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Es hört sich an wie ein verspäteter Aprilscherz: Mallorca soll in spätestens vier Jahren mit Umweg übers All angeflogen werden. So stellt sich das zumindest Europas größtes Luft– und Raumfahrtunternehmen EADS vor. Aus der Finanzierung will sich der Konzern allerdings raushalten.

Die Technologie hat EADS bereits zum Patent angemeldet. Eine umgebaute russische Mig 31 bekäme danach eine durchsichtige Passagierkapsel auf den Rücken gespannt. Zwölf Passagiere und eine Stewardess hätten darin Platz. Eine Machbarkeitsstudie, so Projektleiter Werner Inden, sei im Frühjahr abgeschlossen worden: „Prinzipielle Probleme stellten wir nicht fest.” Zu klären seien demnach nur noch Details wie Überflugrechte und die Zulassung der ehemaligen Militärmaschine als Zivilflugzeug.

Warum gerade Mallorca angeflogen werden soll, begründet Inden mit der Reichweite des russischen Abfangjägers. Zudem solle der Flug im Paket mit anschließendem Urlaub angeboten werden. Der EADS-Visionär ist daher bereits bei verschiedenen Touristikkonzernen vorstellig geworden. Denn die Investitionskosten für den „MigBus Space Coaster” zwischen 50 und 100 Millionen Dollar möchten erstmal aufgebracht werden.

Das Projekt aus eigener Kasse zu finanzieren, scheidet für EADS aus. Zum einen, weil es keine Serienproduktion zulässt, zum anderen, „weil wir uns aus dem Tourismusgeschäft raushalten”.

Dem Fluggast verspricht Inden den ultimativen Kick. Der MigBus würde zwar nicht richtig in den Weltraum eindringen, sondern in einer Höhe von etwa 30 Kilometern eher nur an ihm kratzen. „Trotzdem hat man von dort oben einen Blick auf die Erde wie ein Astronaut”, schwarzer Himmel und kugelrunder Erdhorizont inklusive. Für echtes All-Feeling würden auch die Raumanzüge sorgen, die schon allein aus Sicherheitsgründen obligatorisch wären. Und als Zugabe obendrauf gäbe es eine knappe Minute Schwerelosigkeit, dann, „wenn die Gurte sich für einen Moment lösen”, so Inden.

Ganz billig wäre der Abstecher an die Weltraumgrenze nicht: etwa 15.000 Euro mit anschließendem Erholungsurlaub auf Mallorca, voraussichtlich ab München. An der Flugdauer würde sich trotz 2'5-facher Schallgeschwindigkeit nur wenig ändern.

Mit dem MigBus sehen sich Inden und sein Team lediglich als Vorhut. „In den USA gibt es Pläne für Weltraumtourismus schon seit langem”, sagt der ehemalige Mitarbeiter der DaimlerChrysler Aerospace AG, „allerdings in Höhen von bis zu 100 Kilometern”. Mit deren Realisierung sei aber in den nächsten 20 Jahren kaum zu rechnen. „Also dachten wir uns, da muss man doch vorher schon etwas machen können. Solange wollten wir nicht warten.”

Dass die Operation MigBus wie so viele andere Projekte einmal auf dem Science-Fiction-Friedhof landen wird, sorgt Inden wenig. „Das liegt jetzt an der Tourismusindustrie und den Finanzinvestoren”, sagt er, „wir sehen das ganz emotionslos.” Er habe zwar schon „gute Kontakte” geknüpt, noch zierten sich die Touristiker aber.

Die EADS entstand im Juli 2000 aus der Fusion der deutschen DaimlerChrysler Aerospace AG, der französischen Aerospatiale Matra und der spanischen CASA. Tätig ist das Unternehmen in den Bereichen Zivil– und Militärluftfahrt, Raumfahrt, Verteidigungssysteme und Dienstleistungen. Die EADS war an der Entwicklung der Patriot-Raketen und des neuen Eurofighters beteiligt.