Zwischen Dinosauriern: So spielt es sich auf der größten Minigolf-Anlage der Insel. Ihr droht behördlich das Aus
Das Freizeitgelände an der Playa de Palma steht angeblich vor dem Abriss. Grund genug, die womöglich letzte Runde im Dino-Park zu spielen. Stilgerecht in Flip-Flops und mit Sand zwischen den Zehen, wie einst die Flintstones
MM-Flightpartner Ilse (r.) und ihre Mutter Simeone aus Belgien bei einer Verschnaufpause in der einzigen Steinzeit-Golf-Höhle der Insel. | Andreas John
Andreas JohnPlaya de Palma, Mallorca28.09.24 09:30
Eines ist schon mal klar: Simeone und Ilse auf Mallorca haben vor der internationalen Golf-Etikette keinerlei Respekt. Oder wissen nicht, was das überhaupt ist. Statt in Stollenschuhen, karierten Shorts und gebügeltem Poloshirt erscheinen sie barfuß und in Bikini zu unserer gemeinsamen Golfrunde. Dabei bröckelt von Ilses Zehen bei jedem Schritt immer wieder Sand auf den ausgeblichenen Kunstrasen, während ihr rot verbrannter Rücken geradezu nach Sonnencreme brüllt. Wo bin ich hier nur gelandet?
Kennengelernt hatte der Autor dieser Zeilen die beiden Belgierinnen kurz zuvor am Eingang zum Dino-Mini-Golfpark an der Playa de Palma. Mutter Simeone und Tochter Ilse kamen gerade vom nur wenige Meter entfernten Strand, um auf der größten Mini-Golfanlage Mallorcas eine Runde zu spielen. „Wir wollen nachher noch Gleitfallschirm fliegen”, sagt Simeone mit einem Lachen, während ihre Tochter am Tresen erst einmal zwei Kurze bestellt. Ob sie Lust hätten, mit mir eine Runde zu spielen? „Klar”, erwidern Mutter und Tochter, die jedes Jahr allein, ohne Männer und Kinder für eine Woche in den Urlaub fahren.
Und dann geht es zur Sache. Zum Preis von 7,30 Euro bekommen wir jeder einen Schläger, einen Ball und eine Scorekarte in die Hand gedrückt. Zur Auswahl stehen drei mit verschiedenfarbigen Kugeln an jedem Abschlag gekennzeichnete Bahnen. Blau für kleine Kinder, Gelb für größere Kinder und Rot für erwachsene Kinder.
Ich schlage vor, an der roten Kugel zu starten, eine Entscheidung, die ich keine 30 Sekunden später bereits bereue. Während Simeone weitgehend erfolglos versucht, ihren Ball in Bewegung zu bringen, in dem sie ständig über ihn hinweg fuchtelt, drischt Tochter Ilse den ihrigen mit einer derartigen Gewalt über die von unzähligen Sträuchern, Gräsern und Palmen begrenzten Mini-Fairways, dass ich schon eine der drei großen Dinosaurier-Attrappe auf unserem Weg krachend zu Boden gehen sehe.
Immer wieder halten wir nach verschwundenen Bällen Ausschau. „Wir wollen ja nur Spaß haben und keinen Platzrekord aufstellen”, entschuldigt sich Ilse kichernd. Trotz dieser ambitionslosen Einstellung, aber vor allem aus Angst, dass vor oder hinter uns spielende Gäste möglicherweise gesundheitliche Schäden davontragen, bringe ich den beiden sympathischen Urlauberinnen eine halbwegs korrekte Schlägerhaltung bei. Und danach sind sie nicht mehr zu halten.
Bahn Nummer 8 führt durch eine rund zehn Meter lange Steinzeithöhle, eines der Highlights der Anlage. Der Ball holpert hier wie auch auf den anderen Bahnen zwar mehr, als dass er rollt, aber das war damals bei den Flintstones sicherlich nicht anders. Nach der Höhle schaffen wir drei es tatsächlich, uns auf dem Weg zum nächsten Abschlag zu verlaufen. Folge: Als wir an Loch 9 angekommen, hat das uns bis dahin folgende Paar bereits Stellung bezogen. „No problem”, sagt Simeone und marschiert einfach zur nächsten Bahn. Mini-Golf kann so wunderschön unprätentiös sein.
So holpern, rollen und lachen wir uns weiter durch den Dino-Park. Viele Bahnen sind wirklich raffiniert angelegt, Langeweile will bei uns nicht aufkommen. Und ohne es zu bemerken, haben wir nach fast zwei Stunden alle unsere 18 roten Bahnen gespielt. Wie viele Schläge wir insgesamt gebraucht haben, bleibt unser Geheimnis. Motto: Was im Dino-Park passiert, das bleibt im Dino-Park. Ich bedanke mich am Ende bei meinen netten Flightpartnerinnen und wünsche ihnen noch viele weitere unvergessliche Urlaubstage an der Playa. Sie haben es sich wirklich verdient.
Als ich auf dem Weg zum Ausgang an der Rezeption vorbeikomme, frage ich einen der Angestellten, ob es tatsächlich wahr wäre, dass die Anlage nach dieser Saison schließen muss, um einem Neugestaltungsplan aus dem Rathaus zu weichen. „Ja, das hört man hier des Öfteren. Am Ende wird alles so bleiben, wie es immer wahr”, sagt er.
Möglicherweise, so geht es mir anschließend durch den Kopf, erzählte man die gleiche Geschichte auch den Dinosauriern vor ein paar Millionen Jahren. Kurz bevor der Asteroid einschlug – und sie für immer auslöschte.
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