So ein Likörchen mit Orangengeschmack mundet pur, on the rocks, im Longdrink oder Cocktail. Er lässt sich aber auch mit einem Cava oder einem mallorquinischen Espumoso aufgießen. In einem prickelnden Spritz kann ein „Licor de naranja” selbst einem Aperol Konkurrenz machen, der übrigens ebenfalls Orangennoten enthält. Und manche schwören auf den kleinen Schuss Orangenlikör in die Sangría. Kurzum: Für entspannte Genussmomente ist ein Likör mit der Essenz sonnengeküsster Früchte wie gemacht.
Große Auswahl
Vielleicht ist das der Grund, warum es gleich eine ganze Reihe von Herstellern gibt, die diese Spirituose made in Mallorca erzeugen. Mal ist sie auf biologische, mal auf konventionelle Art produziert. Mal erhält sie zusätzlichen Pfiff durch ausgewählte mallorquinische Kräuter, dann wieder kommt sie auf Weißweinbasis oder in der cremigen Version auf den Markt.
Es lebe also die Vielfalt. Ein ganz feiner seiner Art heißt Angel d’Or. Dieser Goldengel ist vollmundig, nicht zu süß, verwöhnt den Gaumen mit einer intensiven Zitrusnote, ergänzt von dezenten Bitteraromen, die den Geschmack abrunden.
Taroncello Bio ist der Name eines anderen mallorquinischen Orangenlikörs. Für ihn werden von Hand gepflückte, ökologisch angebaute Früchte ebenfalls aus Sóller verwendet. Sie sind nicht mit Chemikalien wie etwa Pestiziden behandelt worden. Was viele Menschen interessiert. Denn bei der Produktion von Orangenlikör spielen unter anderem die Schalen der Früchte eine große Rolle. Genauer gesagt: die ätherischen Öle darin. Sie werden zum Beispiel durch das Einlegen in Alkohol, der Mazeration, gewonnen.
Die Spirituose namens Licor de Taronja Vidal stammt aus der Destillerie Vidal Catany in Llucmajor. Und für den Licor de Naranja Ca na Mora mit Bestandteilen mallorquinischer Bio-Früchte stellt das Unternehmen mit Sitz in Porto Cristo den Alkohol sogar selber her. Das Produkt ist zudem frei von Zusätzen wie künstlichen Aroma- und Farbstoffen. Die Brennerei der Familie Capó verfeinert derweil ihren Hochprozenter Cabraboc Orange Liqueur (30 Volumenprozent Alkohol) mit Gewürzen wie Ingwer und Vanille.
Ohne jegliche Zusätze, sondern Natur pur, ist der Artisan Spirits Glops de Sol Orange Liqueur aus einer kleinen Destillerie-Manufaktur in Llucmajor. Dieser Orangenlikör ist unter den lokalen Erzeugnissen der spezielle Favorit von Josef „José” Wiegand von der Weinhandlung Sa Vinya, ebenfalls in Llucmajor. „Es ist im Moment der einzige Licor de naranja von der Insel, den wir im Verkauf haben“, sagt er. „Der Deutsche Stefan Winterling stellt ihn her, der gebürtige Pfälzer stammt aus einer alteingesessenen Winzerfamilie. Dieser Likör mit 36 Volumenprozent Alkohol schmeckt sehr gut. Er ist komplett ,handgemacht’, eben artesano, hauptsächlich aus Canoneta-, Navel- und Bitterorangen aus dem Sóller-Tal sowie Kräutern aus der Inselmitte. Bei unseren Kunden ist er – neben den Klassikern Grand Marnier und Cointreau – beliebt. Wer ihn nicht kennt, kann ihn gern bei uns probieren. Und die Destillerie von Stefan Winterling und Eva Maier kann man besuchen, sich alles ansehen.” Der Betrieb stelle darüber hinaus auch Gin her. „Sein Gin Eva ist als bester Gin Spaniens ausgezeichnet worden”, erzählt Wiegand.

Welches war überhaupt der erste Orangenlikör auf Mallorca, der als Trendsetter richtig bekannt wurde? „Das war der Angel d’Or, der Anfang der 2000er Jahre auf Mallorca stark angesagt war”, so Wiegand. Mittlerweile gebe es viele Nachfolger. Der Grund liegt für Wiegand klar auf der Hand: „Das liegt an der großen Zahl an Touristen und überhaupt Inselbesuchern im Allgemeinen, sie haben auch dem lokalen Weinsektor enormen Aufschwung gegeben.” Und der Hype hält an.
Dabei werden die Produkte raffiniert variiert. Die Destillerie Antonio Nadal in Marratxí etwa erzeugt ihren Canonita de Mallorca Aperitivo de Naranjas auf Weißweinbasis, fügt Essenzen von handgepflückten Canoneta-Orange aus dem Sóller-Tal, karamellisierten Zucker und Bitteraromen hinzu. Auf eine geschmeidige Note setzt indes der Orangencremelikör Dos Perellons Taronja .
Die Preise für die Spirituosen liegen bei 14 bis 30 Euro, je nach Produkt, Herstellung und Alkoholgehalt. Orangenlikör genießen die Menschen in Europa übrigens schon seit langem. In Italien zum Beispiel füllte man bereits im 17. Jahrhundert zunächst Orangenbitter als medizinisches Elixier in Flaschen. Doch bald schon merkte man, dass der Trunk gesüßt auch als Likörchen bestens mundet. In den 1880er Jahren erfand Édouard Cointreau den berühmten gleichnamigen Likör Cointreau in Frankreich. Und weil Gutes gern kopiert wird, existieren mittlerweile zahlreiche regionale Varianten von Orangenlikör. Schließlich passt er mit seiner fruchtigen Frische zu vielen Gelegenheiten: als Aperitif, Sundowner, Mix-Getränk an heißen Tagen … (KL)
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