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Trotz sich häufender Einbrüche hat sich das Verhalten vieler Eigenheimbesitzer in den vergangenen Jahren kaum geändert. „Es herrscht immer noch das Prinzip Hoffnung – es wird mich schon nicht treffen”, sagt Jürgen Baum von der Sicherheitsfirma WSSB. Der Mann muss es wissen, seit Jahren rüstet er inselweit Wohnungen und Häuser mit Alarmanlagen auf. „Gehandelt wird zumeist erst, wenn es zu spät ist.” Dabei kann sich der Eigenheimbesitzer über einen Mangel an Angebot wahrlich nicht beklagen. Wer nicht eine der zahlreichen privaten Sicherheitsfirmen in Anspruch nehmen will, findet die technische Ausstattung in jedem besser sortierten Baumarkt. Anlagen in der unteren Preisklasse sind meist schon um die 400 Euro zu haben. Experte Baum rät von solchen Billig-Geräten aus verschiedenen Gründen allerdings ab. „Die Bedienungsanleitung ist nicht auf Deutsch verfasst und es kommt relativ häufig zu Fehlalarmen”, will er beobachtet haben. Mit der fatalen Folge, dass die Anlage immer seltener aktiviert werde.

Sinn macht in Baums Augen eine Alarmanlage sowieso nur, wenn sie an ein Sicherheitsunternehmen aufgeschaltet ist. Oder zumindest an eine Vertrauensperson in der Nachbarschaft. „Denn was bringt mir das Wissen, dass jemand mein Haus ausräumt, wenn niemand zu Hilfe kommt?” Unternehmen wie Trablisa, Prosegur und Securitas bieten den Rundum-Service. Sie installieren die Anlagen, übernehmen deren Wartung und rücken nach Alarmauslösung mit eigenem Sicherheitspersonal an. Entscheidender Nachteil, so Baum, sei deren relativ einfache Technik und – für viele Deutsche – das Sprachproblem.

José Bayon lässt sich von dieser Argumentation nicht beeindrucken. Der Verkaufsdirektor von Trablisa verweist auf die stetig steigende Nachfrage und sagt: „Unsere Kunden sind zufrieden.” Inzwischen verfüge auf Mallorca fast jedes zweite frei stehende Haus über eine Alarmanlage, „vor fünf Jahren waren es nicht einmal halb so viele”. In manchen Regionen, wie beispielsweise Calvià und im Inselnorden, sei die Zahl seiner spanischen und ausländischen Kunden nahezu identisch. Sprachlich geschultes Personal sei daher selbstverständlich, so Bayon.

In Sachen Technik gehen die Sicherheitsleute Baum und Bayon getrennte Wege. Der Rheinländer arbeitet auf Mallorca bevorzugt mit Funktechnik aus namhafter deutscher und französischer Herstellung. Die ist zwar unter 2500 Euro nicht zu haben, garantiere aber eine höhere Sicherheit. „Sie ist absolut stromunabhängig und damit gegen äußerere Einflüsse wie längeren Stromausfall und Blitzeinschlag resistent.” Zudem wache die Anlage nicht nur über die Innenräume, sondern auch über das Grundstück.

Allerdings haben auch die spanischen Firmen längst die Funktechnik entdeckt, und zwar zu einem wesentlich geringeren Preis. Ein Basis-Kit mit Bedienungszentrale, wenigen Bewegungsmeldern, Sirene und Funkempfang bauen sie bereits ab 150 Euro ein. Hinzu kommt eine monatliche Grundgebühr von rund 20 Euro für den direkten Draht zur Einsatzzentrale. Ein Plus an Ausstattung, wie der Einbau von Kameras und Brandmeldern sowie zusätzliche Bewegungsmelder, treibt die Kosten jedoch schnell in die Höhe. „Auch 6000 Euro sind schnell investiert”, sagt Bayon. Für dieses Geld wird dann auch der Garten überwacht.

Was Markengeräte letztendlich teuer mache, sei der Zwei-Frequenz-Betrieb. „Das ist wie beim Auto”, sagt Baum, „der eine begnügt sich mit der Golf-Klasse, der andere schwört auf die Oberklasse.” Auch technisch versierte Einbrecher, glaubt Baum, stoßen bei Doppelfrequenzgeräten an ihre Grenzen. „Und selbst wenn eine Frequenz erfolgreich manipuliert wird, schlägt die zweite an.” Zudem verfüge diese Technik über ein Antikodiersystem. High-Tech-Anlagen der Hersteller Daitem, ABB und Secal kosten im Allgemeinen zwischen 2500 und 10.000 Euro.

Neben funkgesteuerten gibt es nach wie vor drahtgebundene Alarmanlagen. Gegenüber den Funkanlagen sind sie aber weniger flexibel einsetzbar und erfordern einen höheren Wartungsaufwand. Kurzzeitige Stromausfälle überbrückt ein Pufferakku. Die Kosten, so Baum, liegen unwesentlich unter denen einer Funkanlage.

Doch selbst das modernste Gerät bleibt ohne menschliche Unterstützung im Notfall wirkungslos. „Bis Sicherheitsdienste ihre Leute vorbeischicken, können oft Stunden vergehen”, will Baum die Erfahrung gemacht haben. Trablisas Verkaufsdirektor Bayon will sich zwar nicht auf genaue Zeitangaben festlegen lassen, schließt derartige Verspätungen aber aus. Seriöse Unternehmen hätten ihr Personal an mehreren Punkten stationiert. Ein schnelles Eingreifen, so Bayon, sei dadurch gewährleistet. Übrigens müssen die Firmen zusätzlich die Polizei alarmieren, sobald in einem Objekt zwei oder mehr Bewegungsmelder Alarm auslösen.

Aus Kostengründen bislang noch kaum gefragt ist die häusliche Aufrüstung mit Kameras. Im Fall eines Einbruchs können Hausbesitzern mit WAP-fähigem Handy Live-Bilder des Einbruchs übermittelt werden. Einen Vorteil hat die Sache für Sicherheitsmann Baum: „Damit entfällt die Vorprüfung, ob es sich um einen Notfall oder nur um einen Fehlalarm handelt.” Ansonsten tut Baum die Kameras als Spielerei ab, „mit dem sich Putzfrauen überwachen lassen”. In die gleiche Richtung geht die automatische SMS-Benachrichtigung, wenn im Haus über die Bedienungszentrale Änderungen vorgenommen werden. Meist kostet dieser Service nur einen geringen Aufpreis.

Nur in Futter muss für die vierbeinige Sicherheitsgarantie investiert werden. Einen Hund, egal ob Dackel oder Dobermann, hält Baum für ratsam. „Die meisten Täter suchen das geringste Risiko. Hören sie einen Hund, ziehen sie drei Häuser weiter.” Der Haken an der tierischen Variante: „Das Gebelle wird oft nicht ernst genommen.” Wer es gern etwas exotisch hat, dem empfiehlt Sicherheitsexperte Baum das Nebelsystem. Nach Auslösen des Alarms „sieht der Eindringling innerhalb von Sekunden seine Hand nicht mehr vor Augen”. Der Sicherheitsdienst muss den Täter nur noch auflesen. Die Technik sei aber recht teuer und eigne sich hauptsächlich für gewerbliche Objekte.