Peres Eltern haben das Pech, drei Söhne zu haben", erklärt Nina Schröder. Zumindest in der Familie Salom bedeutet das, dass die Frauen bestimmen, wo der Heilige Abend stattfindet: bei deren Familien.

Peres Eltern bleibt dann der "Segona", der zweite Weihnachtstag und natürlich der Dreikönigstag. Darüber freuen sich vor allem die Kinder Alex (9) und Kira (5). Das hat einen einfachen Grund: "Es gibt zweimal Geschenke", frohlockt Alex, der Ältere. Die Hälfte kommt in Deutschland an Heilig-abend auf den Gabentisch, die anderen bringen die Heiligen Drei Könige. Dann ist auch meistens noch ein bisschen selbst gemachte Mandelmilch von Weihnachten da.

Gesangstechnisch dominiert bei Salom Schröders deutsches Liedgut. Kira liebt "Oh Tannenbaum" und "Oh Du Fröhliche". "Das mussten Kira und ich auch einmal in der Schule vorsingen, als ich dort zu Besuch war", erinnert sich Nina Schröder schaudernd an das musikalische Highlight.

In dem Moment stimmt Kira an: "Fum, fum, fum". Den katalanischen Weihnachtsliedklassiker kennt sie aus der Schule und singt ihn auch gerne bei ihren deutschen Großeltern. Bei aller nordeuropäischen Weihnachtsdominanz ist also zumindest ein kleines Stück mallorquinischer Tradition für die nächste Generation im Hause Salom Schröder gesichert.

(aus MM 52/2015)