Drei der Beschuldigten Deutschen bei ihrer Vorführung vor dem Haftrichter auf Mallorca. | P.Bota

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Die vier jungen Männer aus Lüdenscheid, denen vorgeworfen wird, am 13. Juli 2023 gemeinsam eine deutsche Urlauberin an der Playa de Palma vergewaltigt zu haben, sitzen ein Jahr nach dem Vorfall nach wie vor auf Mallorca im Gefängnis in Untersuchungshaft. Der Pfarrer der evangelischen deutschsprachigen Gemeinde auf den Balearen, Holmfried Braun, sagte MM diesbezüglich: "Wir kümmern uns im Rahmen der Gefängnisseelsorge um die vier Jungen Männer, die wir einmal im Monat sehen. Auch zu den Angehörigen pflegen wir einen engen Kontakt."

Den 21- bis 23-Jährigen drohen bei einer rechtskräftigen Verurteilung in Spanien jeweils bis zu 15 Jahre Haft. Auch eine Rückkehr nach Deutschland scheint derzeit in weiter Ferne, da das mutmaßliche Opfer bei den Ermittlungsbehörden auf Mallorca schwere Vorwürfe gegen die Männer erhoben hat. Derzeit werden die vier Verdächtigen von vier verschiedenen Strafverteidigern vertreten, die sich jedoch am Freitag auf MM-Anfrage nicht zu dem Fall äußern wollten. Wie die "Lüdenscheider Nachrichten" berichteten, seien deutschen Strafverfolgern nach Worten von Gerhard Pauli, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen, "die Hände gebunden." Die mallorquinische Justiz habe auf Ersuchen der deutschen Kollegen Aktenmaterial nach Hagen gesandt. Doch würde es aktuell keine Anzeichen dafür geben, dass die Spanier das Verfahren abgeben wollen, so Pauli. "Das liegt allein in der Entscheidung der Behörde vor Ort."

Bei dem Vorfall am 13. Juli 2023 am "Ballermann" waren ursprünglich fünf Männer aus Deutschland involviert gewesen, die sich seitdem in Untersuchungshaft auf Mallorca befinden. Laut Informationen der Deutschen Presseagentur konnte einer der Männer glaubhaft versichern, sich nicht an den mutmaßlichen sexuellen Handlungen beteiligt zu haben. Das führte im September 2023 dazu, dass er unter Vorlegung einer Kaution in Höhe von 10.000 Euro freigelassen wurde. Er muss sich nun womöglich nur wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten.

Die Rechtsanwältin María Barbancho Saborit erklärte MM die Grundlagen des spanischen Rechtssystems. (Foto: privat)
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Die Ermittlungen der spanischen Behörden dauern unterdessen an. Untersuchungshaft kann in Spanien Monate oder sogar Jahre dauern. Die spanische Strafverteidigerin María Barbancho Saborit, die profunde Kenntnisse des spanischen und deutschen Rechtssystems hat, erklärte MM: "In Spanien kann die maximale Dauer für eine Untersuchungshaft bis zu vier Jahre betragen. Das ist somit komplett anders als in Deutschland, wo sie grundätzlich sechs Monate beträgt."

In der Tatnacht ereigneten sich die Vorfälle wie folgt: Während der Hochsaison am Ballermann lernten eine 19-jährige Deutsche und ihre Freundinnen am 12. Juli 2023 im Megapark eine Gruppe deutscher junger Männer kennen, alle zwischen 21 und 23 Jahre alt. Die Frau war zuvor an der Playa de Palma mit einem der jungen Männer zusammengekommen. Es wurde Alkohol getrunken, der Deutsche schlug seiner Landsfrau vor, mit in sein Hotel in der Joan-Llabrés-Straße zu gelangen. Den Informationen von "Ultima Hora" zufolge glaubte die Frau, allein mit dem Mann in dessen Zimmer zu gelangen.

Doch dort fand sie offenbar vier andere Bekannte des Mannes vor. Unklar ist, ob der junge Mann, der die Frau begleitete, von der Anwesenheit seiner Freunde wusste oder nicht. Daraufhin wollte die 20-Jährige gehen, wurde aber daran gehindert. Einige der Männer sollen die Frau vergewaltigt haben, andere blieben untätig und schritten nicht ein. Danach verließ sie schreiend das Hotel, ein Mitglied der Rezeption rief die Nationalpolizei. Die Tatverdächtigen wurden verhaftet und das Opfer in das Krankenhaus Son Llàtzer gebracht. Die Deutschen wurden wenige Tage später dem Haftrichter in Palma vorgeführt, der die Untersuchungshaft verfügte.