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Die Pflanzenwelt auf Mallorca war nicht immer so, wie sie sich heute dem Betrachter darstellt. Besatzer, Eroberer, Reisende und Geschäftsleute brachten Pflanzen, Kräuter, Bäume und Sträucher aus fernen Ländern mit. Aus den afrikanischen Tropen, aus den tropischen und subtropischen Regionen Mittel- und Südamerikas, aus dem fernen Osten. So wurde das Naturbild der Insel nach und nach verändert und bereichert.

Álvaro Ribas, Gärtner und Kenner der hiesigen Pflanzen, amüsiert sich, wenn selbst eingefleischte Mallorquiner behaupten, dass etwa die auf der Insel beliebten und zum "Nationalgericht" Pa amb oli (Brot mit Öl) meist gebrauchten "Tomatigues de Ramillet" endemische, also nur auf der Insel vorkommende Pflanzen sind.

"Tomaten sind eine in Europa sehr junge Pflanze; sie wurde ebenso wie Kartoffeln, Paprikaschoten, Auberginen, die alle zu den Nachtschattengewächsen gehören, von den Eroberern Lateinamerikas auf die Insel gebracht. Allerdings ist die Sorte mit der dicken Haut für das Pa amb oli eine hiesige Züchtung", sagt er.

Wenn also von endemischen Pflanzen die Rede ist, so Álvaro Ribas, muss man auch überlegen, von welchem Zeitpunkt an man das rechnet

Eine sehr alte Pflanze sei die Steineiche, sagt er. Von dichten Steineichenwäldern hätten schon die Römer berichtet: "Aber auf ihr Holz wurde jahrhundertelang für die Köhlerei genutzt, außerdem holzte man viele Wälder für die Haltung von Schafen ab, oder sie fielen Waldbränden zum Opfer. Anstelle der Steineichen herrschen jetzt Aleppo-Kiefern vor, die lange nicht so ertragreich sind."

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Die meisten endemischen Pflanzen sind laut Ribas in den Regionen der Macchiagewächse zu finden. Dort gibt es neben Zistrosen, Oleaster (auch wilde Olive genannt), die widerstandsfähigste Pflanze in Europa, auch das Balearen-Johanniskraut, das im Frühjahr blüht, den blassroten Affodill, er in dieser Art nur auf Mallorca vorkommt, oder der rosafarbene Becher des Balearen-Fingerhuts.

Laut Álvaro Ribas sind auch einige Orchideenarten, sowohl Orchis- als auch Ophrys-Arten auf der Insel endemisch, die jetzt nach den Herbstregen ihre Blütezeit haben:

"Sind klein und unscheinbar, wie die meisten endemischen Pflanzen der Insel", sagt er. "Aber sie sind wunderschön."

Ganze Pflanzengattungen, so Álvaro Ribas, seien auf der Insel nicht endemisch, wohl aber etliche Arten von Gattungen: ein Asparagus, eine Art der Retama, eine Weißdorn-Art mit weißen Blüten und roten Beeren, Ginster- und Euphorbienarten, das Balearen-Alpenveilchen.

Die Sorte wilder Fenchel, die auf der Insel gedeiht, ist wichtig für den Hierbas-Likör, ist dessen Hauptbestandteil.

Insgesamt, so Álvaro Ribas, gibt es 140 endemische Pflanzenarten auf der Insel.