Als die beiden Spitzenkandidaten für die Wahl des neuen
Regierungschefs das TV-Duell am Montagabend hinter sich hatten,
begann der entscheidende Teil des Abends: Der Kampf um die
Meinungshoheit. In unzähligen Expertenrunden bemühten sich
Journalisten, die sich noch nicht einmal den Anschein der
Überparteilichkeit gaben, ihren jeweils bevorzugten Kandidaten zum
Sieger zu erklären. Wer am lautesten schreit, hat am Ende immer
recht - nach diesem Motto gestaltete sich die Aufarbeitung des
ersten der beiden direkten Aufeinandertreffen von Amtsinhaber José
Luis Rodríguez Zapatero und seinem Widersacher Mariano Rajoy.
Inhaltlich hat der Wahlkampf bisher wenig bis nichts Neues zu
Tage gefördert. Da bildete das über weite Strecken lahme Rededuell
im Fernsehen keine Ausnahme. Darüber konnten auch die von beiden
Kandidaten unmotiviert in die Kamera gehaltenen Schautafeln nichts
ändern. Das war Pseudoinformation, die keinerlei Wert hatte. Die
Parteien setzen mehr denn je auf die Personen statt auf Inhalte und
versuchen, mit perfekt durchinszeniertem Wahlkampftheater, die
Bürger zu beeindrucken. Auch bei den mallorquinischen „Meetings”
der vergangenen Woche konnten sich die Kandidaten nicht dazu
durchringen, von ihren auswendig gelernten Redetexten abzulassen
und eine Kostprobe ihrer Schlagfertigkeit und wahren Redefertigkeit
abzuliefern. Möglich, dass diese Fähigkeiten bei beiden schlicht
nicht besonders ausgeprägt sind.
Umso ausgiebiger frönen sowohl der Sozialist als auch der
Konservative ihrer Lust an ätzender Kritik. Die gegenseitigen
Schuldzuweisungen und die ständige Polemik offenbaren nicht nur,
wie tief der Riss noch immer ist, der die spanische Gesellschaft
trennt - sie ermüden auch ungemein. Einer der in Spanien am
häufigsten geäußerten Wünsche an die Politiker ist, sie möchten
sich doch endlich um eine inhaltliche Auseinandersetzung bemühen
und das Gekeife beiseite lassen. Zu Recht. Denn auf Dauer wird
diese Art des Wahlkampfes der spanischen Demokratie nicht hilfreich
sein.
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