Wenn die Stars der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am 19.
Mai auf Palmas Flughafen landen, dann dürfte dies eine der wenigen
Gelegenheiten sein, die Spieler zumindest aus der Ferne zu
betrachten. Denn die Trainingseinheiten finden ausschließlich ohne
Zuschauer statt. Fans dürfen nicht ins Stadion, wenn sich die
Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw auf das Turnier
vorbereitet. Nur für die Presse macht der DFB Ausnahmen.
"Es wird kein öffentliches Training geben, weil wir in der
kurzen Vorbereitungszeit optimale Trainingseinheiten absolvieren
wollen, um bei der EM erfolgreich zu sein und möglichst den Titel
zu holen", heißt es beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Bei aller
Wertschätzung der Fans wäre da ein öffentliches Training einfach
störend in den Abläufen, abgesehen vom beträchtlichen
organisatorischen und finanziellen Aufwand, der zur Gestaltung
eines solchen Festes mit Volksfest-Charakter nach unseren
Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit notwendig ist."
Bastian Schweinsteiger ("Schweini"), Lukas Podolski ("Poldi")
und all die anderen Spieler, die während der WM in Deutschland
ungeahnte Popularität erlangten, werden auf Mallorca also nur
hinter den hohen Zäunen und Mauern des Stadions in Son Moix
schwitzen, in dem sonst Erstligist Real Mallorca seine Heimspiele
bestreitet - das letzte vor Ankunft der DFB-Reisegruppe am 18. Mai
gegen Real Saragossa. Wie hoch die Miete für das Stadion ist, will
man beim DFB nicht verraten.
Das Stadion, das einst zur Universiade 1999 gebaut wurde, ist
tatsächlich von keiner Seite aus einzusehen. Wer von einem der
umliegenden Hügel einen Blick auf das Geschehen auf dem Rasen
erhaschen will, braucht schon ein extrastarkes Fernglas. Hohe
Gebäude stehen nicht in der Nähe. Auch vor der EM 2000 trainierte
das Nationalteam unter Erich Ribbeck in Palmas Stadion, damals
allerdings öffentlich. Einige Dutzend Neugierige pro Tag nutzten
die Gelegenheit zum Zusehen. Geheimtrainings fanden nachmittags auf
dem Real-Mallorca-Trainingsgelände Son Bibiloni statt.
Dass Joachim "Jogi" Löw im Geheimen besonders trickreiche
Freistoßvarianten oder sonstige Finten einstudieren lassen will,
mit denen er dann bei dem Turnier in Österreich und der Schweiz die
Gegner durcheinanderbringen kann, gilt aber nicht als Hauptgrund
für die Wahl des Trainingsortes. Die Nähe zum Teamhotel in Son Vida
sei entscheidend für die Wahl gewesen, so die offizielle Begründung
des DFB. Die Strecke vom Hotel zum Stadion ist in fünf bis zehn
Minuten zu bewältigen.
Ob und wann die Fans Gelegenheit haben werden, sich von ihren
Stars ein Autogramm zu holen, ist also noch völlig offen. Denn
selbst am Flughafen lässt sich eine Begegnung vermeiden: Es wäre
nicht das erste Mal, dass prominente Mallorca-Ankömmlinge den
Hinterausgang benutzen.
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