Das Eiland hat sich in den vergangenen Jahren heimlich aber hartnäckig zu einer echten Luxusdestination in Europa entwickelt. | Pixabay

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Wer auf Mallorca noch nach Schnäppchen sucht, der kommt leider zu spät. Die Insel hat sich in den letzten Jahren heimlich aber hartnäckig zur Luxusdestination gemausert – mit Hotelübernachtungen für 10.000 Euro pro Nacht, Gourmetrestaurants für 180 Euro pro Teller und Immobilien, die mittlerweile weit in den zweistelligen Millionenbereich klettern. Der Reichtum der ausländischen Zweithaus- und Urlauber-Elite breitet sich von exklusiven Villen auf das Gastgewerbe und den Handel aus. Doch während die einen Champagnerflaschen köpfen, bleibt für viele Einheimische kaum mehr Raum zum Leben.

Jüngstes Beispiel: Wer sich ein neues Zuhause in Palma leisten will, sollte tief in die Tasche greifen. Die geplante Luxuswohnanlage „XoYay” in Palmas Mühlenviertel Es Jonquet mit Blick über die Bucht von Palma bietet Apartments zwischen 1,3 und 5,8 Millionen Euro an – 42 der 57 Einheiten sind noch zu haben. Eine freistehende Villa gibt es für 7,9 Millionen Euro. Doch das ist erst der Anfang: Immobilienpreise in Palma steigen weiter, mit Quadratmeterpreisen zwischen 11.000 und 20.000 Euro. Laut José Miguel Artieda, Präsident der Balearischen Immobilienvereinigung (API), sei es mittlerweile „nicht mehr ungewöhnlich, 14 oder 20 Millionen Euro im Zentrum von Palma auszugeben“. Neben europäischen Käufern drängen nun auch US-Amerikaner auf den Markt – angezogen von Direktflügen mit United Airlines.

Für das Geld bekommen die Käufer aber mehr als nur vier Wände: Von privatem Butler-Service über exklusive Weinkeller bis hin zu Golfsimulatoren – kein Wunsch bleibt unerfüllt. Selbst Parkprobleme gehören der Vergangenheit an, denn einige Luxusresidenzen bieten drehbare Plattformen zur perfekten Inszenierung des Sportwagens. Wer noch exklusiver wohnen möchte, kann in umgebaute historische Gebäude ziehen. In der Calle Sant Jaume werden Wohnhäuser in mehrstöckige Villen umfunktioniert, während private Clubs mit monatlichen Mitgliedsgebühren von 200 Euro den Zugang zu Palmas Elite sichern.

Auch die Gastronomie passt sich dem neuen Publikum an. Während traditionelle Restaurants verschwinden, entstehen Edel-Lokale mit Preisen, die selbst in Metropolen wie Dubai oder New York Eindruck machen würden. „Es gibt zwei Arten von Luxus: den Instagram-Luxus mit bekannten Markennamen und den echten Luxus, der sich auf Qualität konzentriert“, erklärt Juan Miguel Ferrer, Präsident des Gaststättenverbands CAEB Restauración. Laut Ferrer hat Mallorca den Ultra-Luxus-Markt jedoch noch nicht erreicht: „Wir stehen nur noch drei Saisons hinter Städten wie Dubai oder London zurück. Dort kostet ein Menü ohne Wein 350 bis 500 Euro pro Person. Auf Mallorca liegen wir aktuell zwischen 80 und 150 Euro.“

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Trotzdem zieht es Gourmets mit vollen Geldbeuteln auf die Insel. „Ein VIP-Silvestermenü in Palma kann bis zu 6000 Euro für vier Personen kosten”, schreibt die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”. In Luxushotels wie Son Bunyola werden Villen für 10.000 Euro pro Nacht angeboten, während eine Suite im Hotel Can Bordoy in der Hochsaison 1440 Euro kostet. Und die Gäste? Immer exotischer. „Wir hatten bereits Besucher aus 59 Nationen, darunter die Fidschi-Inseln, Usbekistan, Antigua und Barbuda“, so ein Hotelmanager.

Während der gehobene Einzelhandel von der zahlungskräftigen Kundschaft profitiert, zeigen sich Händler zurückhaltend. „Der durchschnittliche Verkaufspreis ist gestiegen, aber es gibt nicht mehr Verkäufe“, erklärt Carolina Domingo, Präsidentin des Handelsverbands Pimeco. Deutsche, Briten und Schweden bleiben die Hauptkunden, aber der Einfluss der Amerikaner wächst.

Doch nicht alle Wohlhabenden suchen den offensichtlichen Luxus. Eine anonyme Quelle aus der Branche erklärte gegenüber der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”: „Der neue Luxus ist Pamboli.“ Die Superreichen wenden sich vermehrt dem Authentischen zu – sie wollen keine uniforme High-End-Gastronomie, sondern traditionelles Handwerk. Wer es sich leisten kann, sucht Ensaimadas aus einer 100 Jahre alten Bäckerei oder eine historische Finca, die noch nicht zur Touristenattraktion umgebaut wurde. Mallorca hat sich zu einer Insel der Extreme entwickelt – zwischen glitzerndem Überfluss und der Sehnsucht nach dem Einfachen.

Während die einen sich in Privatvillen mit Panoramablick auf das Mittelmeer zurückziehen, kämpfen andere mit steigenden Mieten und Immobilienpreisen, die für Einheimische längst unbezahlbar geworden sind. Die Kluft zwischen Reichtum und Realität wächst weiter – und mit ihr die Frage, wie lange sich Mallorca diesen Boom leisten kann.