Badespaß pur: Das Meer ist die Hauptattraktion der balearischen Inseln.

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Alles in bester Ordnung: Diesen Eindruck bekommt, wer einen Blick auf die Lage an den Badestränden von Mallorca wirft. Ausschließlich grüne Fahnen wehen da virtuell auf der Internetseite des spanischen Gesundheitsministeriums, auf der die Ergebnisse der im Sommer regelmäßig durchgeführten Messungen nachzulesen sind. Selbst die teilweise heftigen Regenfälle von Mitte August Tage haben offenbar nicht zu einer nachhaltigen Verschmutzung geführt. Es lohnt sich aber, etwas genauer hinzusehen.

Seit Jahren überwachen Kontrolleure der Abteilung für Umweltgesundheit des balearischen Gesundheitsministeriums während der Badesaison zwischen Mai und Oktober die Qualität der Badegewässer vor Mallorcas Küste. Zu dem Zweck nehmen sie an 113 auf 87 Strände verteilten Messpunkten in 18 Küstengemeinden regelmäßig Wasserproben. Diese analysiert dann ein Labor auf Kolibakterien und Enterokokken. Sind die EU-weit gültigen Grenzwerte überschritten, folgen eine zweite Probe und im Extremfall ein Badeverbot.

Im vergangenen Jahr gab es balearenweit in 13 Fällen ein solches Verbot, das auf den Messungen des Gesundheitsministeriums beruhte. In 64 Fällen wurde vom Baden abgeraten, 96 Prozent aller Messungen ergaben wiederum, dass das Baden uneingeschränkt möglich war. An 80 Messpunkten war die Badegewässerqualität über das Jahr gesehen „exzellent”. In 28 Fällen lautete das Ergebnis „gut”, in vier Fällen „ausreichend”, in einem Fall „nicht ausreichend”. An 96 Prozent aller Messpunkte lautete das Ergebnis also „exzellent” oder „gut”. Allerdings verzeichnet die Badegewässerqualität an Mallorcas Stränden einen bedenklichen Trend: Der Anteil der bestbewerteten Messpunkte ist im Laufe der Jahre stetig kleiner geworden. So galten auf Mallorca im Jahr 2013 noch 94 Prozent als „exzellent”.

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Das Hauptproblem ist das unzureichende Abwasserentsorgungssystem auf der Insel. Vielerorts ist die Kanalisation marode, viele Kläranlagen sind veraltet und den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Dazu kommt: Seit den 1980er-Jahren hat sich die Bevölkerung auf den Balearen verdoppelt (auf heute mehr als 1,2 Millionen). Die Zahl der Urlauber hat sich gar verdreifacht, auf mittlerweile mehr als 17 Millionen pro Jahr. Um mit diesem Wachstum fertig zu werden, hätte die Infrastruktur kontinuierlich ausgebaut werden müssen. Das ist nicht geschehen. Erst seit wenigen Jahren steuert man beispielsweise in Palma gegen und investiert Millionensummen in die Modernisierung von Kanalisation und Kläranlagen.

Dazu kommt, dass das Kontrollsystem der Badegewässerqualität alles andere als zuverlässig ist. Zwar entnahmen die Mitarbeiter des balearischen Gesundheitsministeriums im vergangenen Jahr insgesamt 1091 Proben, tatsächlich aber finden an jedem Messpunkt im gesamten Zeitraum lediglich acht Kontrollen statt – mit mehrwöchigem Abstand. Auch werden bei der Bewertung der Badestellen die Mess-ergebnisse aus jeweils vier Jahren herangezogen. Ein komplettes Bild von der aktuellen Lage an Mallorcas Stränden bekommt man auf diese Weise also nicht.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass viele Gemeinden zusätzliche Wasseranalysen in Auftrag geben. Die Stadt Palma etwa entnimmt an ihren Stränden wöchentlich Proben, wie es heißt. Die aktuellsten veröffentlichten Daten aber sind auch hier schon etwas älter. Sie stammen von Ende Juli. Das Ergebnis ist durchweg positiv: An neun der 13 Messpunkte war die Badegewässerqualität „exzellent”, an den übrigen das Baden zumindest uneingeschränkt erlaubt.