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Es ist nicht immer einfach, gute Vorhaben auch in der Praxis umzusetzen. Das gilt etwa für nachhaltiges Reisen. Denn die überwiegende Mehrheit der Menschen hat zwar eine positive Grundeinstellung dazu, wenn es dann ans Buchen geht, sind aber doch andere Kriterien wichtiger. Das geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hervor. „Zusammengefasst bleibt der Wunsch nach nachhaltigem Reisen bei vielen Deutschen trotz aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen bestehen”, heißt es in dem Bericht mit dem Titel „Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen”. „Allerdings entscheiden sich die meisten Reisenden für ein schönes Urlaubserlebnis, und nicht vorrangig für Nachhaltigkeit.” Die Daten des Berichts stammen aus der Reiseanalyse, für die die FUR jährlich mehr als 12.000 Interviews führt.

Der Anteil der Personen in der Bevölkerung mit grundsätzlich positiver Einstellung zur Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen liege bei 67 Prozent, heißt es in dem Bericht. Dieser Wert sei im Laufe der vergangenen zehn Jahre stetig gewachsen. „Dies verdeutlicht die Relevanz von Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen“, schreiben die Autoren. Allerdings hätten Nachhaltigkeitsüberlegungen nur bei gerade einmal drei Prozent aller Urlaubsreisen bei der Auswahl zwischen sonst gleichwertigen Angeboten den Ausschlag gegeben. Dieser Anteil sei zuletzt obendrein gesunken. „Für die Mehrheit der Reisenden sind Nachhaltigkeitsaspekte nur einer von vielen Faktoren oder sogar irrelevant bei der Reiseentscheidung“, heißt es in dem Bericht.

Die Forscher fragten unter anderem nach der Nutzung von Nachhaltigkeitskennzeichnungen. Hier gebe es lediglich Hinweise auf eine sehr langsam wachsende Bedeutung. „Trotz jahrelanger politischer Bemühungen um umweltbezogene Zertifizierungssysteme und der Vielzahl vorhandener Kennzeichnungen im Tourismus bleibt die bewusste Nutzung von Umweltzeichen relativ gering.” Dies spiegele sowohl die bisher begrenzte Anzahl zertifizierter Angebote auf dem Markt als auch die Aufmerksamkeit der Reisenden für solche Kennzeichnungen wider. Auch CO2-Kompensationsmöglichkeiten nutzt lediglich ein geringer Teil der Touristen. Bei internationalen Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer lag der Wert bei gerade einmal sechs Prozent, bei Kurzurlaubsreisen immerhin bei 15 Prozent.

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Auch für die Dauer der Urlaubsreisen interessierten sich die Forscher, da wenige längere Reisen umweltfreundlicher sein können als mehrere kurze Reisen. Hier sei eine Verschiebung hin zu längeren Aufenthalten zu erkennen. „Aus ökologischer Sicht trägt dies zur Nachhaltigkeit bei, da bei längeren Reisen der relative Beitrag von An- und Abreise zur Gesamtumweltwirkung geringer ausfällt.“ Diese Entwicklung stelle jedoch lediglich eine erste Tendenz dar, die sich aus dem Vergleich mit dem Vorjahr ableitet. Eine Schlussfolgerung auf eine langfristige Trendwende hin zu längeren Reisedauern lassen die Daten nicht zu. „Weitere Jahre der Beobachtung sind notwendig, um festzustellen, ob sich diese Tendenz fortsetzt.“

Insgesamt hat sich das Reisevolumen nach dem durch die Corona-Pandemie bedingten Einbruch wieder dem vorherigen Niveau angeglichen. Auch bei der Verkehrsmittelwahl hätten sich die vor der Pandemie üblichen Verhältnisse wieder eingestellt: Das Flugzeug ist weiterhin für den größten Anteil der geleisteten Kilometer verantwortlich. Während der Pandemie hatten aufgrund der Mobilitätsbeschränkungen Reisen über kürzere Distanzen und auch die Nutzung umweltfreundlicherer Verkehrsmittel stark zugenommen. Eine dauerhafte Trendwende im Reiseverhalten war das jedoch offenbar nicht, schreiben die Forscher. Eine solche lasse sich durch die Daten jedenfalls nicht belegen, da Fernreisen an Beliebtheit gewonnen und sogar die Mittelmeerdestinationen überholt hätten.

Auch, wenn die Nachhaltigkeit beim Reisen also weiterhin eine eher untergeordnete Rolle spielt, sei durchaus Wachstumspotenzial vorhanden, vermuten die Autoren des Berichtes. Attraktivere nachhaltige Angebote könnten mehr Menschen zu umweltfreundlicheren Reiseentscheidungen bewegen, heißt es in dem Bericht. Es sei entscheidend, dass in den Destinationen und bei Reiseveranstaltern entsprechende Angebote gefördert und ausgebaut werden.