Hans Lenz, Präsident des Verbandes der nationalen und internationalen Immobilienmakler auf den Balearen | T. Ayuga

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Nach der Demonstration vor zwei Wochen in Palma de Mallorca gegen die Auswirkungen des Massentourismus hat MM mit Hans Lenz, (1976, Palma de Mallorca), Präsident des Verbandes der nationalen und internationalen Immobilienmakler auf den Balearen über das Thema gesprochen. Lenz sehe die Massifizierung als „unmissverständliches Zeichen”. Sie sei ein „notwendiger Kontrapunkt” zum oft beschworenen Paradiesbild der Balearen, das Touristen und internationale Immobilienkäufer anlocke. Offen und selbstkritisch räumt der Branchenvertreter ein, dass die starke Nachfrage aus dem Ausland eine der Ursachen für die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt der Balearen ist. „Unser Sektor hat als Katalysator für diese Nachfrage seinen Teil der Verantwortung”, so Lenz. „Das verpflichtet und legitimiert uns, Teil der Lösung zu sein.”.

Frage: Verstehen Sie, warum Immobilienunternehmen verteufelt und beschuldigt werden, einen auf internationale Käufer ausgerichteten Wohnungsmarkt zu schaffen?

Hans Lenz: Es ist unbestreitbar, dass die Nachfrage von Ausländern zum Preisanstieg beiträgt, aber sie ist weder der einzige noch der wichtigste Faktor. Aber er ist da, und aus diesem Bewusstsein erwächst auch die Verpflichtung zu sagen: Wenn wir Teil des Problems sind, werden wir Teil der Lösung. Wir leben auch hier, es betrifft uns, unsere Kinder. Wir sind dem Problem nicht fremd. Es ist notwendig, die soziale Funktion des Wohnens wieder ins Gleichgewicht zu bringen, weil das Wohnen zu einem Luxusprodukt geworden ist, und wir müssen das Problem mit einem Ziel in Ordnung bringen, das wir uns nie zuvor gesetzt haben: eine größere Anstrengung für die Bewohner zu unternehmen; der Rest wird sich von selbst ergeben.

Frage: Sie argumentieren, dass Sie Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein wollen. Welchen Beitrag können Sie leisten?

Lenz: Zuallererst müssen wir uns selbst in Ordnung bringen. Mit dem Maklergesetz bringen wir Ordnung in das Chaos, das über Jahrzehnte entstanden ist. Die Intrusivität hat viel Schaden angerichtet. Und wir werden mit der öffentlichen Verwaltung zusammenarbeiten, um Wissen und Kriterien auszutauschen, wie das Problem zu lösen ist. Die Frage der Unterbringung wird in einem Gebiet wie diesem immer problematisch sein. Es gibt keine schnellen Lösungen oder Zaubertricks. Wir müssen Strategien entwickeln, die lange genug Bestand haben, um die Menschen, die hier leben, mit Wohnraum zu versorgen und gleichzeitig die Rechte zu schützen, die in Europa bestehen. Beides muss nebeneinander bestehen können.

Frage: Wenn Sie aber sagen, dass das Problem auf Dauer bestehen bleibt, dann gehen Sie davon aus, dass diese Koexistenz ein ständiger Konfliktherd sein wird.

Lenz:Ich würde es vorziehen zu sagen, dass es sich um eine Herausforderung handelt, an der wir arbeiten müssen, aber es stimmt, dass wir uns auf dem Weg zum Konflikt befinden, wenn wir keine Lösungen finden. An diesen Lösungen wird gearbeitet, aber es wird einige Zeit dauern, bevor der Bürger sie wahrnimmt.

Frage: Sie haben immer betont, dass der ausländische Markt und der einheimische Markt Hand in Hand gehen, aber sind beide nicht längst aufeinandergeprallt, als die Preise für Mehrfamilienhäuser Rekordhöhen erreicht haben?

