Unzählige schicke Bars und Restaurants säumen mittlerweile die Uferpromenade an der Playa de Palma (l.). An der Mauer bieten indes Dutzende fliegende Händler ihre Waren feil (rechts). | Jonas Martiny

TW
4

Pedro Marín ist beinahe täglich an der Playa de Palma unterwegs. „Ich will mir einfach vor Ort einen Eindruck verschaffen”, sagt der Präsident des örtlichen Hotelierverbandes. „Ich sehe in der Gegend durchaus eine Entwicklung zum Positiven.” Balearen-Regierung und Stadtverwaltung legten endlich die Entschlossenheit an den Tag, die nötig sei, um die wichtigste Urlauberzone auf Mallorca auf Vordermann zu bringen. „Es kann nicht sein, dass ich als Hotelier gezwungen werde, ein qualitativ hochwertiges Angebot zu machen und auf der Straße geht es derweil drunter und drüber.”

Vor allem die Saufgelage der Partytouristen unter freiem Himmel ärgern die Hoteliers seit vielen Jahren. Sie hätten Millionen in die Modernisierung und Aufwertung ihrer Häuser gesteckt, die öffentliche Hand aber scheue sich, ihren Teil beizutragen, so die immer wieder vorgebrachte Kritik. Weder in die Infrastruktur werde ausreichend investiert, noch sorge die Polizei für die Einhaltung von Vorschriften und Verboten. Das ändere sich nun allmählich, sagt Marín. „Es könnte der Beginn einer zivilisierten Playa de Palma sein.”

Das sieht auch Juan Miguel Ferrer so. Der Vorsitzende des mallorquinischen Gastronomenverbandes kennt die Urlaubermeile seit vielen Jahren und äußert sich ebenfalls vorsichtig optimistisch. „Der Wandel zu einer zivilisierten Playa de Palma ist in vollem Gange”, sagt er. „Man sieht bereits grüne Triebe.” Er setzt seine Hoffnung vor allem auf die neue städtische Verordnung, die vor Beginn der nächsten Hauptsaison in Kraft sein soll.

Ähnliche Nachrichten

Vor allem in den Monaten Mai und Juni, wenn die meisten Sauftouristen an der Playa de Palma sind, geht es dort hoch her. „Das Thema ist viele Jahre lang vernachlässigt worden”, sagt Ferrer. Damit ist es jetzt vorbei, hofft er. Noch nicht so recht daran glauben kann Miguel Cañellas, der Vorsitzende des örtlichen Anwohnerverbandes. „Die Situation ist eher noch schlimmer geworden”, findet er. Zwar scheine man den Sauftourismus allmählich etwas unter Kontrolle zu bekommen, die Kriminalität dagegen sei weiterhin ein großes Problem.

Offenbar seien die Urlauber zunehmend sensibilisiert und würden daher verstärkt Rücksicht auf die Anwohner nehmen. „Die Lärmbelästigung ist weniger geworden”, findet Cañellas. Solange die Polizei aber nicht konsequent gegen die fliegenden Händler vorgehe, lasse sich auch der Alkoholkonsum auf den Straßen nicht wirklich unterbinden. „Es gibt schlicht und einfach viel zu wenige Polizisten auf den Straßen an der Playa de Palma.”

Das kritisiert auch Agustin Linares, Vizepräsident des Einzelhandelsverbandes Pimeco. Insbesondere die fliegenden Händler blieben die meiste Zeit völlig unbehelligt. Diese verkaufen unter anderem gekühlte alkoholische Getränke, wenn das die Supermärkte an der Playa de Palma ab 21.30 Uhr nicht mehr dürfen. Dieses Verbot löse das Problem mit den Saufgelagen also nicht. „Touristen, die sich betrinken wollen, finden Mittel und Wege – egal, ob die Supermärkte nun zwei Stunden früher oder später schließen”, sagt Linares. Statt sämtliche Einzelhändler zu bestrafen, solle man lieber gezielt Urlauber zur Kasse bitten, die sich danebenbenehmen. „Es ist, als wäre der Waffenhändler schuld und nicht der Mörder.”