Der Bau des Monuments „war eine fast persönliche Initiative von Spaniens König Felipe III. zur Verteidigung des Hafens von Palma. Aber wie fast immer gab es ein Problem mit der Finanzierung”, so Historiker Deyà. Das Königreich selbst argumentierte, es verfüge nicht über ausreichend Mittel für den Bau und die Artillerie, und so einigte man sich darauf, dass die Kaufmannsgilde, die ein großes Interesse hatte, Palma vor Piratenangriffen zu schützen, die Hälfte der Kosten übernehmen sollte.
Wie Deyà weiter erklärte, sollte die Festung neben dem militärischen Aspekt auch die Bevölkerung und die Wirtschaftstätigkeit der Stadt verteidigen. Nicht umsonst liegt die Stadt nur wenige hundert Kilometer von Algerien entfernt, und die Korsaren, die für ihre ständigen Beutezüge in Portopí anlegten, zogen dann die alte Straße landeinwärts. Um den Attacken vorzubeugen wurde von 1610 bis 1612 zuerst ein Wehrturm errichtet; das ist der älteste Teil der Festung, der heute noch sichtbar ist. Der Rest der Festung wurde später erbaut.
Die Burg von San Carlos schützte somit in ihren Anfängen vor maurischen Piraten. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts kamen als feindliche Bedrohung Engländer, Holländer und Franzosen hinzu. Die Festung wurde zu deren Abwehr umgebaut und mit Artillerie ausgestattet. Das war „die grundlegende Waffe auf Mallorca”, sagen die Autoren. So spielte die Bastion auch eine wichtige, abschreckende Rolle während des Spanischen Erbfolgekriegs (1700-1715).
„Während des Krieges mit den Vereinigten Staaten im Jahr 1898 befürchtete die spanische Armeeführung eine Invasion Mallorcas, und so wurden umfangreiche Arbeiten an der Burg durchgeführt”, sagt der Architekt Chaves. Darüber hinaus wurde die Artillerie verstärkt und modernisiert. Auch während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) erfüllte die Burg ihre Verteidigungsfunktion und löste unter anderem Luftalarm aus, wenn republikanische Kampfflugzeuge am Himmel erschienen und auf Palma Bomben abwarfen. Nach Kriegsende wurde die Burg in ein Militärgefängnis umgewandelt. Die Festung blieb zudem bis in die 1950er Jahre als Verteidigungsanlage in Betrieb.
„Der Bau des Burgturms 1610 war für die Insulaner eine große Überraschung gewesen”, schreibt der Architekt Juan González de Chaves in dem Buch. „Die Mallorquiner waren bis dato gewohnt, runde Türme zu bauen.” So wurde San Carlos die erste eckige Burg der Balearen: auf einem quadratischen Grundriss, mit kleinen Bastionen in den Winkeln. Im Jahr 1662 entwickelte der mallorquinische Ingenieur Vicente Mut eine Burg mit vier großen Basteien. Das Kastell wurde nach und nach erweitert und an die Neuerungen in der Kriegsführung angepasst. Schließlich gewann die Artillerie eine immer stärkere Reichweite im Vergleich zu den bisherigen Kanonen, für die noch steinerne oder gusseiserne Kugeln erforderlich waren.
Im Jahre 1981 wurde die Anlage von San Carlos (Katalanisch Sant Carles) in das heutige Militärmuseum umgewandelt. Die Kunsthistorikerin Conde erinnert daran, dass die Einrichtung eine vielseitige Sammlung aus vielen Jahrhunderten mit etwa 4000 Exponaten aus fünf Kontinenten beherbergt. Die Festung bietet nicht nur reichlich Architektur und Ausblicke auf den Hafen und die Stadt Palma. Zu sehen sind etwa auch Dolche aus der Eisenzeit, Uniformen aus diversen Jahrhunderten, wie sie von Familien gestiftet wurden, und sogar Infomaterial zu den antiken Steinschleuderern. Sie waren seinerzeit die ersten, die Mallorca vor Invasoren verteidigten. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 14 Uhr, der Eintritt ist gratis. Die Zufahrt per Auto erfolgt über den Westkai Dique del Oeste oder mit der EMT-Buslinie 1.
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