Ein Viertel macht mobil gegen eine Bande mutmaßlich krimineller algerischer Migranten.

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Schätzungsweise 300 Personen verschiedener ethnischer Herkünfte haben sich am Freitag auf einer Demonstration in Palmas Problemviertel Son Gotleu gegen den Verbleib algerischer Migranten in ihrer Nachbarschaft ausgesprochen. Nach Angaben der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" hatten unter anderem Kollektive von Gitanos, Schwarzafrikanern und Marokkanern zu der Kundgebung auf dem Fran Joan Alcina-Platz aufgerufen. Die Protestierenden machen die Algerier, zumeist junge Männer, die erst seit wenigen Monaten auf Mallorca leben, für den Anstieg der Kriminalität im Viertel verantwortlich. Gegen Vorwürfe von Rassismus verwehrten sich die Veranstalter. "Es geht uns ausschließlich darum, Kriminelle loszuwerden. Wenn es die Justiz nicht schafft, dann machen eben wir das", hieß es im Vorfeld der Protestaktion in den sozialen Medien.

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Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot zogen die Demonstranten am Freitagabend durch die Straßen von Son Gotleu. Zahlreiche alteingesessene Anwohner bezeugten mit Applaus ihre Unterstützung in der Sache. "Viele Opfer von Einbrüchen und Diebstählen stellen schon gar keine Anzeige mehr", beschrieb Antonio Sánchez gegenüber der Zeitung die resignierte Stimmung im Viertel. Der seit Jahren in Sont Gotleu lebende Hicham sorgt sich hingegen um den Ruf seiner marokkanischen Landsleute. Diejenigen, die Probleme bereiteten, seien junge Algerier im Alter von 19, 20 Jahren, viele neu im Viertel. "Es leben hier viele Algerier, die einer geregelten Arbeit nachgehen und hier seit vielen Jahren wohnen", sagt Hachim, "diese Menschen machen keine Probleme". Der Anstieg der Kriminalität, befürchtet der Marokkaner, könnte schlussendlich ein schlechtes Licht auf alle Migranten werfen.

Nach der gewalttätigen Auseinandersetzung vom vergangenen Montag herrscht Medienberichten zufolge eine trügerische Ruhe im Viertel. "Ultima Hora" will von den Behörden erfahren haben, dass die Zahl festgenommener Algerier seither auf ein Minimum gesunken sei. Gewöhnlich würden jeden Tag zwischen zehn und 15 junge Männer dieser Nationalität von der Polizei festgenommen werden, seit Dienstag täglich nur noch einer oder gar keiner. Der Grund für diese Entwicklung sei, dass potenzielle Gesetzesbrecher aus Angst vor dem wütenden Mob auf der Straße ihre Wohnungen gegenwärtig nicht verließen. Zur Erinnerung: Zu Wochenbeginn hatten sich Gitanos, Schwarzafrikaner und Marokkaner eine Straßenschlacht mit einer Gruppe junger Algerier geliefert. Auslöser war offenbar ein gescheiterter Einbruchsversuch.