Zu Mallorca hat der deutsche Jurist Dr. Manuel Stiff von klein auf eine familiäre Beziehung: Bei der Nenntante in Peguera verbrachte die Familie schon in den 60er Jahren regelmäßig Hotelurlaub, bevor 1972 die eigene Finca gekauft wurde - damals zum Preis eines neuen VW Passat.
"Das Haus hatte zwar ein dichtes Dach, war aber sonst ziemlich primitiv. Auf dem Grundstück hielten die Vorbesitzer Schweine und Hühner. Im Wohnzimmer war ein Esel angebunden. Der Haken für die Leine hängt als Souvenir noch heute in der Wand", sagt Stiff, der sich mit 19 Jahren eigenhändig um die Renovierung kümmerte, nachdem das Gebäude von der Familie lange Zeit nur unter campingähnlichen Bedingungen genutzt worden war.
"Ich habe eine abgeschlossene Lehre als Tischler und bekam mit 19 von meiner Mutter einen Jahresaufenthalt auf Mallorca finanziert. Dafür musste ich nur zwei Bedingungen erfüllen: die Finca eigenhändig ausbauen und in Palma richtig Spanisch lernen", so Stiff.
Beides gelang dem späteren Juristen, der nebenbei auch sportlich ambitionierter Regatta-Segler ist, zur vollsten Zufriedenheit: Seine Mutter ist im Ruhestand sogar ganz in das Landhäuschen in S'Arracó eingezogen und Stiff konnte sich auch dank der damaligen Erfahrungen als gefragter internationaler Anwalt etablieren.
Der rechtssichere Immobilienerwerb in Spanien und die präventive Erbschaftssteuerberatung sind seine beiden Spezialgebiete geworden. Obwohl er über das spanische Pauschalreiserecht promovierte, spielt das für seine heutige Tätigkeit keine Rolle mehr.
So viel zwischen Spanien und Deutschland unterwegs wie Stiff sind sonst wohl nur wenige. Immer in den geraden Kalenderwochen praktiziert der 54-Jährige im Anwaltsbüro in der Calle Catalunya ganz in der Nähe der Einkaufsstraße Jaime III., in den ungeraden Wochen ist er in seiner Kanzlei Am Stadtgraben in Münster.
Stiffs Familie - seine aus Uruguay stammende Frau, der achtjährige Sohn und die erwachsene Tochter - leben mittlerweile wieder in Deutschland, da es dort bessere Bildungsmöglichkeiten gibt. Ganz davon abgesehen, dass der Anwalt dort endlich wieder die Möglichkeit hat, als Fußballfan die Drittliga-Spiele von Preußen Münster zu besuchen und einen Lehrauftrag an der Uni wahrzunehmen. "Dabei geht es vor allem um praktisches spanisches Vertragsrecht." Als Touristen-Kind der zweiten Generation wolle er etwas von seinen Erfahrungen an zukünftige Jahrgänge weitergeben, erklärt Stiff, der als Mitglied der deutsch-spanischen Juristenvereinigung auch schon einen internationalen Rechtskongress organisiert hat.
Bei der täglichen Arbeit sieht er sich auch als Psychologe und Vermittler zwischen den Kulturen, der die Mentalität seiner Klienten aus nördlicheren Gefilden mit den spanischen Gepflogenheiten in Einklang bringt. Ohne die gängigen Klischees über Südländer uneingeschränkt teilen zu wollen, sieht er in Spanien doch einige Fallstricke, die sich zum Beispiel in einer gewissen Unberechenbarkeit der Bau- und Steuerbehörden widerspiegeln und manchmal auch dazu führen, dass Ausländer irrtümlich Immobilien mit Lasten oder ohne die notwendigen Papiere erwerben. Manchmal auch deswegen, weil die Beteiligten nicht sauber arbeiten. Denn nicht alle kennen Spanien und die Bezüge zum Recht so gut wie Manuel Stiff - insbesondere, wenn es um Familien-, Immobilien- und Vermögensfragen oder auch um Scheidungsangelegenheiten geht.
Während heute fast jeder europäische Jurist in Spanien arbeiten darf, war die Anerkennungs- und Eignungsprüfung zum spanischen Anwalt noch Pflicht, als er sich 1999 hier niederließ. In Madrid musste er deswegen eigens ein Kurzstudium absolvieren, um sich auch theoretisch das nötige Rüstzeug anzueignen und danach die staatsexamensähnliche Prüfung zu bestehen.
(Aus MM 47/2014)
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