Donald Trump zieht erneut ins Weiße Haus ein. Das finden nicht alle gut. | Brian Snyder/REUTERS

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Die Präsidentschaftswahl in den USA ist vorüber und hat die Menschen weltweit in ihren Bann gezogen – wenngleich auf ganz unterschiedliche Weise. Für viele auf Mallorca lebende US-Amerikaner brachte die "Election Night 2024" eine bedrückende Katerstimmung mit sich. Denn auch wenn noch nicht alle Staaten zu 100 Prozent ausgezählt sind, steht fest: Der umstrittene republikanische Ex-Präsident Donald Trump hat die Wahl gewonnen, während seine demokratische Herausforderin Kamala Harris, die erste weibliche Kandidatin einer großen Partei, eine Niederlage hinnehmen musste!

Trump wird nach einer ersten Amtszeit (2017-2021) am 20. Januar des kommenden Jahes erneut ins Weiße Haus in Washington D.C. einziehen. Und das beschäftigt nicht nur die europäischen Einwohner auf Mallorca, sondern vor allem die amerikanische Gemeinschaft, die auf der Insel ein Zuhause gefunden hat, und die in der Regel eher für die Demokraten als für die Republikaner stimmt.

"Es werden neue, trennende Grenzen gezogen"

Mike Taylor, ein Lehrer aus Illinois, der seit 2020 auf Mallorca lebt, äußerte gegenüber MM tiefe Besorgnis über die potenziellen Konsequenzen einer zweiten Amtszeit Trumps. Der 40-Jährige glaubt, dass die Gefahr besteht, dass die Errungenschaften in der Bürgerrechtsbewegung und anderen sozialen Fragen zurückgedreht werden könnten. "Es sieht danach aus, als würden neue, trennende Grenzen gezogen, die uns weiter spalten könnten", sagte er.

Mike Taylor aus Illinois lebt seit fast fünf Jahren auf der Insel.

Für ihn geht es nicht nur um politische Differenzen – seiner Meinung nach habe diese Wahl globale Auswirkungen. Er betont jedoch auch, dass die zweite Amtszeit Trumps seine letzte sein werde, und hofft, dass Amerika diese schwierige Phase ohne dauerhafte Schäden überstehen kann. "Wir müssen wachsam bleiben und durchhalten", erklärte Taylor.

Christina Buchet aus Michigan, Büroleiterin der englischsprachigen MM-Schwesterzeitung "Majorca Bulletin", bedauert insbesondere, dass es Kamala Harris nicht gelungen ist, die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden. Sie hätte sich gewünscht, dass Biden früher Platz gemacht hätte, um Harris mehr Zeit zur Vorbereitung zu geben.

"Leider konnten beide in ihrer Amtszeit nicht genügend Erfolge vorweisen", meint sie. Viele Amerikaner hätten vor allem Trump in Wirtschaftsfragen mehr zugetraut, was ihm am Ende wohl den entscheidenden Vorteil verschafft habe. Dennoch ist auch sie erleichtert, dass dies Trumps letzte Amtszeit sein wird: "Aber in den kommenden Jahren muss sich die USA auf ein neues Kapitel vorbereiten."

Christina Buchet aus Michigan arbeitet beim "Majorca Bulletin"
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"Trump wird die Menschen auseinanderbringen"

Der auf der Insel tätige Koch Jeff Harter aus Colorado sieht das Wahlergebnis ebenfalls kritisch. Für ihn ist Trumps Wiederwahl ein Zeichen dafür, dass Amerika gespalten bleibt und der gesellschaftliche Zusammenhalt weiter gefährdet ist. "Trump wird die Menschen eher auseinanderbringen als zusammenführen", glaubt Harter.

Er berichtet, dass viele seiner Bekannten nun ernsthaft darüber nachdenken, die USA zu verlassen. Seine Worte zeigen eine tiefe Enttäuschung über die politische Lage: "Amerika ist ein großartiges Land, aber wenn ich mir das Wahlergebnis ansehe, komme ich zu dem Schluss, dass wir Amerikaner selbst das Problem sind." Für ihn ist das Leben in Europa deshalb ein persönlicher Rückzugsort, und er ist dankbar, dass er auf Mallorca leben kann.

Eine ähnliche Sorge über die gesellschaftliche Spaltung teilen auch die beiden Basketballspieler Owen Long aus Alabama und Charlie Easley aus Nebraska, die auf Mallorca spielen. Long betonte, vor dem Wahlabend von der spanischsprachigen MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" befragt, dass es in den USA immer schwieriger werde, ein gemeinsames Verständnis zu finden.

"Verlernt, miteinander zu reden"

"Viele Menschen sehen nur noch ihre eigene Wahrheit und haben verlernt, miteinander zu sprechen und zu diskutieren", sagte er. Trotz der Probleme ist er aber weiterhin stolz auf sein Heimatland, auch wenn die Kluft zwischen den politischen Lagern für ihn schmerzhaft spürbar ist. Sein Sport-Kollege Easley fügt an: "Die ohnehin schon auseinander driftenden Meinungen haben sich vor und während der Wahl natürlich noch einmal verschärft."

PALMA. ELECCIONES EN ESTADOS UNIDOS. Los americanos del Fibwi y el Palmer, Owen Long y Charlie Easley, analizan la histórica jo
Owen Long (l.) und Charlie Easley spielen auf Mallorca Basketball.

Keinen Weg mehr zurück in die USA gibt es nach dem Ergebnis für den auf Mallorca lebenden Jeff Buchanan. Er erzählt: "Heute, als ich mein gewohntes Café betrat, um meinen morgendlichen Kaffee zu holen, erlebte ich einen Moment, der das aktuelle politische Klima in den USA treffend zusammenfasste. Die Kellnerin, die wusste, dass ich Amerikaner bin, sah mich an und sagte schlicht: 'Es tut mir so leid.'

"Mir bleibt nur, mich zu entschuldigen"

Und weiter: "Und ja, auch ich bin traurig – auf eine Weise, die ich mir gestern noch nicht hätte vorstellen können. Als ich die aktuellen Umfragen las, hatte ich noch gehofft, dass das Land sich vielleicht endlich von der düsteren Ära der vergangenen Präsidentschaft befreien könnte. Doch die amerikanische Bevölkerung hat entschieden. Trotz der Schmach und der anhaltenden Skandale, die das Leben ihres ehemaligen Präsidenten seit seiner Absetzung prägten, haben sie ihm erneut eine Chance gegeben, das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu übernehmen."

Und allen Spaniern will Buchanan sagen: "Es gibt viele Amerikaner, die sich nicht mit dieser Entwicklung identifizieren. Ich fühle mit ihnen, denn sie müssen sich auf stürmische Zeiten, auf Hass und Rücksichtslosigkeit gefasst machen. Ich hoffe, ihr wisst, dass dies nicht die Haltung aller Amerikaner widerspiegelt. Dennoch bleibt mir nur, mich zu entschuldigen."