Neulich im Supermarkt kamen die Einkäufer nicht nur an niedergemetzelten Hühnern, Schweinen und Rindern vorbei, sondern auch an Grabsteinen, Spinnweben, Totenköpfen und abgetrennten menschlichen Gliedmaßen. Der Boden voller Blut. Ach nein, das war nur Gazpacho, die einem Kunden heruntergefallen und aufgeplatzt war. Und die düstere Deko bestand nur aus Plastik.
Wie besinnlich: In Anlehnung an Weihnachten lässt sich unmittelbar vor der November-Trübnis sagen: Es halloweent sehr.
"Halowi, halowi", antwortet die Chinesin im Ramschladen in Palma auf die Frage, warum sie so viele giftgrüne Totenschädel in ihr überbordendes Geschäft gestopft hat. "Dischfrasch", fügt sie hinzu und zeigt auf Berge von Masken und Stofffetzen. "Hallo, wie?" Ach so, Kostüme zum Verkleiden, Spanisch "Disfraz", Vermummungsutensilien, um als irrer Killer, heiße Hexe oder kurzweiliger Kettensägen-Amokläufer aufzulaufen. "Gefällt dir Halloween?", wird die Chinesin gefragt. "Nein, gar nicht", sagt sie. Aber das Zeug werde gekauft wie blöde. "Je hässlicher, je gefragter."
Hatten Kinder vor 30 Jahren schlaflose Nächte aus Angst vor dem Grafen Dracula, so sind sie heute verrückt nach all dem Monsterkitsch. Der Horror vor den Untoten und Wiedergängern ist zum Karneval verkommen. Der beginnt ja keine elf Tage später. Der jüngste Trend: Kontaktlinsen, um wie ein Zombie aus der Wäsche zu glotzen.
"Das ist verdammter US-Kommerz", schimpft ein Passant. Weit gefehlt. Halloween ist irisch. Nach den USA erobert es nun die Welt. Und da Irland kulturhistorisch zu uns gehört, ist Halloween die Europäisierung des Globus. Soll noch jemand behaupten, der Alte Kontinent würde kein Kulturgut exportieren.
Hier finden Sie Infos zu den zahlreichen Halloween-Veranstaltungen auf Mallorca.
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(aus MM 44/2015)
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