Lenz:Es gibt Berührungspunkte, aber sie sind nicht so groß, wie manchmal dargestellt wird. Es gibt auch das Bestreben der Einheimischen, an einen Ausländer teurer zu verkaufen als an einen Einheimischen für weniger Geld: Wir dürfen uns nichts vormachen, denn das sehen wir jeden Tag in unserer Arbeit. Es ist auch wahr, dass Gegenden wie das Zentrum von Palma wiederbelebt wurden und viel von diesen Investitionen aus dem Ausland kamen.

Frage: Was halten Sie von der Idee der balearischen Landesregierung, alle Beteiligten über einen längeren Zeitung an einen Tisch zu holen, um schnellstmöglich nach Lösungen für die touristische Massifizierung auf den Inseln zu finden?

Lenz: Ich hoffe, dass wir die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor fördern können, indem wir unser Wissen durch objektive Daten teilen. Wenn es um den Wohnungsbau geht, werden wir ständig mit Informationen überflutet, deren Grundlage und Quellen wir hinterfragen müssen. Und wir müssen uns auf Beispiele stützen, die anderswo funktioniert haben, nicht auf solche, die gescheitert sind.

Frage: Haben Sie denn Vertrauen in die Initiative?

Lenz: Ich habe großes Vertrauen, aber gleichzeitig besorgt mich die Komplexität aufgrund des Umfangs des Projekts. Es ist eine mutige Initiative, auch weil sie den Fokus auf die Verantwortlichen legt. Wenn diese Initiative keinen Erfolg hat, wird das politische Konsequenzen nach sich ziehen.

Frage: Was halten Sie von der Wahl von Toni Riera als Leiter dieser sogenannten „Elefantenrunde”?

Lenz: Wenn jemand in der Lage ist, all diese Informationen zu ordnen, dann ist es Toni Riera. Ich denke, er ist die ideale Wahl. Ich denke, wir alle glauben, dass er politisch neutral sein wird. Die Tatsache, dass das, was wir erörtern, eine empirische Grundlage hat, wird einen viel größeren Konsens schaffen.

Frage: Was dachten Sie über die Demonstration vor zwei Wochen?

Lenz: Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass es nicht schon früher passiert ist. Das soziale Problem, das wir haben, ist unbestreitbar. Absolute Solidarität. Es werden Formeln vorgeschlagen, von denen ich nicht viel halte, weil sie an anderen Orten nicht funktioniert haben, aber dieser soziale Druck muss da sein, wir dürfen nicht wegschauen.

Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, wieder erschwinglichen Wohnraum zu schaffen?

Lenz: Viele.

Frage: In diesen Zeiten?

Lenz: Ja, sobald man öffentliches Land mit Nutzungsrechten für 75 Jahre zur Verfügung stellt, um Mietwohnungen zu sozialen Preisen zu schaffen. Sobald der wegen verwaltungstechnische Probleme festgefahrene Bau von Wohnsiedlungen starten kann, die wir dringend benötigen, wobei 50 Prozent davon Sozialwohnungen sein werden. Sobald die öffentlich-private Zusammenarbeit Raum für Investitionen schafft, um diese Art von Wohnungen zu generieren. Wir wollen damit keinen Profit machen, wir wollen, dass es funktioniert. Punkt aus.

Frage: Was halten Sie von der nachträglichen Legalisierung illegaler Bauten auf ländlichem Grund?

Lenz: Das ist ein Thema, das stark politisiert wurde. Meiner Meinung nach ist es eine Lösung für eine Situation, die durch die Einschränkung der Bautätigkeit in ländlichen Gebieten entstanden ist, die eine Zeit lang außer Kontrolle geraten war. Bestimmte Bautätigkeiten werden nicht mehr durchgeführt, weil sie stark kontrolliert werden. Niemand flieht mehr hierher. Aber ein Eigentümer, der vor 20 Jahren eine Veranda geschlossen und dort ein Wohnzimmer eingerichtet hat? Lassen wir die Verjährungsfrist für einen Mord ablaufen und für so etwas nicht? Wir sollten eine Amnestie erlassen und es dabei belassen. Wer aber vor vierzehn Tagen gesündigt hat, soll die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.

Das Interview führte Enrique Fueris von der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora