Kein schönes Bild: Ein junger Mann mit nacktem Oberkörper. Auf
der Brust ein Keltenkreuz. Neben ihm ein dunkelhäutiger Junge. Ein
hasserfüllter Blick, drohend und herausfordernd. Ein Polizist
nähert sich und packt den Übeltäter. „Zieh dir ein Hemd über”,
herrscht er ihn an – Alltag in Real Mallorcas Fußballstadion.
Dabei gelten die Fans des Inselklubs gemeinhin als harmlos.
„Unsere Fans zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders ruhig
und friedlich sind”, sagt ein Sprecher des Klubs. Gewalttätige
Auseinandersetzungen zwischen Fangruppen gibt es tatsächlich so gut
wie nicht – wobei das auch daran liegen könnte, dass die weite und
teure Reise auf die Insel die allermeisten Auswärtsfans von
Mallorca fernhält. Auch die gegen dunkelhäutige Spieler gerichteten
Affenlaute, die in vielen spanischen Stadien geradezu zum guten Ton
gehören, sind die Ausnahme. Dennoch hält eine kleine Gruppe
radikaler Fußball-Anhänger bei Real-Heimspielen die Polizei auf
Trab.
Höhepunkt war bisher das Heimspiel gegen Real Valladolid im
vergangenen September, als es zum Zusammenstoß zwischen einem
Dutzend Fans und der Polizei kam. Steine und Flaschen flogen, zehn
Personen wurden festgenommen. Eskaliert war die Lage, als die
Polizeibeamten zwei Fans aus der Gruppe festgenommen hatten. Beide
hatten trotz Aufforderung, dies zu unterlassen,
„ausländerfeindliche” und „zur Gewalt auffordernde Symbole”
gezeigt, wie es im Bericht der Anti-Gewalt-Kommission heißt.
Diese Kommission in Madrid soll für die Einhaltung der Regeln in
den spanischen Stadien sorgen. Regeln, die das Sportgesetz vorgibt.
Dort steht, was nicht erlaubt ist. Ein Keltenkreuz zur Schau
stellen etwa gehört dazu. Die allwöchentlichen Berichte der
Anti-Gewalt-Kommission sind umfangreich. Es gibt offenbar noch viel
zu tun – längst nicht nur bei Real Mallorca. In Spaniens erster
Liga entlädt sich Woche für Woche die Ausländerfeindlichkeit.
Besonders dunkelhäutige Spieler werden zum Ziel wüster
Beschimpfungen. Allein in den vergangenen Wochen hat die
Anti-Gewalt-Kommission fünf „rassistische” oder
„ausländerfeindliche” Vorfälle in Erstligastadien gemeldet.
Real Mallorca verspricht, mit den Übeltätern kurzen Prozess zu
machen: „Wenn die Grenze zwischen Unterstützung der Mannschaft und
Vandalismus überschritten wird, greifen wir sofort ein”, sagt ein
Sprecher des Klubs. Mitglieder, die ausländerfeindliche Symbole
zeigen, würden umgehend ausgeschlossen und mit Stadionverbot
belegt. Die Zusammenarbeit mit der Polizei sei eng. „Solche
Auswüchse muss man gleich mit der Wurzel ausreißen.” In
Erklärungsnot ist aber vor allem der Vorsitzende des Fanclubs
Supporters Mallorca. Die Gruppe steht üblicherweise in der
Nordkurve des Stadions – dort, wo die eingefleischten Fans die
Mannschaft anfeuern und wo auch das nebenstehende Foto entstand.
„Diese Jungs gehören nicht zu uns”, beteuert der Chef-Supporter.
„Uns geht es ausschließlich darum, die Mannschaft zu unterstützen.
Politik hat beim Fußball nichts zu suchen.” Mit Grauen denkt er an
die späten 90er Jahre zurück, als die internationalen Erfolge des
Klubs auch mehrere gewaltbereite Fangruppen anlockten, die das
damalige Stadion des Klubs zu einem unsicheren Ort machten. Er ist
aber überzeugt, dass es so weit nicht wieder kommen wird. „Das
Problem ist gelöst.” Ob es tatsächlich schon Zeit ist, Entwarnung
zu geben, ist jedoch fraglich. An einer Mauer unweit des Stadions
steht die Drohung zu lesen: „Ihr könnt uns nicht zum Schweigen
bringen!” Zumindest am vergangenen Sonntag herrschte Ruhe in Son
Moix. Die Mannschaft spielte 1:1 gegen Real Murcia. Den einen Punkt
rettete durch seinen späten Ausgleichstreffer ausgerechnet Pierre
Webó. Webó kommt aus Kamerun.
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