Wunder und Entdecker

Bis heute wird in Spanien der 12. Oktober als "Dia de Hispanidad" gefeiert. 1492 stachen die drei Karavellen des Entdeckers westwärts in See. 69 Tage später, am 12. Oktober 1492, rief die Wache im Ausguck "Land in Sicht" und die Seeleute waren glücklich, endlich "in Indien" angekommen zu sein.

Dass er einen neuen Kontinent entdeckt hatte, wurde Kolumbus jedoch nicht bewusst. Er blieb bis zu seinem Tode (1506) felsenfest davon überzeugt, den Seeweg nach Indien gefunden zu haben.

Die Entdeckung brachte Spanien unermesslichen Reichtum, aber auch damit verbundene politische und gesellschaftliche Umstrukturierungen, zum Guten und zum Schlechten.

Doch die wundertätige Jungfrau von Saragossa ist für die spanische Volksseele vielleicht noch wichtiger als alle Entdeckungen zusammen. Die Stadt Saragossa am Ebro steht am 12. Oktober im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Auf dem Platz vor der Wallfahrtsbasilika Nuestra Señora del Pilar versammeln sich Gläubige aus dem ganzen Land.

Die Gläubigen nähern sich der Madonna direkt, Kleinkinder sollen ihren Samtrock berühren. Die Tuchfühlung ist wichtig, den sie bedeutet Glück, Gesundheit und Wohlergehen.

Für Mallorca hat der 12. Oktober noch eine ganz andere Bedeutung. Es ist der Todestag eines Menschen, der hier immer noch geliebt und verehrt wird. Am 12. Oktober 1915 starb im böhmischen Brandeis der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator. Als "Arxiduc" ging er in die Geschichte Mallorcas ein. Sein voller Name: Ludwig Salvator Josef Maria Johann Baptist Dominikus Rainer Ferdinand Karl Zenobius Anton Erzherzog von Habsburg-Lothringen und Bourbon.

Unter dem Pseudonym Ludwig Neudorf unternahm der gebildete und belesene Mann 1867 seine erste Reise nach Mallorca, eine Forschungsreise. Zwei Jahre später erschien sein erstes Werk über die Balearen und die dortige Insektenwelt.

Mallorca faszinierte ihn. So oft er auf Reisen ging - und es gab viele und ausgedehnte Reisen im Laufe seines Lebens - immer wieder fand er an die Küste zwischen Valldemossa und Deià zurück, wo er ein Landgut nach dem anderen erwarb.

1897 erschien sein siebenbändiges, bis heute unübertroffenes Kompendium "Die Balearen in Wort und Bild", das er später zu einer zweibändigen Ausgabe (1988 neu aufgelegt) raffte. Für Mallorca-Liebhaber ist das Buch noch immer eine Bibel.

Son Marroig, seine mallorquinische Residenz, ist heute zu besichtigen. Haus, Garten und Grundstück sind im Besitz der Nachkommen von Don Antonio Vives. Er war der Privatsekretär des Arxiduc und Verwalter aller erzherzöglichen Besitzungen.

So gibt es am 12. Oktober für jeden Mallorquiner, für jeden Spanier einen Grund zu feiern oder zu gedenken. Viele Geschäfte sind dennoch geöffnet - dieser Freitag ist zum verkaufsoffenen Feiertag erklärt worden.