Auf der La-Victòria-Halbinsel bei Alcúdia soll das Kabel an Land geführt werden. | Archiv

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Angst vor Krankheiten, Sorge um die Seegraswiesen und Kritik am aktuellen Modell der Energieversorgung – Bürgerinitiativen, Anwohnervereinigungen und Umweltschutzgruppierungen gehen massiv gegen die Pläne zur Installation eines zweiten Unterseekabels vor. Zuletzt war es der GOB, der sich im Rahmen der öffentlichen Konsultationsphase des Projektes zu Wort meldete. „Dieses Projekt, das als Lösung für die Energiewende verkauft wird, stellt eine ernste Gefahr für das Ökosystem im Meer dar, widerspricht den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und bedeutet die Fortsetzung eines zentralisierten und nicht nachhaltigen Energiemodells”, heißt es in einer Mitteilung der Umweltschutzgruppe.

Beispielsweise seien die Umwelt- und Klimaauswirkungen nicht angemessen bewertet worden. Die eingesparten CO2-Emissionen würden lediglich aufs Festland verlagert. Außerdem seien die bei Installation und Wartung des Kabels entstehenden Treibhausgase in der Gesamtbilanz nicht berücksichtigt worden. „Die Klimakrise erfordert eine tatsächliche Verringerung des Energieverbrauchs und einen Wechsel hin zu lokalen und sich selbst tragenden Modellen und nicht die Auslagerung der Auswirkungen.”

Das geplante Kabel durchquere zudem geschützte Lebensräume, wie etwa Posidonia-Wiesen in der Bucht von Pollença. Hier drohten unumkehrbare Schäden. Das Kabel werde durch mehrere Meeresschutzgebiete verlaufen, unter anderem den Wanderungskorridor für Wale im Balearen-Meer. „Wir fordern die sofortige Einstellung des Projekts, da es mit den Verpflichtungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels unvereinbar ist”, heißt es weiter. Ferner gehöre das gesamte derzeitige Modell der Energieversorgung auf den Prüfstand.

Das sieht man auch bei der in Alcúdia ansässigen Umweltschutzgruppe Arrels Marines so. Die derzeitige Klimakrise und die Massifizierung der Insel machten es erforderlich, auf eine Reduzierung des Energieverbrauchs zu setzen, argumentieren die Aktivisten. Außerdem verweisen sie auf die drohende Zerstörung von 975 Quadratmetern Posidonia-Wiese am Meeresgrund.

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Seit die Pläne des spanischen Stromnetzbetreibers Red Eléctrica de España (REE) bekannt wurden, das Kabel in Alcúdia an Land zu führen, gibt es eine massive Gegenbewegung der betroffenen Anwohner. Diese führen vor allem Bedenken wegen negativer Auswirkungen auf die Gesundheit an. Die Bürgerplattform Vecinos de Alcudia Afectados por el Cable etwa sammelte mehrere tausend Unterschriften gegen das Projekt und präsentierte nun im Rahmen der öffentlichen Konsultation ein ausführliches Dokument, in dem es in erster Linie um mögliche Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Felder geht.

Unter anderem argumentieren die Aktivisten, die erlaubten Grenzwerte in Spanien seien zu hoch angesetzt. Außerdem würden die allgemein anerkannten Mindestabstände zu Wohngebieten nicht eingehalten. Die VAAC gab sogar eigene Messungen in Auftrag, die nachweisen sollen, dass in Santa Ponça, wo das erste, im Jahr 2011 installierte Unterseekabel verläuft, die Grenzwerte überschritten würden.

„In der Vergangenheit wurden die negativen Auswirkungen bestimmter Stoffe wie Asbest, Blei oder Strahlung auf die Gesundheit der Menschen in der Regel erst spät entdeckt, wenn viele Fälle von Erkrankungen beobachtet wurden”, heißt es in dem Dokument. Man fordere daher, dass die Kabeltrasse einen sicheren Abstand zu bewohnten Gebieten einhalte. Wenn das stellenweise nicht möglich sei, müssten Maßnahmen getroffen werden, um die Unschädlichkeit für die menschliche Gesundheit zu gewährleisten.

Tatsächlich zeigten sich das spanische und das balearische Energie-Ministerium, sowie Netzbetreiber REE gesprächsbereit. Anfang Oktober trafen sich Vertreter der Institutionen mit Mitgliedern der Anwohnervereinigung, um einen Kompromiss zu finden, was den Verlauf des Kabels an Land angeht. Als nicht verhandelbar gilt dagegen die Route am Meeresboden. Da das erste Kabel den Süden der Insel mit dem Festland verbindet, ist es sinnvoll, zwecks Sicherheit des Gesamtsystems das zweite nun in den Norden zu führen. Außerdem befindet sich dort das Elektrizitätswerk Es Murterar samt Umspannwerk Sant Martí. Die bereits existierende Infrastruktur soll genutzt werden. Die zwischenzeitlich ins Spiel gebrachte Alternative durch die Bucht von Alcúdia gilt als ausgeschlossen. Hier wären etwa die Schäden an den Posidonia-Wiesen noch größer.