Was lange währt, könnte nun endlich gut werden, glaubt Alfonso Robledo von Mallorcas Wirteverband Restauració. Die Rede ist von einem Gütesiegel der Kategorie „Gold”, mit dem Restaurants in Zukunft freiwillig ihre Qualitätsstandards unter Beweis stellen können. Angekündigt worden war die Idee bereits 2015 – um dann allerdings drei Jahre lang in der Schublade der Verantwortlichen zu verschwinden.
Nun wird die Sache konkret. „Wir rechnen im ersten Jahr mit mindestens 100 Teilnehmern”, so Robledo im MM-Gespräch. Leider gebe es in Spanien keine Wirteprüfung wie in Österreich, wo nicht jedermann ein Restaurant eröffnen dürfe, sondern nur Fachleute mit nachgewiesener Erfahrung. „Die Gold-Zertifizierung soll dazu dienen, wenigstens die Spreu vom Weizen zu trennen”, meint Robledo und verweist auf eine lange Liste mit Anforderungen, die nicht nur Hygiene und Sozialversicherungspflichten, sondern zum Beispiel auch den Einsatz von lokalen Produkten umfassen werde. Die Kosten für die Verwaltung und das durchführende Dienstleistungsunternehmen werden pro Restaurant wahrscheinlich bei 200 bis 300 Euro jährlich liegen. Garant für einen neutralen Prozess sei als außenstehender Dritter die Handelskammer.
Mit von der Partie sind aber auch öffentliche Stellen, wie Staatssekretär Antoni Sansó im Namen des balearischen Tourismusministeriums bekräftigt hat. Die Regionalregierung werde das neue Gütesiegel bei ihren internationalen Messe-Aktivitäten bekannt machen, hieß es. Auch der Inselrat, der im Lauf des Jahres für das Tourismus-Marketing zuständig sein wird, soll einen Teil der Arbeit übernehmen.
Handelskammer-Präsident José Luis Roses, der gemeinsam mit Alfonso Robledo das Abkommen zur Einführung des Goldenen Siegels unterschrieben hat, stellte seinerseits neue Qualifizierungsangebote für das Personal in Aussicht, von denen die zertifizierten Restaurants bevorzugt profitieren sollen. Schließlich ist es in der Branche kein Geheimnis, dass die Quote an Quereinsteigern zu hoch ist, was in manchen Fällen die Professionalität ganzer Etablissements beeinträchtigen kann.
Hört man sich bei Gastronomen um, so ist die Reaktion zu der Initiative derzeit noch verhalten. Einerseits wird von Qualitätsbetrieben der zusätzliche bürokratische Aufwand hinterfragt. Andererseits sieht man durchaus die Chance, sich bald auf elegante Art von schwarzen Schafen in den eigenen Reihen zu distanzieren. Klare Aussagen gibt es derzeit jedoch kaum, da bisher nicht alle Details des Vorhabens bekannt sind.
Sobald im April an der Spitze der Handelskammer die Neuwahlen abgeschlossen sind, will Alfonso Robledo jedenfalls unter seinen Mitgliedern verstärkt Werbung für das Projekt machen. Er sieht sogar Chancen dafür, dass Mallorca spanienweit eine Vorreiterrolle übernimmt.
(aus MM 15/2018)
1 Kommentar
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Mit Sicherheit eine tolle Idee. Aber wer prüft? Prüfen das Leute, die im Falle Chursach geprüft haben? Eine echt neutrale Überwachung ist nur möglich, wenn diese unangekündigt - am besten von einer Gruppe Gäste - welche sich immer ändert - durchgeführt wird. Beamte, welche dort gratis essen gehen, sind ungeeignet.