Ab dem 1. Juni wird die Zufahrt zur Formentor-Halbinsel wieder beschränkt. | R.L.

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Schon in der ersten Kurve wird klar, was einen auf dieser Bergtour erwartet: Da der Linienbus mit der Nummer 334 breiter ist, als der Fahrstreifen der engen Serpentinenstraße, müssen sich sämtliche entgegenkommenden Autos an den äußersten Rand drängen und dort stehenbleiben. So kann man zwar die tolle Aussicht auf Port de Pollença genießen, vorwärts aber geht es erst einmal nicht mehr.

Schon die lange, aus übermütigen Touristen auf Miet-Vespas bestehende Kolonne, die sich eben die erste Steigung hochquälte, war ein Anzeichen dafür, dass ein Ausflug auf die Formentor-Halbinsel im Mai vielleicht keine ganz so gute Idee ist – selbst an einem ganz normalen Wochentag. Hunderte, Tausende Touristen hatten denselben Gedanken und sind an diesem sonnigen Morgen aufgebrochen, um Mallorcas äußersten Nordzipfel zu erkunden.

Da gibt es zunächst einmal Reisebusse. Eine ganze Armada von Reisebussen, aus denen sich am Mirador de Colomer ein Heer von Ausflüglern ergießt. In Vorfreude auf den spektakulären Anblick der schroffen Felsenküste. Hunderte Meter weit fallen hier die Klippen in die Tiefe. Dort unten glänzt das Meer. Auf der Aussichtsplattform aber herrscht ein solches Gedränge, dass man es kaum bis zur Brüstung schafft. Geschweige denn das erhoffte Foto knipsen kann.

Da der Parkplatz bis auf die letzte Lücke belegt ist, zwängen sich die Urlauber in ihren Mietwagen die gegenüber in Richtung Wachturm Talaia d’Albercutx abzweigende Straße hinauf, um dort am Wegesrand zu parken. Was sich jedoch als Falle erweist. Da einer der Urlauber auf die Idee kommt, seinen Geländewagen mitten auf der Straße zu wenden, geht es plötzlich weder vor, noch zurück. Vorne der verkeilte SUV, hinten die nachdrängenden Mietautos. Es beginnt, anstrengend zu werden.

Anstrengend ist auch, was die unzähligen Rennradfahrer auf sich nehmen. Die Strecke von Port de Pollença zum Leuchtturm am Cap Formentor ist zwar nur 20 Kilometer lang, die Sonne aber brennt schon unerbittlich und es geht ganz schön bergauf. Entsprechend langsam kommt der Pulk voran. Es gibt erste Unmutsbekundungen: Ein Autofahrer beschimpft eine Gruppe Radfahrer, die gemächlich nebeneinander herfahren und so das Überholen praktisch unmöglich machen. Einer der Radler zeigt den Mittelfinger, als das Auto schließlich halsbrecherisch und mit dröhnendem Motor an der Gruppe vorbeirast.

Die Rivalität zwischen Radsportlern und Autofahrern ist auf Mallorcas Bergstraßen nicht neu. Neu ist aber, dass sich daran nun auch eine Urlaubergruppe beteiligt, die bislang mutmaßlich andere Aktivitäten vorzog: die E-Bike-Fahrer. Denn dank moderner Technik können nun auch Touristen Bergetappen bewältigen, deren Aktionsradius ihrer Körperfülle nach zu urteilen bislang eher auf den Weg vom Hotelzimmer zum Büfett, zum Pool und wieder zurück begrenzt war.

Wie überlaufen die gesamte Gegend an diesem Mai-Vormittag ist, belegt noch etwas anderes: Alles, was auch nur im entfernstesten an einen Parkplatz erinnert, jede Ausbuchtung, jeder Fleck Erde am Straßenrand, ist zugeparkt. Besonders dort, wo die Fußwege zu den Badebuchten Cala Murta und Cala Figuera losgehen. Und als dann irgendwann tatsächlich der Leuchtturm zu sehen ist, geht überhaupt nichts mehr. Die Autos stauen sich fast einen Kilometer weit.

Grund zum Lachen haben an diesem Vormittag auf der Formentor-Halbinsel eigentlich nur zwei junge Frauen, die eine gute Geschäftsidee hatten. Unter einem Sonnenschirm sitzen sie direkt an der Straße und fotografieren jeden Radfahrer, der den Berg hinauf gestrampelt kommt. Die Bilder kann man sich dann gegen Bezahlung aus dem Internet herunterladen.