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Unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet der sportbegeisterte Spanier gemeinhin nicht – und so ist es kein Wunder, dass die Erwartungshaltung im Land vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) enorm ist. Alles andere als der Titel wäre eine herbe Enttäuschung.

Vor allem die Medien heizen die Stimmung mit markigen Sprüchen an, ganz so, als sei der begehrte Pokal schon greifbar nahe. „Diesmal sind wir dran!”, titelt etwa eine der täglich erscheinenden Sport-Zeitungen. „Podemos” („Wir können es schaffen”) ist einer der beliebten Schlachtrufe spanischer Fußballfans.

Der Optimismus kommt nicht von ungefähr. Zwar galt Spanien bei den großen Turnieren stets als Geheimfavorit, „la roja” („die Rote”) aber, wie die Nationalmannschaft aufgrund der Farbe ihrer Trikots im Volksmund heißt, scheiterte immer wieder frühzeitig – bis zum Gewinn der Europameisterschaft 2008, dem ersten Titelgewinn seit mehr als 40 Jahren.

Spanien verfügt nicht mehr nur über eine Ansammlung herausragender Einzelkönner, sondern über eine auf allen Positionen herausragend besetzte Mannschaft mit klarem Spielsystem. Diesmal gilt das Team von Nationaltrainer Vicente del Bosque vollkommen zurecht als Favorit auf den Titel.

Auch wenn sich die Mannschaft in dieser Rolle offensichtlich unwohl fühlt. Spieler und Trainer bemühten sich während des Trainingslagers im österreichischen Schruns, die Erwartungen in der Heimat zu dämpfen. „Wir gehören zum Kreis der Titelkandidaten”, sagte etwa Mittelfeldspieler Xavi Hernández.

Wie zur Bestätigung dessen zeigte die Mannschaft am Samstag im ersten WM-Vorbereitungsspiel eine ungewohnt schwache Leistung und konnte die Nationalmannschaft Saudi Arabiens erst in allerletzter Sekunde mit 3:2 besiegen. Am Donnerstag, 3. Juni (in Innsbruck gegen Südkorea), und am Dienstag, 8. Juni (in Murcia gegen Polen), stehen zwei weitere Testspiele an, bevor die Mannschaft nach Südafrika reist, um ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden – wenn es denn dazu kommt. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass eine hochgelobte Mannschaft am Ende bitterlich enttäuscht die Heimreise antreten muss – gerade die Spanier wissen das nur allzu gut.

Zumindest für die Gemeinde Schruns im Vorarlberger Montafon gab es keinen Zweifel daran, wen sie in den vergangenen Tagen bei sich zu Gast hatten: Im besten Muntafunerisch hieß es zur Begrüßung der spanischen Kicker „Zäwas, Wältmeischter!” – „Hallo, Weltmeister!”.