Edvard Grieg weilte auf Urlaub in Dänemark, als er, gerade mal 25, beschloss, ein großes Konzert für Klavier und Orchester zu komponieren. Zehn Jahre zuvor hatte er Clara Schumann das Klavierkonzert ihres Mannes in Leipzig spielen hören und war hingerissen. Dieses Konzerterlebnis war so nachhaltig, dass sein eigenes Klavierkonzert in vielerlei Hinsicht unüberhörbare Parallelen zu dem großen Vorbild erkennen lässt. Dennoch ist es weit davon entfernt, bloßes Plagiat zu sein. Es steckt voller eigener frischer Ideen und hübscher folkloristischer Anklänge an seine norwegische Heimat. Wie Schumann beginnt er mit einem furiosen Paukenschlag, gefolgt von Akkord-Kaskaden. Auch das Hauptthema kann seine Ähnlichkeit mit Schumann nicht verleugnen.Ein tänzerisches Motiv schließt sich an. Keck virtuos spielt Grieg mit seinem Material – eine technische Herausforderung für den Pianisten. Der zweite Satz ist von lyrischer Schönheit. Hören Sie nur, wie schwelgerisch das Klavier einsetzt! Im Finale dominiert von Anfang anjugendliche Spielfreude. Die Flöte stimmt ein kontrastierendes zweites Thema an, das dann gegen Ende zu voller Power aufläuft und auch die wirkungsvolle Coda bestimmt. – Zu Ihrem Amüsement will ich wiedergeben, was Komponistenkollege und Kritiker Hugo Wolf nach der Uraufführung schrieb: das Konzert sei gerade gut genug, „Brillenschlangen in Träume zu lullen oder rhythmische Gefühle in abgerichteten Bären zu erwecken. … In den Konzertsaal taugt es nicht.« Hugo Wolf war ein Stänkerer aus Prinzip. Auch an Brahms ließ er kein gutes Haar. Dabei brachte er selbst außer vielleicht seiner Tondichtung „Penthesilea« nichts zustande, was heute noch auf den Podien der Welt gespielt wird. Er starb im Irrenhaus. - Es war übrigens Wilhelm Backhaus, der das Konzert erstmals auf Tonträger aufnahm, technisch bedingt damals natürlich stark gekürzt. Das und mehr erzählt Ihnen der Kabarettist Michael Lohse in seinem wdr3-Podcast „Meisterstücke« sehr anschaulich und amüsant.
Dmitri Schostakowitschs 11. Sinfonie, „Das Jahr 1905«, ist ein Werk in der Welt der klassischen Musik, das sowohl historisch als auch emotional eng mit dem Leben des Komponisten verknüpft ist. Diese Sinfonie, die 1957 uraufgeführt wurde, reflektiert die turbulenten Ereignisse der Russischen Revolution von 1905 und ist ein beeindruckendes Zeugnis von Schostakowitschs meisterhafter Kompositionskunst und seinem tiefen Einfühlungsvermögen. - Die Entstehung der 11. Sinfonie ist eng mit den historischen Ereignissen des Blutsonntags verbunden, der sich am 9. Januar 1905 in Sankt Petersburg ereignete. An diesem Tag wurden friedliche Demonstranten, die vom orthodoxen Priester Georgi Gapon angeführt wurden, auf dem Weg zum Winterpalast vom zaristischen Militär brutal niedergeschossen. Diese tragischen Ereignisse, die den Beginn der Russischen Revolution von 1905 markierten, bilden den historischen Hintergrund für Schostakowitschs Werk. Der Komponist selbst erlebte die Repressionen des sowjetischen Regimes und war sich der politischen und sozialen Spannungen seiner Zeit schmerzlich bewusst. Die 11. Sinfonie kann daher auch als Spiegelbild von Schostakowitschs eigenen Erfahrungen und seiner Stellungnahme zur Unterdrückung und dem Streben nach Freiheit gesehen werden. Das Werk ist in vier Sätze gegliedert. Schostakowitsch nutzt in dieser Sinfonie ein reiches und vielseitiges Instrumentarium, das den emotionalen Gehalt und die atmosphärische Dichte des Werks unterstreicht. Die 11. Sinfonie ist tief durchdrungen von Emotionen und politischen Untertönen. Schostakowitsch gelingt es, die Gefühle von Angst, Trauer, Wut und Hoffnung musikalisch darzustellen. Der erste Satz evoziert eine bedrückende Spannung, die sich im zweiten Satz in einem musikalischen Ausbruch von Schrecken und Chaos entlädt. Der dritte Satz bringt die Trauer und das Gedenken an die Opfer zum Ausdruck, während der vierte Satz die Hoffnung auf Veränderung und den unermüdlichen Kampfgeist symbolisiert. Schostakowitsch verwendet wiederkehrende thematische Motive und Leitmotive, um die emotionale Reise der Zuhörer zu steuern und die Bedeutung der historischen Ereignisse zu unterstreichen. – Bei YouTube gibt’s eine Einführung in englischer Sprache. Karten gibt’s wie immer online auf der Webseite des Auditoriums.
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