Die "Schweinegrippe" macht Mallorca zu
schaffen - obwohl auf der Insel kaum etwas von ihr zu spüren ist.
Die Zahl der Erkrankungen ist weiterhin verhältnismäßig gering,
nach den aktuellsten Daten des balearischen Gesundheitsministeriums
hat es auf Mallorca bisher 34 bestätigte Fälle gegeben. Fast alle
verlaufen ohne Komplikationen, so auch der eines britischen
Touristen, der im Krankenhaus Son Llàtzer mit Grippe-Symptomen
behandelt wird.
Es herrscht sommerlicher Alltag, sowohl in Palma als auch in den
Touristenhochburgen. Dennoch wächst die Besorgnis auf Mallorca:
Mitten in der Urlaubssaison könnten Negativschlagzeilen der ohnehin
angeschlagenen Inselwirtschaft schaden, so die Befürchtung.
Hintergrund: In Deutschland melden Medien und Behörden seit Wochen
immer neue Fälle von Urlaubern, die sich offenbar in den
Mallorca-Ferien mit der sogenannten "Neuen Grippe" angesteckt
haben. Boulevardblätter riefen gar den "Virus-Alarm" am Ballermann
aus. "Wir müssen Alarmstimmung vermeiden", sagte der balearische
Ministerpräsident Francesc Antich am Dienstag vor Journalisten. Die
balearischen Behörden würden alle wichtigen Informationen im
Zusammenhang mit der Seuche veröffentlichen, die Zahl der
Infizierten auf den Inseln sei im Gegensatz zu anderen europäischen
Gegenden gering. In Großbritannien gibt es mittlerweile mehr als
55.000 Grippe-A-Fälle.
In Deutschland waren laut Robert-Koch-Institut bis
Mittwochnachmittag 1818 Erkrankungen gemeldet worden - fast 300
Fälle mehr als noch am Tag zuvor. "Der Anstieg wird hauptsächlich
durch Reise-rückkehrer verursacht, die nach Rückkehr aus dem Urlaub
(gegenwärtig vor allem aus Spanien) mit neuer Influenza
diagnostiziert werden", heißt es aus Berlin.
Direkten Austausch mit deutschen Behörden hat es von
mallorquinischer Seite aus bisher nicht gegeben. Lediglich das
balearische Tourismusministerium steht im regelmäßigen Kontakt mit
den spanischen Tourismusbüros in Deutschland. Die Generaldirektorin
aus dem Gesundheitsministerium verweist darauf, bei einer Pandemie
könne man sich nun einmal überall anstecken und stellt die Aussagen
deutscher Gesundheitsämter in Frage.
Allein aus der Region Hannover, die wegen des frühen
Ferienbeginns in Niedersachsen besonders betroffen ist, werden
mindestens 62 Fälle gemeldet, in denen sich meist junge Urlauber
bei einem Aufenthalt auf Mallorca infiziert haben sollen, fast alle
an der Playa de Palma. Mittlerweile seien allerdings vermehrt
Ferienrückkehrer vom spanischen Festland betroffen, so ein Sprecher
des Gesundheitsamtes der Region Hannover. Insgesamt sind dort
bisher 142 Grippe-A-Fälle bekannt geworden.
Ministerpräsident Antich äußerte seine Besorgnis, Mallorcas Ruf
könne angesichts solcher Berichte Schaden nehmen. Er forderte das
balearische Tourismus- und das Gesundheitsministerium auf, ihr
Vorgehen zu koordinieren und gemeinsam dem Eindruck
entgegenzuwirken, Mallorca sei ein Infektionsherd. Erstes Ergebnis
dieser "Charmeoffensive" ist eine Pressemitteilung, die in diesen
Tagen an alle wichtigen deutschen Medien verschickt werden
soll.
Die spanischen Gesundheitsbehörden betonen, alle
Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben. Am Mittwochnachmittag
kamen die Gesundheitsminister aller Regionen des Landes in Madrid
zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Wichtigstes
Thema dabei: Die für den Herbst geplante Massen-Impfung gegen das
Grippe-Virus H1N1.
Derweil schlugen deutsche Medien am Mittwochnachmittag erneut
Alarm: "44 Grad: Hitze-Alarm auf Mallorca", titelten mehrere
Zeitungen.
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