Die "Festa de l´Estendart" erinnert an die Rückeroberung Mallorcas durch König Jaume I im 13. Jahrhundert. Auch folkloristische Tänze sind Teil des Standartenfests. | Jaume Morey

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In Palma de Mallorca wird am 31. Dezember doppelt gefeiert: abends Silvester und morgens die Festa de l’Estandard. Mit dem Standartenfest wird des Einzugs von Jaume I., König von Aragón, 1229 in Madina Mayurka gedacht. So hieß Palma in den 327 Jahren muslimischer Herrschaft, die an jenem Tag vor 795 Jahren endete.

Jedes Jahr wird die Kopie der Helmzier von Martin I. von Aragón öffentlich zur Schau gestellt. Auch folkloristische Tänze sind Teil des Standartenfests.

Jedes Jahr wird die Kopie der Helmzier von Martin I. von Aragón öffentlich zur Schau gestellt.

Wenn auch nicht wirklich. Denn während sich die metzelnden und plündernden Eroberer über die Verteilung ihrer Beute stritten, flohen um die 20.000 Muslime ins Tramuntana-Gebirge, verschanzten sich unter anderem in der Burg von Alaró und im Castell del Rei, das sieben Kilometer vom heutigen Pollença entfernt liegt. Auch im Castell de Santueri bei Felanitx leisteten sie Widerstand. Andere Insulaner versteckten sich in Höhlen vor den Eroberern, die auf sie Jagd machten.

Erst Mitte 1232 war die vollständige Eroberung Mallorcas abgeschlossen. Trotzdem wird bis heute der Einzug der christlichen Truppen in Madina Mayurka gefeiert. Zum Gedenken an dieses Ereignis wird das Rathaus mit roten, von Wappen gezierten Tüchern geschmückt. Gut sichtbar am Platz wird das Porträt von Jaume I. aufgestellt, ebenso in einer Vitrine die Kopie einer Helmzier mit geflügeltem Drachen, die allerdings nicht Jaume I., sondern Martin I. von Aragón (1356-1410) auf seinem königlichen Haupt trug.

Würdenträger der Stadt stellen einen Baumstamm mit Fahne als Standarte auf der Plaça Cort auf.
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Nach einer Festrede am Vortag vor dem Königsdenkmal auf der Plaça d’Espanya tragen am Morgen des 31. Dezember dann Würdenträger der Stadt die Standarte aus dem Rathaus und stellen sie zu Klängen der Mallorca-Hymne "La Balanguera" in der Mitte der Plaça de Cort auf. Zur Tradition des Standartenfestes gehört auch eine Messe unter dem Vorsitz des Bischofs von Mallorca in der Kathedrale sowie auf der Plaça Cort folkloristische, tänzerische Darbietungen der sogenannten „Cossiers” und „Cavallers” zur Musik von Handtrommel, Einhandflöte und Dudelsack.

Laut Palmas Stadtchronist Bartomeu Bestard gehen die Ursprünge des Festes auf die Zeit nach dem Tod von Jaume I. zurück. Es habe erst den Königen von Mallorca, dann der Krone von Aragón dazu gedient, ihre Herrschaft über die Insel zu legitimieren und zu bekräftigen, erklärt er. Heute kommt dem Fest eine Bedeutung zu, die ein Kommunalpolitiker einmal so formulierte: "Wie jeden 31. Dezember treffen wir uns auf der Plaça Cort, um unsere Wurzeln als Volk und unsere eindeutigen Merkmale der Identität zu feiern."

Seit 2008 ist die Festa de l’Estandard als immaterielles Kulturgut geschützt, um der Eroberung Palmas als konstituierendes Ereignis der Gründung Mallorcas zu gedenken. 2016 Jahren verlegte deshalb Mallorcas Inselrat die Diada de Mallorca vom 12. September auf den 31. Dezember. Die damalige Mehrheit aus Sozialisten und Linksnationalisten befand: Der wahre Mallorca-Tag sei das Standartenfest.

Inzwischen hat sich der politische Wind wieder gedreht und der Mallorca-Tag wurde auf sein 1997 festgesetztes Datum zurückgesetzt, das nicht weniger historisch ist: Am 12. September 1276 leistete der Sohn des Erobererkönigs, Jaume II., einen feierlichen Eid auf die Privilegien und Rechte Mallorcas als Königreich. Doch ob als Mallorca-Tag oder nicht, das Standartenfest wird auch künftig gefeiert werden.