Die 1940er Jahre waren in Spanien keine gute Zeit für Kultur. Der Bürgerkrieg war gerade vorüber, die Diktatur blühte, das Land befand sich in einer wirtschaftlichen Krise.
Dennoch tat sich in Palma im Jahr 1941 eine Gruppe junger Leute zusammen, die sich der Kultur, der Musik und der Poesie verschrieben hatte. Sie nannten sich "Grupo Azul" nach dem ersten Gedichtband von Ruben Darío, der als Begründer des Modernismus gilt. Schon bald danach nannte sich die Vereinigung Circulo de Bellas Artes.
"Es gab zu jener Zeit keine Kulturinstitutionen auf Mallorca", erzählt Gaspar Sabater, seit zwei Jahren Direktor des Circulo de Bellas Artes in Palma. "Aber es gab eine große künstlerische Tradition auf der Insel, vor allem im Impressionismus, in der Landschaftsmalerei." Und er fügt hinzu: "Man muss sich vorstellen, dass damals nur ein einziger Ausstellungsraum in Palma existierte, die Galerie Costa im Carrer Conquistador. In dieser Galerie mietete der Verband einen Raum und richtete dort seinen Sitz ein."
Sehr bald wurde der Verband zur Referenz für alle Kulturangelegenheiten. Er machte sich stark für die Gründung des Sinfonieorchesters, richtete Kunstwettbewerbe aus, organisierte Ausstellungen und gründete eine Bibliothek.
Finanzielle Unterstützung gab es schon damals nicht, man finanzierte alle Aktivitäten aus den Spenden der Mitglieder. Eines der Mitglieder war Don José Balaguer (1869 - 1951), Musiker und Dirigent. Er vererbte eines seiner Häuser, das Casal Balaguer im Carrer Unió, der Stadt Palma mit der Auflage, dort dem Circulo de Bellas Artes Wohnrecht und die Möglichkeit für Aktivitäten einzuräumen. "Dort war mehr Raum für Konzerte, Workshops, Buchpräsentationen oder Ausstellungen. Von den Verkäufen der Bilder bekam der Circulo einen gewissen Prozentsatz."
Die Zeit nach dem Tode Francos brachte neuen Wind, eine neue Rolle des Verbandes, was aber auch mit Schwierigkeiten verbunden war. "Es kam fast zum Ruin", sagt Sabater. "Die Stadt als Eigentümerin des historischen Gebäudes tat nichts zu dessen Erhalt, der Circulo hatte kein Geld." Vor knapp zwei Jahren kam es zu einer Übereinkunft zwischen Palma und dem Circulo de Bellas Artes über eine grundlegende Renovierung des Casal Balaguer. Danach wird der Verband einen Teil des Gebäudes nutzen. Und er ist nun Teil der von der Stadt getragenen Stiftung "Fundación Casals D'Art", zu der auch das Casal Solleric, Ses Voltes und das Quarter d'Intendencia gehören, die allesamt als Ausstellungs- und Aufführungsorte genutzt werden. Die Stiftung, bislang im Casal Solleric untergebracht, wird ihre Büros im Casal Balaguer haben.
Die Renovierungspläne sind ehrgeizig: "Das Casal Balaguer wird den größten öffentlichen Patio von Palma - nach Can Vivot - haben", sagt Sabater, "es wird Ausstellungsräume auf zwei Ebenen geben, Räume für Konzerte, Konferenz- und Mehrzweckräume und die genannten Büros sowie eine Bar im Erdgeschoss. Sozusagen ein Kulturpentagon im Herzen der Stadt." Die Kosten sind beachtlich: Zwei Millionen Euro zahlt die Europäische Union, eine halbe Million die balearische Landesregierung. In einer zweiten Phase sollen die Fassade und die vorhandenen Möbel restauriert werden. 2012 soll alles fertig sein. Woran Sabater nicht zweifelt: "Die Europa-Millionen müssen in diesem Jahr nachweisbar ausgegeben werden."
Während des Überganges finden Workshops zu Fotografie und visuellen Künsten für die 500 Mitglieder statt. Es gibt eine Gruppe von Aquarellisten, eine weitere für Fotografie. "Wir planen die Zukunft, wir glauben an die Zukunft", sagt Sabater. "Wir möchten eines Tages ganz selbstständig sein."
Geplant sind Kunst- und Ideenwettbewerbe, Herbst- und Frühjahrssalons, Dichtergruppen und der Preis Robert Graves für Poesie, der allerdings nicht mit Barem dotiert sein wird. Außerdem denkt man an eine engere Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule, dem Galeristen- und Künstlerverband.
Die Kunstszene Mallorcas sieht Sabater kritisch: "Die Zahl der Galerien in der Stadt ist absurd. Palma ist einfach zu klein für so viele. Das bewirkt eine Kunstinflation." Außerdem befindet Sabater: "Nicht jeder, der malt, sollte auch ausstellen. Selbst Miró hat nicht nur Geniales geliefert." Der Circulo de Bellas Artes will auch in Zukunft nicht mit Ausstellungsräumen wetteifern: "Es wäre doch lächerlich, wenn wir von den Institutionen Geld forderten, um ihnen dann zu ihrem Kunstprogramm Konkurrenz zu machen."
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