Wie wäre das? In Palma ins Auto steigen, losfahren und zwei
Stunden später in Barcelona wieder aussteigen? Merkwürdig, dass
noch keiner der Inselpolitiker, denen doch sonst kein Projekt zu
töricht ist, diesen Vorschlag gemacht hat: eine Brücke von Mallorca
zum Festland. Der Transport von Menschen und Waren müsste nicht
mehr nur per Schiff oder Flugzeug geschehen, ein spontaner
Tagesausflug aufs Festland wäre möglich, Mallorca würde auf einen
Schlag ganz nah an den Kontinent heranrücken. Zugegeben: Die knapp
200 Kilometer offenen Meeres dürften selbst für die besten
Ingenieure unüberwindbar sein. Bemühungen, die Nachteile der
Insellage auszugleichen, gibt es jedoch seit Langem.
Wenn in diesen Tagen die Verlegung des ersten Stromkabels von
Mallorca zum Festland beginnt, dann steckt auch dahinter die
Absicht, das Inseldasein ein Stück weit zu überwinden. Dabei ist
Mallorca dank eines der besten Flugnetze Europas schon heute nicht
mehr der abgeschiedene Felsen, selbstgenügsam und der Welt
entrückt, der es lange war. Dass die Insel nach einer Gasleitung
nun also auch eine Stromverbindung zum Festland bekommt, ist längst
überfällig, angesichts eines Energieverbrauchs, der sich in zehn
Jahren praktisch verdoppelt hat. Wie dringend diese Großinvestition
in die Elektrizitäts-Infrastruktur der Inseln ist, beweist auch das
nicht mehr zeitgemäße Kraftwerk Es Murterar: Dass eine Stromfabrik
sage und schreibe ein Drittel des CO2-Ausstoßes der Region
verursacht, ist in Zeiten des Klimawandels nicht länger
tragbar.
Allein es fehlen die Alternativen. Erneuerbare Energien stellen
noch immer einen lächerlich geringen Anteil an der Stromproduktion
auf den Balearen. Stärker noch als anderswo sind hier die
Vorbehalte gegenüber Windrädern und Solarparks. Selbst
Umweltschützer scheuen vor klaren Bekenntnissen zurück: Die
Windmühlen könnten ja die Insellandschaft grob verschandeln. Da ist
Mallorca noch immer ganz die verträumte Insel, die das
Weltgeschehen weitgehend unbeeindruckt an sich vorbeiziehen
lässt.
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