Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie sich in den vergangenen Monaten bei den Menschen gemeldet, die Ihnen wichtig sind, aber nicht zu ihrem alltäglichen Leben gehören? Als Residentin auf Mallorca weiß ich, wie schwierig es ist, mit den Lieben in Deutschland in gutem Kontakt zu bleiben. Trotz aller zur Verfügung stehender Kommunikationsmittel gelingt es mir nicht immer, mich so regelmäßig zu melden, wie ich es gerne täte. Und wenn dann eine gewisse Zeit verstrichen ist, scheint die Hürde auch größer zu werden. Schließlich wird das Gespräch sicher länger dauern, um sich wieder gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Irgendwie scheint immer zu wenig Zeit vorhanden zu sein. Und in besonderen Momenten, wie dem Jahresende, fällt dann wieder auf, dass man es nicht geschafft hat, sich überhaupt nur ein einziges Mal persönlich zu sehen. Aber hoffentlich dann im Neuen Jahr.
Lassen Sie uns doch 2024 zum Jahr der Verbundenheit erklären und nennen es "ZweitausendWIRundzwanzig". Lassen Sie uns die kommenden 12 Monate dem Miteinander widmen und mehr Wertschätzung und Zugehörigkeit kultivieren. Schauen wir uns dazu an, welche Arten von Verbindungen es in unserem Leben überhaupt gibt. 1. Unbekannte. Unsere Haltung der Allgemeinheit gegenüber ist nicht unwichtig (soziales Vertrauen). Hat man das Gefühl, in der Not Hilfe zu bekommen? Würde man fremden Menschen spontan helfen? Mit welcher Einstellung bewegt man sich im öffentlichen Raum? Gerade bei Naturkatastrophen hat sich gezeigt, dass hier ein größerer Zusammenhalt besteht, als man meinen könnte.
2. Lose Verbindungen. Damit sind Menschen in Ihrem Umfeld gemeint, mit denen man sich eher selten anfreundet, denen man mehr oder weniger regelmäßig persönlich begegnet und zumindest grüßt. Studien ergaben, dass dieser lockere, kurze Austausch als wohltuend wahrgenommen wird und dazu beiträgt, sich in der eigenen Umgebung sicher zu fühlen. Hier erfüllt Smalltalk eine wichtige Funktion. Es wird oft ein Thema gewählt, das alle betrifft. Dabei geht es nicht ums Wetter an sich, sondern um ein Signal: Wir haben ähnliche Leben, wir sind uns wohlgesonnen. Diese Form des Austausches ist nicht zu unterschätzen.
3. Bekanntschaften. Das sind Menschen, die Ihnen bekannt sind. Nicht mehr und nicht weniger. Eine leicht positive Wertung kann Mitschwingen und Sympathie ausdrücken, wenn man sagt: "Das ist ein Bekannter von mir." 4. Freundschaften. Wir kennen drei Kategorien: Freunde, gute Freunde und die berühmt-berüchtigten "besten" Freunde. Die Grenze zwischen Bekannt- und Freundschaft ist fließend und jeder Mensch bewertet den Begriff Freund anders. Für manche ist jeder, den man kennt und mag schon Freund, für andere ist die Bezeichnung wie ein Ritterschlag und bedarf großer Abwägung. Egal, wie frei Sie den Begriff verwenden, Freundschaften zu pflegen, scheint die soziale Herausforderung schlechthin zu sein. Zumindest, wenn man kein Kind mehr ist. Da reicht es manchmal, dass man die gleiche Farbe mag, um unzertrennlich zu werden. Als Erwachsene braucht es da schon mehr. Regelmäßiger Austausch, ein ähnliches Wertesystem, Zeit für Treffen und die Fähigkeit, Meinungsverschiedenheiten klären oder akzeptieren zu können: Das alles muss erfüllt sein. Schaffen das beide Seiten, sind Freundschaften das Salz in der Suppe der Sozialkontakte und bieten ein nahezu unerschöpfliches Maß gemeinsamer Aktivitäten, neuer Sichtweisen und Einordnungen der eigenen Erfahrungen.
Und auch wenn die meisten Menschen eine Ahnung haben, wie man bestehende Freundschaften pflegt, ist das Finden neuer Freunde etwas ganz anderes. Hilfreich ist eine regelmäßige, gemeinsame Aktivität, wie Sport, Hobby oder Ehrenamt: Macht man freiwillig immer wieder etwas zusammen, ergeben sich Freundschaften oft von allein. Meist reicht dann ein Wechsel aus dem gewohnten Setting in den privaten Rahmen, um die Weichen für eine Freundschaft zu stellen. Beispiel: Den Tischtennispartner auch zur Geburtstagsparty einladen.
Die Überlegung, wer denn nun der beste Freund, die beste Freundin ist, mag ein bisschen nach Schulhof klingen. Aber das Konzept ist nicht grundlos entstanden. Man kann nicht konstant alle Sorgen und Ängsten mit vielen Menschen teilen. Nur einige wenige Hauptbezugspersonen können deswegen diesen Status erlangen. Eigentlich kann mit der Bezeichnung nur eine Person gemeint sein, aber in der Realität kommt es vor, dass auch zwei oder drei Menschen den Status engster Verbindung bekommen. Früher war der Status Quo, dass eine romantische Beziehung der Dreh- und Angelpunkt des Soziallebens war. Heute gibt es immer mehr Singles, die ihrer Suche nach Partnerschaft weniger Bedeutung beimessen, weil sie sich in ihren engen Freundschaften ausreichend geborgen fühlen.
5. Familie und Partnerschaft. Für die meisten Menschen ist der Partner Bezugsperson Nummer eins. Vieles wird nur dort besprochen, man teilt sich oft ein Zuhause und sieht den Partner wesentlich häufiger als die engsten Freunde. Dennoch gehen viele Beziehungen wieder auseinander, den Kontakt zu guten Freunden kündigt man hingegen seltener auf, auch wenn das natürlich vorkommt. In Freundschaften herrscht generell mehr Autonomie, ein abruptes Ende ist deswegen selten nötig. Findet man sich mal anstrengend, kann man den Kontakt zeitweise reduzieren. In einer Partnerschaft kommt eine solche Varianz der Aufmerksamkeit fast nie vor.
Vielleicht hilft Ihnen diese Beschreibung der Sozialkontakte, Ihre eigene Lebenssituation, ihre eigenen Beziehungen zu reflektieren. Verspüren Sie einen Mangel in dem einen oder anderen Bereich? Was wünschen Sie sich beim Thema Verbundenheit? Welche Möglichkeiten haben Sie, um sich geborgener, wertgeschätzter und eingebundener zu fühlen? Oder sind Sie zufrieden mit Ihrer Situation? Vielleicht können Sie das kommende Jahr auch dafür nutzen, die Verbindung zu den wichtigen Menschen um Sie herum zu vertiefen oder wieder aufzunehmen. Von manchen Menschen werden Sie sich gar verabschieden wollen. Mögen auch im Neuen Jahr wieder viele neue Menschen in Ihr Leben kommen, mit denen Sie sich verbunden fühlen. In diesem Sinne wünsche Ihnen ein großartiges ZweitausendWIRundzwanzig!
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