"Ich habe dort mit meinen Geschwistern ein Haus, drei
abgeschlossene Wohnungen in einem Komplex." Hier verbringt Frenzel
schon seit 22 Jahren immer wieder entspannte Ferientage. Die Insel
kennt er fast 40 Jahre.
Der promovierte Jurist avancierte ab 1994 zu einem der
bekanntesten Top-Manager Deutschlands. Damals übernahm er den
Vorstandsvorsitz im Mischkonzern Preussag AG, den er im Laufe der
Jahre zur heutigen TUI AG umstrukturierte. Man kennt Frenzel als
Wirtschaftsboss. Wie der Mann als Mensch tickt, das wissen die
wenigsten. Im Gespräch mit MM plauderte der TUI-Chef über
sein Leben abseits des Jobs. Wobei: So richtig rein privat ist er
selten.
"Freizeit und Beruf - das vermischt sich völlig", so Frenzel,
der seine werktägliche Zeit im Büro mit "zehn bis zwölf Stunden"
angibt. Außentermine und Reisen kommen noch hinzu.
Im Urlaub will der Touristiker abschalten. "Es ist eine Mischung
aus Entspannung und Aktivität. Leider komme ich zu selten auf den
Golfplatz von Golf de Andratx, wo ich Mitglied bin. Aber ich lese
viel." Für den bevorstehenden Santa-Ponça-Urlaub hat sich Frenzel
den Roman "Limit" von Frank Schätzing vorgenommen.
Michael Frenzel ist Kunstsammler, mallorquinische Künstler
genießen schon seit Jahren sein besonderes Interesse. "Ich kaufe
nicht, was edel und teuer ist, sondern was mir gefällt. Skulpturen
und Bilder. Jung, bunt und modern." Klar, dass er auch den bei
Capdepera lebenden Gustavo kennt, ihn schon zu Hause besucht hat.
"Ein Bild von Gustavo hängt in Hannover hinter meinem
Schreibtisch."
Ob der Manager im Insel-Urlaub viele neue Bilder kauft, ist aber
fraglich, denn er hat ein ganz konkretes Problem: "Zu Hause sind
alle Wände voll, da ist praktisch kein Platz mehr." Neben Gemälden
findet der Besucher auch das eine oder andere Foto an der Wand.
Denn die Fotografie ist ein weiteres Steckenpferd von Frenzel. "Ich
weiß nicht, wie viel Hunderttausend Fotos ich habe."
Vor 32 Jahren gab Frenzel seiner Gabriele das Jawort, das Paar
hat drei erwachsene Kinder. Die Familie ist dem Wirtschaftsboss
wichtig. "Anregungen und Kritik" geben ihm Bodenhaftung. "Ich lege
auch Wert darauf, Freunde zu haben, die in keiner Verbindung zum
Beruf stehen." Er kenne einige Menschen, die durch den beruflichen
Erfolg in einer Scheinwelt gelebt haben und letztlich daran
gescheitert sind. "Ich habe viele erlebt, die sich überschätzt
haben. Das darf man nicht."
In seiner Studentenzeit war Frenzel, der in Duisburg groß
geworden ist, politisch aktiv. Nach der Bundeswehr trat er in die
SPD ein. Es war die Zeit von Willy Brandt. Frenzel zog in den
Duisburger Stadtrat, wurde dort stellvertretender
Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten, entschied sich aber
nach einigen Jahren für den Weg in die Wirtschaft.
Vielleicht wäre alles anders verlaufen, wenn die Parteibasis ihn
damals für den Landtag nominiert hätte. "Ja, wenn das mit dem
Landtagsmandat geklappt hätte, dann wäre ich wohl in der Politik
aktiv geblieben." Ebenfalls verbunden mit einer großen Karriere?
Bis hin zu "Kanzler Frenzel"? "Das kann man nicht sagen. In der
Politik hängt viel von Mehrheiten und Stimmungen ab."
Michael Frenzel sieht sich als "Teamplayer", der offen für
Kritik ist. Mit Kritikern leben muss er seit Jahren. Nicht jeder
ist damit einverstanden, wie er die TUI AG führt. Dennoch
verlängerte der Aufsichtsrat seinen Vertrag gerade bis März 2014.
Am 2. März 2014 feiert der Manager seinen 67. Geburtstag.
Im Konzern denkt der Chef weit über diesen Zeitraum hinaus. Im
Januar hat die TUI AG eine "Denkfabrik für Freizeit und Tourismus"
ins Leben gerufen, die als eines von Frenzels Lieblingsprojekten
gilt. Es geht um eine vorausschauende Diskussion von wichtigen
Zukunftsfragen der Tourismusindustrie, bei der Experten aus anderen
Branchen mit eingebunden werden. Es wird darüber nachgedacht, wie
sich das Urlaubsverhalten verändert, wie Menschen in Zukunft ihre
Reisen buchen, was hinsichtlich des demografischen Wandels zu
beachten ist, aber man bespricht auch andere Aspekte wie
Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.
Bezüglich Mallorca ist sich Frenzel sicher, dass die Insel auch
langfristig Erfolg hat. "Sun und Beach wird immer ein Thema
bleiben. Mallorca hat eine große Zukunft wegen der guten
Infrastruktur. Die Mallorquiner erkannten früh, was der Tourismus
bedeutet. Die Insel konnte sich aber auch ihre Eigenheiten
erhalten."
Und ganz unabhängig von den Diskussionen in der Denkfabrik ist
Frenzel von einem Punkt überzeugt: "Es wird immer ein
Urlaubsbedürfnis geben. Das kann durch eine virtuelle Wirklichkeit
nicht ersetzt werden. Ich glaube, der Wunsch, die reale Welt zu
sehen und zu erleben, wird bestehen bleiben."
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