Obwohl auf den Balearen nun schon seit fast zwei Jahren
Sozialisten, Linksbündnis und Regionalisten regieren, bestimmt die
im Mai 2007 abgewählte konservative PP weiterhin die Schlagzeilen.
Das liegt vor allem daran, dass die Staatsanwaltschaft in Palma
derzeit zu kaum etwas anderem kommt, als Vergehen ehemaliger
ranghoher Politiker und Funktionäre der Matas-Administration zu
untersuchen. Nur der oberste Verantwortliche war bisher nicht
Gegenstand von Ermittlungen. Das scheint sich nun geändert zu
haben.
Denn es verdichten sich die Anzeichen, dass nun auch Jaume Matas
ins Visier der Fahnder gerät. Gegenstand der Ermittlungen ist der
Altstadtpalast, den sich der Ministerpräsident kaufte, als er noch
im Amt war. Schon damals kam es zu einem handfesten Skandal, als
Politiker der Opposition wissen wollten, wie sich der
Ministerpräsident die herrschaftliche Immobilie überhaupt hatte
leisten können. Sein Jahreseinkommen bezifferte Matas damals auf
70.000 Euro. Der Wert der Wohnung, die sich über fast 500
Quadratmeter erstrecken soll, wird dagegen auf fünf Millionen Euro
geschätzt, wie der Polizeireporter der spanischen Tageszeitung
"Última Hora", Pep Matas, herausgefunden hat. Er ist es auch, der
nun einen entscheidenden Hinweis liefert: Nach seinen Informationen
haben bereits drei Personen bei der Polizei zum fragwürdigen
Immobilienbesitz des Ex-Ministerpräsidenten ausgesagt.
Es wirft jedoch längst nicht nur der luxuriöse Altstadtpalast
einen Schatten auf seine Amtsführung. Mit jedem Skandal, den die
Staatsanwaltschaft aufdeckt und in den ehemalige Amtsträger seiner
Regierung verwickelt sind, wächst auch der Druck auf ihn selbst.
Was wusste Jaume Matas? Wie genau war er informiert, was in den
Amtsstuben vor sich ging? Was hätte er wissen müssen?
Manch einer, der heute im Gefängnis sitzt und die Steuerzahler
um Hunderttausende geprellt haben soll, gilt als enger Vertrauter
des ehemaligen Regierungschefs. So soll etwa Antònia Ordinas auf
direkte Weisung des Ministerpräsidenten ihren Job als Chefin des
Wirtschaftsförderungsinstituts angetreten haben. Ordinas wird unter
anderem vorgeworfen, Aufträge im Gegenzug für Kommissionszahlungen
vergeben und Spesenrechnungen gefälscht zu haben. In ihrem Garten
fanden Ermittler eine Blechdose mit mehr als 200.000 Euro
Schwarzgeld.
Ein weiterer Skandal scheint sich hinter der Palma Arena zu
verbergen. Das Velodrom war von der Matas-Regierung stets als
Prestige-Projekt angesehen worden. 46 Millionen Euro waren als
Kosten veranschlagt, am Ende wurde der Mega-Bau zum Mega-Gau und
verschlang mehr als 100 Millionen Euro. Jetzt ermittelt die
Staatsanwaltschaft, wie es zu dieser Kostenexplosion kam. Auch die
Rolle von Jaume Matas dürfte die Ermittler dabei interessieren.
Es geht aber längst nicht nur um gerichtsrelevante Verfehlungen,
auch die offensichtliche Misswirtschaft unter der PP-Regierung
beschwört immer wieder scharfe Kritik herauf. So weihte der
Ministerpräsident Matas kurz vor der Regionalwahl 2007 die unter
enormem Zeitdruck fertiggestellte U-Bahn ein, die dann im
darauffolgenden Herbst bei den ersten Regenfällen wegen
offensichtlicher Konstruktionsmängel mit Wasser volllief und
aufwendig nachgebessert werden musste.
Erst am vergangenen Sonntag ließ sich der amtierende
Finanzminister der Balearen-Regierung, Carles Manera, von der
Presse mit der Aussage zitieren, Korruption und Misswirtschaft der
Matas-Regierung hätten die Steuerzahler 150 Millionen Euro
gekostet. Kein Wunder, dass es bei der Bevölkerung nicht gut
ankommt, wenn Matas seinen Heimaturlaub demonstrativ gelassen
angehen lässt - wie im Sommer, als er gut gelaunt durch Colònia de
Sant Jordi schlenderte.
Jaume Matas selbst will von alldem nichts wissen. Einzig einer
der PP nahestehenden Zeitung hat er bislang ein Interview zum Thema
gewährt. Ansonsten vermeidet er jeden Kontakt mit der Heimat. Bald
nach der verlorenen Wahl trat er vom Parteivorsitz zurück und
siedelte in die USA über, wo er heute in Washington für den
mallorquinischen Touristikkonzern Barceló arbeitet. Nicht wenige
auf Mallorca legen seinen hastigen Abgang als Flucht aus.
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