Manfred Rosar und seine Frau Vanessa lieben die Insel über alles. Einmal im Jahr macht der Mann alleine Urlaub auf Mallorca und verzichtet dabei auf alles. | Anja Schmidt

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Wie wäre es mit einem Urlaub auf einer Finca? Mit Blick über die Berge, Infinity-Pool, Bali-Betten oder einer Hängematte unter Palmen? Oder soll es ein Hotel mit Spa und Meerblick sein? Dazu tolles Essen, interessante Menschen, ein aktives Nachtleben ... Es gibt viele Gründe für einen Urlaub auf Mallorca. Von denen fühlt sich Manfred Rosar aber nicht angezogen. Na ja – die Palmen und das Meer genießt er schon. Um weitere Annehmlichkeiten macht er jedoch einen Bogen.

„Ich bin mehrmals im Jahr mit meiner Frau auf der Insel und genieße die Zeit wie andere Reisende – mit maximalem Komfort”, stellt Rosar klar. Dann greift sie den Erzählfaden auf: „Am liebsten wohnen wir in Maria de la Salut, da kennen wir schon einige Mallorquiner”, bestätigt Vanessa Rosar und nickt ihrem Mann zu, damit er mit seiner Geschichte fortfahren soll. „Nur einmal im Jahr fliege ich ganz alleine hierher”, betont der Ehemann. Dann setze er sich sieben Tage irgendwo an eine nahezu unbekannte Bucht, ohne jeglichen Kontakt zu anderen Menschen. Es folgen sieben Tage Schweigen und Enthaltsamkeit. „Ich buche keine Unterkunft. Ich liege unter dem freien Nachthimmel im Wald, trinke nur Wasser und ernähre mich ausschließlich von Obst, Nüssen und Müsli”, sagt der Trierer und grinst. Es sei ihm vollkommen bewusst, dass seine Vorstellungen von besonderer Erholung sich durchaus etwas schräg anhören könnten.

„Ich komme immer im Mai, abends gegen 21 Uhr am Flughafen Palma an. Dann ist es bislang nicht so heiß”, erklärt der 60-Jährige. Unmittelbar darauf beginne der Urlaub, ohne Umschweife, aber mit all den eigenen persönlichen Auflagen. Taxi und Verkehrsmittel etwa seien tabu. „Ich wandere die Nacht durch an der Küste entlang an eine einsame Cala im Südwesten”. Er hat immerhin nicht viel zu tragen – im kleinen Rucksack stecke nichts als ein Buch, etwas Kleidung zum Wechseln, zwei Handtücher, Zahnbürste, die Badehose und ein Stück Seife.

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Moment mal – gibt es hier noch eine geheime Bucht? „Oh ja”, sagt Rosar, „aber die verrate ich nicht, sonst war es das, mit meiner Schweigewoche.” Der Einsiedler wäscht sich mit Wasser aus dem Supermarkt oder an Strandduschen. Aber es gibt doch gewisse menschliche Körperfunktionen, bei denen „man” ungestört sein möchte, zudem noch Wasser und ein bisschen Papier braucht ... „Ich sage nur eins: Die Natur bietet mir alles, was ich benötige”, betont Rosar und überlässt das Ungesagte der menschlichen Vorstellungskraft.

Manfred Rosas ist während seiner Schweigewoche auf seinem "Lieblingsfelsen".

Was macht er dann so den ganzen Tag? „Ich lese entweder in einem Buch, meditiere oder reflektiere über mein Leben. Abends wandere ich einige Kilometer, meist in Richtung Magaluf. Zwischendurch lockt das Meer”, erzählt der Vater eines Sohnes. „Frühmorgens bin ich schon kurz vor Sonnenaufgang auf meinem Lieblingsfelsen und springe wenig später ins herrliche Wasser, tauche am Meeresboden entlang auf die andere Seite der Bucht”, schwärmt Rosar und erzählt von den unterschiedlichen Blautönen des Meeres. „Dazu die Seegrasfelder, die Sonne, die Vegetation, der Duft, das Zirpen der Zikaden – mehr brauche ich nicht. Ich habe das Gefühl, mit der Insel zu verschmelzen”, so der selbständige Sportartikelverkäufer. „Das tut so richtig gut! Kein PC, kein Telefon, kein Internet, einfach von allem abschalten”, sprudelt es aus ihm hervor – ununterbrochen. „Wie Sie merken, bin ich nicht so der ,ruhige Typ’, der einfach mal nichts sagt. Zu Hause bin ich unentwegt am Reden”, sagt Rosar und lacht. Lediglich seiner Frau Vanessa schreibe er während seiner Abwesenheit sporadisch eine SMS, dass es ihm gut gehe und sie sich keine Sorgen zu machen brauche. „Sein bester Freund kennt den genauen Aufenthaltsort, falls etwas passieren sollte ...” so die in London gebürtige Partnerin.

Am Ende der Woche geht Rosar wieder zu Fuß zum Airport zurück und tritt die Heimreise an. „Mir kommen jedes Mal die Tränen, wenn ich die Insel verlasse. Aber ich freue mich zugleich, nach der Einsamkeit endlich wieder meine Frau in die Arme nehmen zu können”, so der strahlende Gatte.

Das Ehepaar spielt seit längerem mit dem Gedanken, nach Mallorca zu ziehen. „Ich gehöre eigentlich auf diese Insel”, sagt Rosar bestimmt. „Spätestens wenn die AFD an die Macht kommt, bin ich weg aus Deutschland und eröffne hier eine Bar”, mit gutem Kaffee, selbstgebackenen Kuchen und Tapas. „Den passenden Namen habe ich bereits.”