Die ersten Tage nach den grauenhaften Attentaten von Paris gehörten der Trauer und Solidarität. Inzwischen hat die Analyse begonnen, in Frankreich ebenso wie in Deutschland, wo die Diskussion stark unter dem Eindruck der Pegida-Bewegung steht. In Spanien hört man verdächtig wenig; dabei gibt es allen Anlass, sich des Themas anzunehmen. Auch auf Mallorca.
Im Zuge des Baubooms der 1990er Jahre und des Arbeitskräftemangels in der Landwirtschaft wurden Hunderttausende von Afrikanern – viele von ihnen Moslems – nach Spanien gelockt. Hinzu kamen jene, die illegal die Flucht nach Europa angetreten haben, auf der Suche nach einem besseren Leben.
Das Zusammenleben von Moslems und Christen in Spanien und auf Mallorca läuft einigermaßen reibungslos. Reibungslos deshalb, weil es kaum Berührungspunkte gibt. Man geht sich aus dem Weg. Aber Vorurteile gibt es auch hier, Unverständnis über die Lebensweise des jeweils anderen. Gelegentlich Konflikte.
In Frankreich wird die Frage erörtert, warum es nicht gelungen ist, die Einwanderer, die zum Teil schon seit mehreren Generationen im Land leben, besser zu integrieren. Auf Mallorca ist das Phänomen noch relativ jung, aber es werden die gleichen Fehler gemacht.
Politik und Volk geben sich mit der real existierenden Ausgrenzung zufrieden. Dass im Zuge der Wirtschaftskrise viele Arbeitsplätze, die die Zuwanderer einnahmen, vernichtet worden sind, verschärft die Situation noch. Gettos bilden sich, in Palmas Stadtteil Son Gotleu kam es schon zu Massenschlägereien zwischen „Moros“ und „Gitanos“. Kein gutes Vorzeichen.
Absolute Sicherheit vor Attentaten wird es nicht geben, aber Toleranz und Respekt mindern das Risiko. Die Mauer des Schweigens zwischen Einheimischen und muslimischen Einwanderern muss durchbrochen werden. Wir müssen uns kennenlernen.
Nach den Anschlägen wurde viel von Toleranz geredet. Jetzt sind Politik und Gesellschaft aufgefordert, den Worten Taten folgen zu lassen. Eine leichte Aufgabe ist das zugegebenermaßen nicht.
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