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Etwa jeder dritte mallorquinische Arbeitsplatz gehört zur Tourismusindustrie; das Geschäft mit den Urlaubern erzeugt fast die Hälfte des balearischen Bruttoin-landsproduktes - Zahlen, die die Abhängigkeit der Insel und ihrer Bewohner vom Tourismus belegen. Das Horror-Szenario schlechthin ist hierzulande folgerichtig, dass keine Urlauber mehr auf die Insel kommen. Dieses drohte Realität zu werden, als die spanische Fluglotsengewerkschaft Usca (Unión Sindical de Controladores Aéreos) mitten in der Hauptsaison einen Streik ankündigte. Die Gefahr ist nun abgewendet. "Aus Rücksicht auf die Flugpassagiere und die Tourismuswirtschaft wird es im August keinen Streik geben", teilte die Gewerkschaft am Dienstagabend nach dreistündiger Beratung ihres Spitzengremiums mit. Ursprünglich sollte das Treffen erst am Donnerstag stattfinden, war dann allerdings kurzfristig vorverlegt worden. "Um die Ungewissheit zu beenden", wie ein Usca-Sprecher sagte.

Regierung und Tourismuswirtschaft hatten in den vergangenen Tagen massiv vor einem Streik gewarnt und bereits negative Auswirkungen der Androhung eines solchen Ausstandes mitten im Hauptreisemonat beklagt. Viele Spätbucher hätten sich angesichts der unklaren Lage für andere Reiseziele entschieden. Dementsprechend groß war die Erleichterung auf Mallorca, nachdem der Streik nun abgeblasen wurde. Balearen-Regierung, mallorquinische Handelskammer, Fluggesellschaften und Hoteliersvereinigungen äußerten sich zufrieden. "Das ist eine große Erleichterung für den gesamten Tourismussektor", so die einhellige Meinung.

Gebannt ist allerdings nur die kurzfristige Streikgefahr im August. Denn was im September passiert, ist weiter offen. Die Lotsen-Vereinigung und deren Arbeitgeber, das Staatsunternehmen Aena (Aeropuertos Españoles y Navegación Aérea), nehmen nun ihre Verhandlungen wieder auf, die am Freitag vergangener Woche ergebnislos eingestellt worden waren. Die Fluglotsen waren daraufhin wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. "Die nehmen ein ganzes Land als Geisel", warf ihnen die balearische Tourismusministerin Joana Barceló vor. Selbst vom Gewerkschaftsbund UGT (Unión General de Trabajadores) kam Kritik. "Die Lotsen wollen nichts anderes erreichen, als ihre Privilegien zu verbessern", sagte ein UGT-Sprecher auf Mallorca.