Kaum jemand auf Mallorca dürfte so viele
Feinde haben wie Miquel Àngel March. Klare Worte hat der 49-Jährige
nie gescheut, und Rücksicht hat er selten genommen – auch nicht auf
sich selbst. March ist Sprecher der größten mallorquinischen
Umweltschutzorganisation, GOB, und seit mehr als 20 Jahren das
grüne Gewissen der Insel. Vor allem die Auswüchse des Baubooms hat
er immer wieder angeprangert. Jetzt gibt er sein Amt ab.
Wie eine Flucht sollte sein Abgang nicht aussehen, darum hört
March erst jetzt auf. „Eigentlich sollte es schon vor Monaten
soweit sein”, sagt er. Dann sah er sich jedoch einem
ungeheuerlichen Vorwurf ausgesetzt: Ausgerechnet er soll auf seiner
Finca bei Pollença illegal gebaut haben. Es gibt eine Anzeige, die
Ermittlungen laufen. „Ich habe mich entschieden, auf diese Kampagne
überhaupt nicht zu reagieren”, sagt March. „Das ist nichts weiter
als Verleumdung.” Für die Renovierung eines uralten Hühnerstalls
auf dem Finca-Gelände soll March keine Genehmigung gehabt haben, so
der Vorwurf. Unsinn, sagt der Beschuldigte: „Ich bin sicher, dass
die Ermittlungen eingestellt werden.”
Der GOB, der ursprünglich als Zusammenschluss von Vogelkundlern
gegründet wurde, hat sich im Laufe der Jahre zur unumstrittenen
Instanz in Umweltfragen entwickelt – und genießt einen
hervorragenden Ruf, sowohl unter Mallorquinern, als auch unter
Zugereisten, denen das Wohl Mallorcas am Herzen liegt. Und das ist
auch ein Verdienst von March.
Welchen Stellenwert sich der GOB erarbeitet hat, zeigte sich
spätestens vor einem Jahr, als die Umweltschützer eines der
schwersten politischen Erdbeben der vergangenen Jahre auslösten:
Der Korruptionsskandal von Andratx kam vor allem durch Recherchen
und Anzeigen des GOB ans Tageslicht. March ließ sich vor den
Bausünden des Küstenortes ablichten, March führte Journalisten zu
den vermeintlich illegalen Baustellen, March beschuldigte den
Bürgermeister. Kürzer ist die Liste seiner Feinde dadurch sicher
nicht geworden. „Das bringt diese Arbeit nun einmal mit sich”, sagt
er.
In Zukunft konzentriert sich March auf seinen Beruf als
Geschichtslehrer. Er fühlt sich etwas erschöpft, räumt er ein. Sein
Fazit der vergangenen Jahre fällt aber positiv aus. „Wir haben zur
Sensibilisierung der Gesellschaft beigetragen. Ohne den GOB wäre
die Zerstörung Mallorcas weiter fortgeschritten.” Als die größten
Erfolge wertet er den Schutz der Insel Sa Dragonera, des
Naturstrandes Es Trenc und die Verhinderung der Autobahn
Inca-Manacor.
„Es gab aber auch viele Enttäuschungen.” Die vorerst letzte war
die Entscheidung der Balearen-Regierung, das neue Krankenhaus doch
in Son Espases zu bauen – auf einem Grundstück, das der GOB
unbedingt vor der Bebauung retten wollte. „Enttäuschend war vor
allem, dass die Linksparteien ihr Versprechen nicht gehalten haben,
das Krankenhaus nicht dort zu bauen.” Eine der wichtigsten Aufgaben
für die Zukunft ist laut March der Kampf gegen die Korruption im
Zusammenhang mit der Vergabe von Baugenehmigungen. Politiker oder
Beamte, die Lizenzen erteilen und gleichzeitig selbst im Bausektor
aktiv sind, dürfe es nicht länger geben. „Wir brauchen hier
unbedingt klarere Vorschriften.”
Den Kampf muss der GOB nun ohne March weiterführen, auch wenn er
sich in der zweiten Reihe weiter engagieren will. Die Nachfolge ist
bereits geregelt: Seit mehreren Monaten arbeitet March Margalida
Ramis ein. Die 31-jährige Physikerin aus Sa Pobla ist sich bewusst,
dass sie ein schweres Erbe antritt: „Es kann keinen Ersatz für
Miquel Àngel geben”, sagt sie, ist aber entschlossen, ihr Bestes zu
geben. Dabei will sie auch die Gefahr nicht scheuen, die ihre neue
Arbeit mit sich bringt. „Das Ziel des GOB ist nicht, dass wir uns
Feinde machen. Wir verteidigen lediglich bestimmte Werte und dabei
kommt es nun einmal zu Konflikten mit Einzelinteressen”, sagt
Ramis. „Ich hoffe, dass ich mir nicht allzu viele Feinde
mache.”
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