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Eine Nacht in einem mallorquinischen Kinderheim – um diese Erfahrung sind zwei Mädchen aus Norddeutschland reicher. Die Lokalpolizei hatte die beiden Minderjährigen (15 und 17 Jahre) am Freitag vergangener Woche auf einer Finca in Llucmajor angetroffen. Dort führt ein Träger aus Niedersachsen Jugendhilfemaßnahmen durch. Da laut einem Polizeisprecher weder eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten noch Genehmigungen der zuständigen Behörden vorlagen, wurden die Mädchen an das hiesige Jugendamt übergeben.

Scharfe Kritik an dem Träger („Flexible Jugendhilfe” aus dem niedersächsischen Hemmoor) kommt vor allem vom deutschen Konsul auf Mallorca, Wolfgang Wiesner. Entgegen den Vorschriften sei das Konsulat nicht über das Projekt informiert gewesen. Es sei weder bekannt, wann sich welche Jugendlichen wo aufhalten, noch seien Unterlagen wie Einverständniserklärungen und Nachweise über die Qualifikation der Mitarbeiter vorgelegt worden. „Man kann den Eindruck bekommen, dass da Laien psychisch labile Jugendliche betreuen – ohne jegliche Kontrolle und ohne Berücksichtigung der Vorschriften”, sagt Wiesner.

Gabriele Hülquist, Chefin der „Flexiblen Jugendhilfe”, weist die Vorwürfe zurück. Alle notwendigen Dokumente und Genehmigungen lägen vor. Gefehlt hätten lediglich die Übersetzungen ins Spanische, weshalb die hiesige Polizei nichts mit den Schriftstücken habe anfangen können. Die spanischen Behörden seien aber informiert. Man stehe im ständigen Kontakt mit dem mallorquinischen Jugendamt. Da die Polizei am Freitagnachmittag anrückte, habe sich das Problem aber nicht mehr klären lassen – der zuständige Beamte sei bereits im Wochenende gewesen.

Das mallorquinische Jugendamt hält sich derweil bedeckt und scheut eine klare Aussage. Nur eine schriftliche Stellungnahme ist dort zu bekommen. Darin heißt es: „Das Jugendamt kooperiert mit dem Konsulat bei der Klärung der Situation der zu resozialisierenden minderjährigen Deutschen, die in verschiedenen Häusern auf der Insel untergebracht sind.” Es gebe einige „Widersprüche”, weshalb man das Konsulat gebeten habe, sich mit den zuständigen Behörden in Deutschland in Verbindung zu setzen, um offizielle Informationen über die Jugendlichen zu bekommen.

Eine zuständige Behörde in Deutschland ist das Jugendamt in Stade, das mit der „Flexiblen Jugendhilfe” zusammenarbeitet und deshalb den Standort in Llucmajor kontrolliert hat. Susanne Brahmst vom zuständigen Dezernat bestätigt, dass man sich vor Ort ein Bild gemacht habe: „Wir hatten einen positiven Eindruck.” Alle Auflagen seien erfüllt gewesen, alle Genehmigungen hätten vorgelegen. Es habe also nichts gegen dieses Auslandsprojekt gesprochen.

Die „Flexible Jugendhilfe” hat auf Mallorca fünf Standorte, neben Llucmajor auch noch in Inca, Búger, Sineu und Moscari. Derzeit sind laut Hülquist vier deutsche Jugendliche auf Mallorca untergebracht. „Meistens kommen sie wegen schwerer Traumatisierungen”, sagt sie. Ziel solcher Auslandsmaßnahmen sei es, den „Aktionsradius” der Jugendlichen zu verändern. „Sie sind hier auf sich gestellt, haben ein anderes Umfeld, sprechen die Sprache nicht”, so Hülquist. Die Jugendlichen blieben nicht länger als zwei Monate. Dann folgten „Anschlussmaßnahmen” in Deutschland.

Für die beiden deutschen Teenager ist der unverhoffte Ausflug in die mallorquinische Realität derweil wieder beendet. Die beiden Mädchen seien wieder auf der Finca in Llucmajor, sagt Hülquist. Die dortige Polizei bestätigt das: „Das habe ich auch gehört”, sagt ein Sprecher.