Die gemauerten Bollwerke mit Zinnen und Scharten sicherten einst den Zugang zum Hochplateau des Alaró-Berges. | as

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Über die Bergspitzen rauscht die Brise, in den windgeschützten Winkeln wärmt herrlich die Sonne, in der Ferne glitzert golden das Meer. Das Kastell von Alaró ist nicht nur eine der schönsten Burgruinen der Insel, sondern auch einer der eindrucksvollsten Aussichtsplätze auf Mallorca. So nimmt es nicht Wunder, dass selbst an einem Januartag unter der Woche diverse Ausflügler den steilen Fußweg in die Höhe finden. Neben zwei mallorquinischen Frauen sind alle anderen Besucher, die jeder für sich den Berg erklommen haben, deutschsprachig. „Jetzt haben wir uns aber das Mittagsessen verdient”, sagt eine Schwäbin zu ihren Begleitern, als sie wieder herabsteigen, um auf halben Wege in dem urig-traditionellen Restaurant Es Verger sich deftig gegarte Hammelkeulen und Spanferkelhälften einzuverleiben.

Vor wenigen Tagen hat die Burg indes eine ganz andere Art von Besuch erhalten: Politiker des Inselrates und des Rathauses von Alaró bestiegen die Festung, um anzukündigen, dass sie vorerst 138.000 Euro in den Erhalt der verwitterten Turm- und Burgmauern investieren werden. Zuvor soll der Bereich archäologisch unter die Lupe genommen werden. Es handle sich um dringend notwendige Ausbesserungsarbeiten an dem historischen Kulturgut, damit das Bollwerk nicht noch mehr verfalle oder gar durch Steinschlag Besucher verletze. Inselratspräsident Llorenç Galmes reagiert mit dieser Aktion auf das institutionelle Schweigen des spanischen Kulturministeriums, dem eigentlichen Besitzer der Ruine. Zweimal habe man bereits auf Restaurierungsarbeiten gedrängt, zweimal sei man ohne jede Antwort geblieben.

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Die Gemengelage auf der Burg ist umkämpft. Ihre Mauern gehören Madrid, die auf dem Gipfel betriebene Herberge untersteht dem Rathaus von Alaró, die Kapelle, die der mallorquinischen Helden Cabrit und Bassa gedenkt, der Diözese von Mallorca, der Berg selbst ist in Privathand. Immerhin ziehen Inselrat, Rathaus und Kirche seit Jahren an einem Strang, um das Kastell vor weiterem Niedergang zu bewahren.

Und seit wenigen Jahren erinnert nun auch ein durchaus liebevoll arrangiertes Infozentrum an die Geschichte der Trutzburg. Sie ist ein Symbol des Widerstands. Hier kämpften 902 die letzten von Ostrom aufgegebenen Vasallen gegen die maurischen Eroberer, hier wehrten sich Moslems noch zwei Jahre nach der Landung von Jaume I. 1929 gegen die Eroberung durch die Christen, hier spuckten Cabrit und Bassa dem aragonesischen König Alfonso, der seinerseits Mallorca okkupierte, 1285 von oberhalb der Zitadelle auf den Helm (um dann nach ihrer Gefangennahme durch eben jenem Monarchen in Alaró bei lebendigem Leib aufgespießt und verbrannt zu werden).

Wie in alten Zeiten wird die Burg von Alaró noch heute vor allem durch Maultiere mit Gütern und Lebensmitteln versorgt. Wenn die beiden Langohren nichts zu tragen haben, stehen sie in der Wintersonne und lassen sich von den Besuchern stoisch fotografieren. Es scheint, als ließe das viele Aufhebens um die Festung sie weitgehend kalt. Dabei geht der Kampf um das Kastell weiter. Zum einen auf der Ebene der Institutionen, zum anderen gegen den Zahn der Zeit ...