Nach einem Bericht der spanischen Tageszeitung Ultima Hora, die zu Wochenbeginn exklusiv über die Festnahmen berichtete, müssen sich neben den vier Beamten auch der Sicherheitsdezernent des Rathauses von Palma, Guillermo Navarro, sowie der Hauptkommissar der Lokalpolizei, Joan Miquel Mut, den Vernehmungen stellen.
Die näheren Hintergründe sind unbekannt, auch weil das Gericht eine Nachrichtensperre verhängte. Fest steht jedoch, dass die Beamten verdächtigt werden, an der Playa de Palma ihren Polizeiaufgaben nicht nachgekommen zu sein. Das könnte laut Ultima Hora dahingehend interpretiert werden, dass sie in der neuralgischen Tourismuszone bei ihren Tätigkeiten zweierlei Maß anwandten und auf diese Weise die in Konkurrenz zueinander stehenden Unternehmen in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Freizeitangebote unterschiedlich behandelten.
Ein ähnlicher Polizeiskandal ist bereits im Vorjahr in der von Briten dominierten Tourismusmeile Magalugf in Calvià bekannt geworden. Er wird von derselben Ermittlungsrichterin untersucht. Daneben ermittelt sie auch die Vorfälle innerhalb der Polizeidirektion von Palma in Zusammenhang mit manipulierten Bewerbertests bei der Stellenvergabe.
Einer der vier Festgenommen war bereits während des Polizeieinsatzes gegen die Hells Angels im Juli 2013 vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. Die jetzt beschuldigten Beamten sind Mitglieder einer Eliteeinheit, die als schnelle Eingreiftruppe bei Auseinandersetzungen an der Playa de Palma und im Stadtgebiet zum Einsatz kommt. Drei der Festgenommen waren am Montag in ihren Privatwohnungen zum Teil vor den Augen ihrer Lebenspartner und Kinder abgeführt worden.
Unterdessen forderte die sozialistische Opposition im Stadtrat den Rücktritt von Sicherheitsdezernent Navarro. Die jüngsten Vorfälle bildeten den "krönenden Abschluss" einer vollkommen verfehlten Polizeifühung, die das letzte Vertrauen der Bürger in die Lokalpolizei verspielt habe, so die Sozialisten.
Arbeitgeber der Lokalpolizei ist die Stadtverwaltung von Palma. Bürgermeister Mateo Isern sicherte der Justiz volle Kooperationsbereitschaft zu. Er selbst habe aber aufgrund der Nachrichtensperre keinerlei Informationen über die Vorgänge.
Innerhalb des rund 1000 Angehörige starken Sicherheitskörpers wurde ebenfalls Kritik an den Praktiken laut. "Das war ein offenes Geheimnis und nur eine Frage der Zeit, bis das alles ans Licht kommt. Es tut weh zu sehen, wie das Agieren von einigen dem gesamten Kollektiv Schaden zufügt", zitierte Ultima Hora einen Lokalpolizisten.
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