Air Berlin wächst weiter: Während die
Eingliederung des ehemaligen Konkurrenten LTU in den Konzern noch
auf Hochtouren läuft, will die Fluggesellschaft nun auch die
deutsche Airline Condor kaufen. Mit Thomas Cook hat sich Air Berlin
auf einen millionenschweren Deal geeinigt: Der Reiseveranstalter
verkauft seine Condor-Anteile und bekommt dafür mindestens 500
Millionen Euro – in bar und in Air-Berlin-Anteilen. Bis es so weit
ist, sind aber noch mehrere Hürden zu nehmen.
Als Erstes muss die Lufthansa zustimmen: Die hält nämlich 24'9
Prozent der Condor-Anteile und hat ein Vorkaufsrecht auf die 75'1
Prozent, die im Besitz von Thomas Cook sind. Anschließend müsste
das Bundeskartellamt zustimmen. Bei Lufthansa will man genau
prüfen. „Wir nehmen natürlich zur Kenntnis, dass uns hier ein
Wettbewerber erwächst”, sagt ein Sprecher. „Wir sehen das aber
sportlich: Konkurrenz belebt das Geschäft.”
Das Kartellamt äußert Zweifel. Als die Genehmigung des LTU-Kaufs
erteilt wurde, habe man Condor als „wichtigen Wettbewerber von Air
Berlin identifiziert”, sagt Sprecherin Silke Kaul. Wenn Air Berlin
diesen nun auch noch kaufen will, dürfte sich das Kartellamt mit
einer Entscheidung schwertun. Kaul: „Die wichtigste Frage lautet:
Entsteht eine marktbeherrschende Stellung?”
Zumindest auf Mallorca würde Air Berlin seine Position als
Marktführer weiter festigen. Bereits durch den LTU-Kauf stieg der
Anteil am Passagieraufkommen in Son Sant Joan auf mehr als 25
Prozent. Condor ist nach Air Berlin und Air Europa die drittgrößte
Fluggesellschaft in Palma. Kritiker melden denn auch Bedenken an.
Gerade auf der Mittelstrecke drohten durch die geringere Konkurrenz
höhere Preise, sagt Gerd Pontius, Luftfahrtexperte und
Geschäftsführer der Airline-Unternehmensberatung Prologis AG.
Abgesehen davon nennt er die geplante Übernahme aber einen „guten
Schachzug”.
Álvaro Middelmann, Air-Berlin-Direktor für Spanien und Portugal,
schließt höhere Ticket-Preise aus: „Wir können uns nicht auf
unseren Lorbeeren ausruhen.” Höhere Preise würden nur eine Lücke
für neue Konkurrenten öffnen, es ge be immer noch ausreichend
Wettbewerb. „Der beste Beweis ist, dass unsere Preise immer noch
attraktiv sind, obwohl wir hier längst Marktführer sind.” Läuft es
nach den Vorstellungen von Air Berlin, würden die
Thomas-Cook-Anteile der Condor 2009 übernommen, der Rest dann
Anfang 2010.
Fällt Lufthansa eine rasche Entscheidung, kann der Deal aber
auch schneller über die Bühne gehen. Bereits der LTU-Kauf hat Air
Berlin zur viertgrößten Fluggesellschaft Europas gemacht (hinter
Ryanair, Air France/KLM und Lufthansa). In Zukunft will Air Berlin
neue Kontinente erobern: Auf den Strecken zwischen Düsseldorf und
China beziehungsweise den USA werden demnächst Maschinen mit
Air-Berlin-Schriftzug eingesetzt.
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