Mallorca 8. Juli – Mallorca zieht die Menschen an. Das stete
Wachstum der Inselbevölkerung belegt das. Dabei nimmt seit Jahren
auch die Zahl der Deutschen zu, die sich auf der Insel nicht nur
zur Ruhe setzen oder einen sonnigen Zweitwohnsitz verschaffen
wollen, sondern hier ihr berufliches Glück suchen.
Die Zahl der auf Mallorca selbstständig gemeldeten Deutschen
steigt seit Jahren kontinuierlich an. Es gibt ihn also offenbar,
den Traum von der eigenen Firma, von der Selbstständigkeit unter
Palmen. Aber nicht immer nimmt er ein gutes Ende.
Susanne Heibl kennt die Probleme genau: „Schwierig wird es, wenn
die Leute mit übersteigerten Erwartungen und falschen Vorstellungen
kommen.” Heibl berät seit Jahren Ausländer, die sich auf Mallorca
selbstständig machen oder eine Firma gründen wollen. „Problematisch
wird es, wenn die Leute denken, alles läuft sofort super.” Oft sei
die Vorbereitung der angehenden Unternehmer unzureichend.
So ist ein detaillierter Geschäftsplan eine Grundvoraussetzung.
Außerdem gebe es eine ganze Reihe Fragen, die man frühzeitig klären
sollte. Heibl: „Was für ein Geschäft soll es sein? Kann ich das? Wo
etabliere ich das Geschäft? Wie komme ich an Kunden? Habe ich
ausreichende Ersparnisse? Muss ich Ausgaben für Werbung einplanen?
Sollte ich Spanisch können? Reicht die deutsche Sprache? Wo gehen
meine Kinder zur Schule?”
Es sind diese Dinge, die Neuunternehmern auf Mallorca das Leben
häufig schwer machen. Auch Ursula Müller-Breitkreutz plädiert für
eine gewissenhafte Vorbereitung des Geschäftsstarts in Spanien. „Im
Gegensatz zu Deutschland sind Steuern hierzulande eine
Bringschuld”, sagt die Balearen-Delegierte der Deutschen
Handelskammer für Spanien. Manche deutsche Unternehmer auf Mallorca
machten deshalb aus Unwissenheit jahrelang keine Steuererklärung.
„Früher oder später kommt es dann natürlich zu Problemen mit dem
Finanzamt”, sagt Müller-Breitkreutz.
Ohnehin haben es Firmengründer in Spanien schwer. Laut einer
aktuellen EU-Studie ist das „Start-up”-Verfahren in keinem anderen
EU-Staat so langwierig und teuer wie hierzulande. Das deckt sich
weitgehend mit den Erfahrungen von Victor Arenas vom Verband der
kleinen und mittleren Unternehmer auf Mallorca (Pimem): „Je
komplexer die Geschäftsidee, desto mehr Papierkram gilt es zu
erledigen.”
Zu all dem kommt nun auch noch die Wirtschaftskrise. Vor allem
die strengen Kreditvergabe-Kriterien der Banken erschweren die
Neugründung von Firmen und den Weg in die Selbstständigkeit. „Wenn
man nicht wirklich eine gute Geschäftsidee hat, sollte man es sich
derzeit zweimal überlegen”, sagt Susanne Heibl. Im Klartext: Ob die
Ballermann-Szene tatsächlich noch eine weitere deutsche Kneipe
braucht, ist fraglich.
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