Offiziell will das Rathaus von den Obdachlosensiedlungen nichts wissen. Polizeiquellen bestätigen jedoch, dass es bereits zwei solcher Barackenansammlungen gibt. Eine befindet sich an der alten Straße nach Sa Pobla, gegenüber einem Schnellrestaurant, die andere in der Nähe des örtlichen Krankenhauses, direkt an der Autobahn. Die provisorischen Unterkünfte bieten kaum Schutz vor Regen und Kälte – und dennoch hat das Rathaus das Institut für Sozialdienste auf Mallorca (IMAS), das auch für Obdachlosenhilfe zuständig ist, bisher nicht über die Niederlassungen von Obdachlosen nicht informiert. „Wir haben keine Kenntnis von Obdachlosen oder Siedlungen in Inca. Das Rathaus hat uns nicht informiert“, erklärte eine Sprecherin der Behörde.
Die Ursachen für die Misere sind vielfältig: Hohe Mieten, prekäre Jobs und fehlender Wohnraum treiben immer mehr Menschen in die Obdachlosigkeit. Auf den Balearen sind die Wohnkosten landesweit die höchsten. Bis zu 50 Prozent des Einkommens müssen Inselbewohner für Miete ausgeben – ein Rekordwert. „Die Krise trifft nicht nur Arbeitslose oder Menschen mit psychischen Problemen“, warnt Marga Plaza vom Roten Kreuz. „Wir sehen immer mehr Menschen mit Arbeit oder finanzieller Unterstützung, die sich dennoch weder ein Haus noch ein Zimmer leisten können.“
Die letzte Bilanz aus dem Jahr 2022 zählte 443 Obdachlose auf der Insel, doch die Dunkelziffer dürfte sich inzwischen deutlich vervielfacht haben. Während in Palma Angebote von Sozialämtern halbwegs greifen, wie etwa Notunterkünfte und Integrationsprogramme, ist die Situation in den ländlichen Gebieten dramatisch schlechter.
Inca wird nun zum Symbol einer sich zuspitzenden Krise. Was früher auf Palma beschränkt war, breitet sich auf die gesamte Insel aus. Soziale Einrichtungen wie das Zentrum Cal’s Agustins in Binissalem oder eine Unterkunft in Manacor versuchen gegenzusteuern, doch der Bedarf steigt schneller als die Kapazitäten. Für viele ist die Ausweitung der Obdachlosigkeit auf das Umland ein Warnsignal. „Wir dürfen nicht wegsehen“, mahnt ein Vertreter des Roten Kreuzes. Doch die politische Blockade und fehlende Transparenz der Behörden erschweren eine nachhaltige Lösung.
2 Kommentare
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Tja, was soll man sagen? Der letzte Satz im Beitrag macht klar, woran es hakt: "Doch die politische Blockade und fehlende Transparenz der Behörden erschweren eine nachhaltige Lösung." Warum ist das so? Wie lange will man warten? Es erinnert mich an eine Kurve am Ortseingang eines unserer früheren Wohnorte: ein Fahrer war zu schnell und schaffte die Kurve nicht, landete im Garten von Anwohnern. Gott sei Dank war niemand im Garten. Die Hecke wurde wieder neu angelegt, die geforderte Leitplanke blieb aus. Einige Jahre später war dann jemand im Garten und überlebte den im Prinzip gleichen Unfallhergang nicht. Kurioserweise wurde sehr kurzfristig eine Leitplanke installiert. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass hier erst jemand sterben muss, bis was passiert. Aber wenn es dieser Minderheit (soll nicht abwertend gemeint sein - rein sachlich) nicht gelingt mit vernünftigen, legalen Protestaktionen auf sich aufmerksam zu machen (ich kann mir vorstellen, dass z. B. bei Demonstrationen aus Solidarität auch viele Leute mitmarschieren würden, die nicht von der Wohnungskrise betroffen sind) wird wohl nichts passieren. Als zig tausende auf die Wohnungsnot durch zu hohe Anzahl von Ferienimmobilien auf die Straße gegangen sind, reagierte die Regierung ja auch. Ihr müsst auf Euch aufmerksam machen und nochmals: natürlich legal und friedlich!!
Bis zu 50% ist sehr untertrieben.....ich kenne viele die weit mehr als 50% im Monat ausgeben um sich das wohnen leisten zu können. Das sind ganz normale Leute mit ganz normalen Jobs.