Der Wechsel wird zur Regel. Nachdem die konservative Volkspartei
(PP) auf den Balearen zwischen 1983 und 1999 ganze 16 Jahre lang
die Regional-Regierung stellte, haben sich die beiden großen
spanischen Volksparteien seitdem alle vier Jahre abgewechselt. Mal
regierte die PP, dann wieder die Sozialisten von der Psoe, wie in
den vergangenen vier Jahren.
Glaubt man Umfragen, Prognosen und Expertenmeinungen vor der
Wahl am kommenden Sonntag, 22. Mai, dann wird es auch diesmal
wieder einen Wechsel geben. Die konservative Volkspartei steht
demnach vor dem Gewinn der absoluten Mehrheit – alles andere würde
als große Überraschung gewertet.
Besonders die hartnäckige Wirtschaftskrise, unter der fast alle
Bereiche der Balearen-Ökonomie weiterhin leiden und die einen
massiven Anstieg der Arbeitslosenzahlen bewirkt hat, schürt die
Wechselstimmung. Selbst wenn man die sozialistische
Regional-Regierung wohlwollend von jeder Schuld für diese weltweite
Krise freispricht – ein großer Teil der Bevölkerung stellt
Ministerpräsident Francesc Antich offenbar ein schlechtes Zeugnis
aus.
Selbst die Tatsache, dass mit der PP nun eine Partei um die
Wählergunst wirbt, die zuletzt vor allem wegen Dutzender
Korruptionsfälle Schlagzeilen machte, scheint das Wahlvolk nicht zu
beirren. Die Konservativen müssen für ihre fragwürdige Amtsführung
in den Jahren 2003 bis 2007 offenbar keinerlei Strafe durch den
Wähler befürchten. Der Ausschluss der beschuldigten Politiker aus
der PP, das Versprechen des neuen Spitzenkandidaten, eine andere
Art von Politik machen zu wollen – damit hatte sich das Thema
erledigt.
Ob der vorhergesagte Wechsel tatsächlich Gutes bringt, wird sich
also zeigen müssen. Dass die ständigen Richtungsänderungen in der
Regionalpolitik keineswegs nur positiv sind, liegt auf der Hand.
Denn da auf den Balearen, wie auch spanienweit, in vielen wichtigen
Politikfeldern kein parteiübergreifender Konsens herrscht, wird
alle vier Jahre alles anders. Das betrifft die Schulpolitik, die
Verkehrs- und Stadtplanung, die Sprachpolitik und vieles mehr. So
plante die Mitte-Links-Regierung zuletzt eine Straßenbahn in Palma
(und gab für das Projekt viel Geld aus), die nun voraussichtlich
nicht gebaut wird, sollte die PP an die Macht kommen. Erfuhr die
katalanische Sprache in der ablaufenden Legislaturperiode
vielfältige Förderung, dürfte unter den Konservativen das
Castellano wieder Vorrang haben.
Wer auch immer an die Regierung kommt – was Mallorca zweifellos
braucht, sind klare Mehrheiten. Denn die Mitte-Links-Koalition
erwies sich schon bald als zerbrechliches Gebilde. Das letzte Jahr
mussten Sozialisten und Linksbündnis Bloc gar ohne parlamentarische
Mehrheit regieren. Während bei der Parlaments- und Inselratswahl
die Spanier alleine entscheiden, dürfen in den Städten und
Gemeinden auch Ausländer wählen. Das Interesse aber hält sich wie
in vergangenen Jahren in Grenzen. Gerade einmal 22.712 von weit
mehr als 130.000 stimmberechtigten Ausländern haben sich ins
Wählerregister eintragen lassen .
WÄHLEN – SO GEHT'S
Nur eine Stimme haben ausländische Wahlberechtigte im Gegensatz zu
Spaniern am kommenden Wahlsonntag. Das Ausländerwahlrecht ist auf
die Gemeinderatswahl beschränkt. Die Spanier dagegen wählen darüber
hinaus ihre Regional-Regierungen, sowie im Fall der Balearen auch
noch die Inselräte. Egal ob eine oder drei Stimmen, der eigentliche
Wahlvorgang unterscheidet sich etwas von dem in Deutschland:
Während man dort in den Wahlkabinen in der Regel Kreuzchen auf
einen Zettel zu machen hat, dürfen die Wahlzettel hierzulande nicht
verändert werden, heißt es bei der balearischen Wahlbehörde.
Stattdessen bekommt man für jede der Kandidaturen einen Zettel.
Einer davon kommt zusammengefaltet in den entsprechenden Umschlag
und dann in die jeweilige Wahlurne. Zettel und Umschlag für das
Balearen-Parlament sind hellbraun, die für den Inselrat hellblau,
die für den jeweiligen Gemeinderat weiß. Wer sich im Unklaren ist,
ob und wenn ja, wo er wählen kann, bekommt diese Information
entweder im Rathaus seiner Gemeinde oder im Wählerregister in Palma
(971-774994).
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