TW
0

Es geht nicht um Schuld. Der Tod der deutschen Wanderin Jana Lugt in Mallorcas Bergen war ein schrecklicher Unfall. Wenn die Formulierung „Verkettung unglücklicher Umstände” jemals zutraf, dann in diesem Fall. Das wissen auch die Angehörigen der jungen Frau, trotz des schmerzhaften Verlustes eines geliebten Menschen. Die Familie wendet sich an die Öffentlichkeit, weil sie hofft, dadurch etwas bewegen zu können auf der Insel. Damit sich so etwas nicht wiederholt. Sie haben recht damit. Denn Fehler hat es zweifellos gegeben, an jenem unseligen 22. April des vergangenen Jahres. Der Tod von Jana Lugt hat gezeigt, dass die Rettungskräfte auf der Insel im Extremfall nicht gerüstet sind, um schnell und effektiv zu handeln. Das kann sich Mallorca als Urlaubsdestination, die verstärkt auf Wandertourismus setzt, nicht erlauben. Zumindest muss die Frage erlaubt sein, ob die Notrufzentrale nicht eine reibungslose Kommunikation wenigstens auf Englisch und Deutsch gewährleisten müsste – was offenbar nicht der Fall war, als Julia Lugt verzweifelt versuchte, die Rettungskräfte zum Unglücksort zu lotsen. Die Balearen-Regierung und der Inselrat müssen sich auch fragen lassen, ob es ausreicht, bei Notfällen im Gebirge einen Polizeihubschrauber ohne medizinische Ausrüstung und ohne Notarzt an Bord loszuschicken. Wenn Mallorca eine Wanderinsel sein will, dann muss dem auch die Infrastruktur angemessen sein. Das bedeutet nicht, dass Wanderer jeder Mitverantwortung enthoben sind: Wer sich leichtsinnig in Gefahr begibt und damit auch die Gesundheit der Rettungskräfte riskiert, hat in den Bergen nichts verloren. Wanderer sollten sich jederzeit darüber im Klaren sein, wo sie sich befinden, um dies denRettungskräften im Notfall eindeutig beschreiben zu können – am besten per GPS-Daten. Ob so der Tod von Jana Lugt hätte verhindert werden können? Niemand weiß es. Zumindest aber sollte dieses Unglück dazu beitragen, Mallorcas Berge sicherer zu machen. Autor: Jonas Martiny