Die allsommerliche Fiesta hat einen festen Platz im Festkalender
eines jeden mallorquinischen Dorfes. Ob es nun der Schutzheilige
des jeweiligen Ortes ist, ein historisches Ereignis oder eine
lokale Besonderheit – in den Sommermonaten löst inselweit eine
Fiesta die andere ab. „Sie alle sind Ausdruck der gesunden
Gesinnung eines Volkes, das lieber feiert als schuftet”, schrieb
einst der Mallorquiner und MM-Kolumnist Pep Moll in seinem
aufschlussreichen Buch „So sind wir Mallorquiner”.
Die Tradition der mallorquinischen Dorf-Fiestas reicht wie in
anderen Teilen Spaniens Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit.
Kein Wunder also, dass sich die kulturellen Unterschiede der
einzelnen Orte bis heute in der Gestaltung des Festprogramms
niederschlagen. Kein Dorffest ist wie das andere und diese lokale
Einzigartigkeit wird ganz bewusst gepflegt. So feiert man in
Vilafranca eben die Melone, in Binissalem den Wein, in Pollença die
Abwehr der Piraten und in Santa Ponça die Eroberung durch Jaume
I.
Dabei offenbaren Mallorcas Fiestas zweierlei Tendenzen. Zum
einen gab es in den vergangenen Jahren vielerorts Versuche, in
Vergessenheit geratene Traditionen neu zu beleben. Wenn sich die
Jugend Petras in urtümlicher Manier in einem Haufen Mandelschalen
wälzt, dann ist das nichts weiter als die Wiederaufnahme früherer
Festrituale. Gleiches gilt für Sencelles, wo allerdings statt
Mandeln Stroh der Rohstoff des kollektiven Getümmels ist. Die
Gestaltung der stets mehrtägigen Fest-Programme mit
folkloristischen Tanzgruppen, Laientheater und Dorfkapelle
offenbart den Wunsch vieler Mallorquiner nach Selbstvergewisserung,
nach identitätsstiftenden Traditionen – ein Gefühl, das selbst
junge Inselbewohner in letzter Zeit immer stärker zu bewegen
scheint.
Die zweite Tendenz, die sich an Mallorcas Fiestas beobachten
lässt, scheint dem entgegengesetzt. Sie ist ein Produkt der
neuzeitlichen Vergnügungskultur. Nirgends wird das deutlicher als
in Felanitx. Die dortige Fiesta hat in den vergangenen Jahren einen
glänzenden Ruf erlangt, der weit über die Ortsgrenzen hinausreicht
– weil sich stets Musikstars von nationaler Bedeutung dort
präsentieren. Auch Can Picafort ist dank des alljährlichen
Auftritts von Carl Cox, DJ von Weltrang, längst in der Moderne
angekommen.
In vielen Inseldörfern gibt es ähnliche Entwicklungen. Da
ersinnen die Festplaner immer neue Highlights – vom
Melonenwettessen übers Padel-Turnier bis hin zur Dorfolympiade.
Auch Bräuche, die vom Festland stammen, werden nach und nach in die
mallorquinischen Fiestas integriert – wie etwa die katalanischen
„Castellers”, die sich seit einigen Jahren auch auf der Insel zu
menschlichen Türmen schichten.
DIE nächsten FIESTAS
Mare de Déu in Sineu (bis 21. August), Sa Coma (bis 15. August),
Sencelles (bis 15. August), Puigpunyent (bis 17. August), Can
Picafort (bis 21. August). Sant Roc in Porreres (bis 16. August)
und Cala Rajada (13.-16. August). Sant Bartomeu in Capdepera
(18.-29. August), Valldemossa (24.-29. August), Consell (14.-24.
August), Sóller (bis 24. August). Santa Càndida in Llucmajor (bis
15. August). Ortsteilfiestas in Badía Gran/Badía Blava (bis 15.
August), in Les Palmeres (19.-22. August), in Sa Torre (20.-23.
August), in Cala Blava (21.-29. August), Son Veri Nou (2.-5.
September). Rei en Jaume in Santa Ponça (27. August-16. September).
Sant Agustí in Felanitx (14.-29. August). Festa i Fira del Melò in
Vilafranca (4./5. September).
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.